Dienstag, 8. November 2016

Unsexistische Bikini-Werbung

Da findet man doch beim Aufräumen noch einen Post aus dem Sommer!
Aber ich will Ihnen den, liebe Onliner, nicht vorenthalten

Im Vordergrund des Plakates, das ich in der Gegend Basel St. Jakob vor meine Augen geliefert bekomme, prangt ein Frauenpopo. Er ist in eine grüne Bikinihose gehüllt und mit ziemlich viel Sand paniert. Werben tut er – das sehe ich allerdings erst beim zweiten Hingucken – für Möbel, denn im Hintergrund ist ein Balkonsofa aufgestellt: Das Plakat will die Leute in ein Möbelhaus nach Lörrach locken. Gehört das eigentlich schon verboten, der Einkaufstourismus schädigt ja bekanntermassen den Basler Einzelhandel aufs Schmerzlichste, ist natürlich die Werbestrategie purer Sexismus. Die Schöne wird ja wohl kaum direkt vom Beach-Volleyball auf die heimische Terrasse rennen und sich ohne zu duschen auf das schöne Sofa werfen, den Sand kriegt sie nie wieder weg. Warum also muss ich vor den Wiesentäler Möbeln einen Frauenhintern sehen?

Ein ähnliches Erstaunen regt sich in mir immer, wenn ich Autoreklamen mit Models auf der Kühlerhaube sehe. Wieso kaufen Männer eher eine Blechkutsche, wenn sich halbbekleidete Damen darauf räkeln? Denn wenn sie das Ding erst einmal haben, werden sie niemals jemand auf die Kühlerhaube lassen, was da an Dellen und Kratzern passieren könnte, ist unvorstellbar.

Sexismus in der Werbung ist ja schon lange in der Diskussion und es hat sich auch viel getan, aber immer wieder muss dennoch darauf hinweisen. Und manchmal muss man auch, wie das jemand bei einem anderen Plakat getan hat, einfach SEXISTISCH draufschreiben.

Dieses andere Plakat allerdings ist es, das mich eigentlich zu diesem Post anregt, denn auf diesem wird nicht für Möbel, auch nicht für Autos sondern für italienische Bikinis geworben. Eine schwarzhaarige Schöne zeigt viel Haut und eben diese Bademode und quer über ihr Gesicht ist SEXISTISCH geschrieben.
Entschuldigung?
Wenn es Reklame gibt, bei der ein nackter Bauch unabdingbar ist, dann ist es doch wohl Bademode. Wenn man also diese Art der Werbung abstellen will, kann man Unterwäsche, Bade- und Strandmode nicht präsentieren.

Obwohl…
Vielleicht wäre es ganz witzig, eine politisch korrekte Underwear- oder Beachwear-Werbung zu machen. Da sitzt dann ein von oben bis unten in ein langes Strandkleid gehülltes Model an der Strandbar und schlürft an einem Strandcocktail und aus ihrem Mund kommt eine Sprechblase, die besagt:
«Darunter trage ich einen Bikini von H&M®»
Da steht dann ein junger Mann im Frottee-Bademantel am Hotelpool und reckt sich und seine Sprechblase enthält:
«Gleich kommt meine SPEEDO® zum Einsatz»
Oder noch witziger: Zwei Business-Typen, ein junger Mann und eine junge Frau sitzen im Restaurant eines Intercitys, über einen offenen Laptop gebeugt und sagen bzw. sprechblasen:
«Wir tragen Unterwäsche aus der MANOR®, damit der Vertrag heute unter Dach und Fach kommt.»
Obwohl das schon wieder einen blöden Unterton hat.

Die Kampagne «Unsexistische `Dessouswerbung» könnte auch kulturell sehr ausgeweitet werden.
Da verbeugt sich eine Inderin im Sari, legt die Handflächen aufeinander und flüstert:
«Darunter trage ich einen BH von H&M®
Da schwenkt ein orthodoxer Priester im langen schwarzen Gewand den Weihrauchkessel und deklamiert im russisch-liturgisch-melodiösen Singsang:
«Darunter trage ich einen Slip von CK®»
Da kommt uns eine Holde in der Burka entgegen und meint:
«Darunter trage ich einen Bikini von Duffani®»
Wobei…
Ich weiss nicht, ob die betreffenden kulturellen oder religiösen Gruppen genügend Humor hätten, diese Kampagne zu ästimieren. Gerade bei den Muslimen weiss ich nicht, ob das ginge, einige von ihnen haben sich doch ein bisschen als witzresistent erwiesen.

Obwohl es wahrscheinlich sogar den Tatsachen entspräche. Man weiss von Sekten und Gemeinschaften, die eine rigide Kleiderordnung haben, dass gerade bei der Unterwäsche den Farben und der Knappheit gefrönt wird. Wenn man den ganzen Tag Grau oder Schwarz tragen muss, dann kann es sehr erheiternd sein, wenigstens selbst zu wissen, dass man eine gelbe Unterhose oder einen roten Unterrock trägt.

Aber lassen wir die Blödelei.
Wir müssen uns damit abfinden, dass es Produkte gibt, die man nur mit nackter Haut bewerben kann:
Sonnenschutzmittel, Hautcremes und Duschgels
Solarien, Schwimmbäder und Wellness
Unterwäsche und Beachwear
Hier von Sexismus zu reden ist Quatsch.
Alle anderen Reklamen, die mit Frauenpopos auf z.B. Möbel und Autos aufmerksam machen, sollte man verbieten.





 

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