Die Idee einer Neuordnung der Feiertage
ist seit langem im Raum gestanden. Das eine Argument war die Einheitlichkeit im
europäischen Raum, das andere war die Tatsache, dass der Name und Sinn des
Tages häufig verlorengegangen ist. Die dritte Sache war die, dass die Muslime
immer vehementer eine Einbeziehung ihrer Feste in den Kalender verlangten.
Nun ist es am 1. 1. 2025 endlich so weit:
Feiertags-Fee Lisa Tietze-Ludwig – der Name kommt Ihnen bekannt vor? Es ist
tatsächlich die Enkelin der ARD-Lottotante – betritt (nach Abspielen des
Charpentier-Klassikers) die Bühne und verkündet, dass der Aufsichtsbeamte sich
vor der Sendung vom ordnungsgemässen Zustand des Ziehungsgeräte und der 31
Kugeln überzeugt habe. Dann geht die bekannte Melodie los (da dadadada
dammmm...) und die Kugel für den Januar fällt in die Röhre: Es ist die 7 – und
weiter geht es. Wiederholt werden muss ein Vorgang, wenn der Tag ein Samstag
oder Sonntag ist oder er schlicht und einfach nicht existiert, wie der 31.
April z.B.
Am Ende stehen die Feiertage für 2028 fest: 7. Januar, 22. Februar, 16. März, 13. April, 31. Mai, 5. Juni, 6. Juli, 1. August (die Eidgenossen brechen in Jubel aus), 27. September, 4. Oktober (Grummeln in der BRD, denn knapp vorbei ist auch daneben), 17. November und 25. Dezember (Jubel bei den Kirchen). Jeder und jede kann nun für sich oder für seine oder ihre Gruppe, für ihren Verein oder Partei festlegen, welchen Name der Tag tragen soll. Während die Schweizer – Fortuna war ihnen hold – weiterhin einen Natonalfeiertag haben, wird der 1. August von den Anglern als Fisch-Tag, von den Schwimmern als Tag des Freibades, von den Veganern als Tag des Sojas und von den Antroposophen als Eurythmie-Tag gefeiert, und weil man sich schengenweit einigte, eben in ganz Europa. Vegane Angler, die gerne synchronschwimmend ihren Namen tanzen, müssen sich halt entscheiden. (Gibt es überhaupt vegane Angler?)
Sie finden das eine Horrorvision? Oder
zumindest eine Merkwürdigkeit?
Aber jetzt mal ganz ehrlich: Was feiern
Sie denn am Donnerstag? Oder wie heisst der Tag im eigentlichen Sinne? Nein,
das heisst nicht wirklich Vatertag, es gibt einen offiziellen Muttertag, aber
die Märsche, bei denen die Männer mit Bollerwagen und viel, viel Gerstensaft
durch die Lande ziehen, ist inoffiziell entstanden. Er ist auch Blödsinn, denn
der Spruch “Vati soll es auch einmal schön haben” ist bösartig falsch, mit
Kumpels saufen tun die Kerle das ganze Jahr, egal ob Ehemänner, Väter, Schwule
(ja, auch die) oder Singles. Für die Baselbieter: Auch das Stichwort Banntag
ist jünger als die wirkliche Bedeutung, das ist nämlich Christi Himmelfahrt.
Darunter kann man sich noch ungefähr etwas vorstellen, aber was feiern wir denn
an Pfingsten? Weiss kein Mensch. Allerdings gehen auch bei Weihnachten und
Ostern die Meinungen sehr auseinander, wenn man Menschen mit dem Mikrophon
bewaffnet auf der Strasse nach den Festen befragt:“An Weihnachten kommt der Weihnachtsmann, der ist da geboren.”
“An Weihnachten feiern wir so Hirten.”
“An Weihnachten kamen die Engel zu Ochs und Esel.”
“An Ostern ist der Osterhase auferstanden.”
“Nein, da wurde er gekreuzigt.”
usw. usw.
Verlockt da nicht der Gedanke, alle
religiösen, aber auch nationalen, auch alle politischen, alle Feier- und
Gedenktage für jedes Jahr neu auszulosen und zur Freibelegung zur Verfügung zu
stellen? Fromme Menschen könnte ja auch durchaus den 13. April Ostern, den 31.
Mai Himmelfahrt und den 5. Juni Pfingsten nennen, käme ja fast hin. Die
Kommunisten könnten am 31. Mai ihren Tag der Arbeit begehen und die Deutschen
einen Nach-Tag der Deutschen Einheit am 4. 10.
Ein Gewinn wäre es für alle Arbeitnehmer
insofern, dass es keine verlorenen Festtage mehr gäbe: Wenn der gezogenen Tag
ein Sams- oder Sonntag ist, wird die Kugel ja zurückgeworfen. Und diese vielen
Arbeitnehmer würden das tun, was die meisten an Himmelfahrt oder Pfingstmontag
jetzt schon machen: Wandern, Ausschlafen oder Chillen, die Freibäder oder die
Kinos blockieren, die Oma besuchen oder in den EUROPAPARK fahren, also Dinge,
die weder religiös noch politisch noch national belegt sind.
Am 1. 1. 2025 werden die Feiertage des
Jahres 2028 ausgelost worden sein. Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg
zurückgelegt zurückgelegt worden sein gekonnt sein. (In welchem Tempusdrückt
man eine Sache aus, die bis zu einem Ereignis in der Zukunft reicht, dass
fiktiv ist? Oder anders formuliert: Wie lautet 3. Person Singular Futur II
Konjunktiv Passiv von “zurücklegen”?)
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