So, seit dem
Ostersonntag ist sie wieder da: Die Sommerzeit. Wir haben die Uhren
vorgestellt, haben uns wieder eine Stunde klauen lassen und sind jetzt wieder
bis zum Herbst eine Stunde verschoben.
Ich habe es
dieses Mal sogar geschafft, die Uhr an meinem Herd ohne Nervenzusammenbruch
umzustellen, eine Tatsache, auf die ich sehr stolz bin.Sagen Sie jetzt aber bitte nicht den Satz, den ich am meisten hasse: «Schön, dass es am Abend jetzt so lange hell ist.» Wollten Sie gerade sagen? Oder Sie haben es zumindest gedacht? Das Krokodil soll Sie holen. Denn das, was es nun am Abend heller ist, ist es am Morgen dunkler.
Nehmen Sie
z.B. einen Menschen, der jeden Tag um 6.03 den Zug via Moutier nach Solothurn
nimmt. Wie? Ob das zufällig ich bin? Das bin nicht zufällig ich, das bin ganz
bewusst ich, denn ich kann ja am besten nicht über andere Leiden schreiben,
sondern über meine, die Leiden des jungen
Herters (Randbemerkung: Im Original ist das Genitiv-S wirklich noch da.)
Also, ich wollte von mir erzählen. Ich stehe um 4.45 auf, gehe um 5.38 auf das
Tram 2 und besteige um 6.03 den IC nach
Laufen-Delemont-Moutier-Grenchen-Biel. In Moutier steige ich um 7.54 in den
Bummler, der durch den Weissenstein fährt und bin um 7.20 in Solothurn West.
War es VOR
dem unsäglichen 27.3. beim Loslaufen daheim schon noch dunkel, wurde es in
Laufen schon heller, in Moutier war es sehr hell und während der Fahrt durch
den Berner Jura kam die Sonne hervor, um in Brudersphären Wettgesang zu tönen.
Jetzt ist wieder alles dahin: Loslaufen, Tramfahrt, Birstalfahrt, Jurafahrt,
alles im Dunkeln, Kuhnacht. Es ist so, wie wenn man einem die Verlockungen der
hellen Jahreszeit gezeigt hätte und ihm dann auf die Finger haut und es ihm
wieder wegnimmt.
Sagen Sie
jetzt bitte nicht, ich sei die Ausnahme. Wollten Sie gerade sagen? Oder haben
es zumindest gedacht? Das Gnu soll Sie holen. Sie werden es nicht glauben, aber
es ist NICHT so, dass ich morgens wie in I
Am a Legend durch eine verwaiste, menschenleere Stadt laufe. Staunen Sie:
Wir sind viele. Das Tram ist voll, am Bahnhof SBB strömen Hunderte auf die
Züge, die Blumenhändlerinnen sind schon am Auspacken, die Kioskerinnen am
Verkaufen, da wird Kaffee gebrüht, da werden Gipfeli gebacken und die
20min-Zeitungen sind so schnell weg, dass man gar nicht schauen kann. Nein, wir
sind viele! Wir sind Legion! Wir sind eine Armee!
Aber jedes
Jahr verhallen die Bitten der Frühaufsteher ungehört. Die Bitten, die lauten:
Lasst uns den hellen Morgen (ohne Sorgen) und stellt die Uhr nicht um.
In Pflege-
und Betreuungsheimen hat man das umgekehrte Problem. Es gibt sowieso schon ein
sehr frühes Abendessen und ein frühes Ins-Bett-Gehen, ist nun 18.30 eine
mögliche Zeit für ein Z’Nacht, ist (der Sonne nach) 17.30 eine unmögliche Zeit.
Oder singen Sie mal – das weiss ich noch aus dem Zivildienst – mit Kindern Nun legen wir uns schlafen, ‘s ist schon spät
Der Himmel ist mit Sternlein übersät
wenn die pralle Nachmittagssonne noch durchs Fenster dringt.
Die
offizielle Begründung der SZ war ja damals der Energiespareffekt. Ein Argument,
das man damals schon mit ein wenig Logik hätte entkräften können. Denn wenn ich
Strom spare, weil ich abends die Lampen später anzünde, verbrauche ich
umgekehrt Strom am Morgen, wenn es nicht hell wird. Statistiken belegen nun ganz
offiziell, dass das Stromsparziel nicht erreicht wurde. Was hindert uns nun
daran, den Unsinn wieder zu beenden?
Die
Eidgenossen haben ja eh nur mitgemacht, weil es alle anderen taten. Es war auch
doof, wenn ein Zug, der um 8.00 in Stuttgart losfuhr schon um 9.00 in der
Schweiz war und dann um 13.00 in Mailand, das brachte ja ganz falsche Ideen
über die Reisezeit. Noch lustiger am Bodensee, da fuhr die Fähre
Friedrichshafen-Romanshorn, die keine Stunde braucht, um 11.00 am Schwabenufer
los und kam um 10.45 im Thurgau an. Nein, die Eidgenossen würden den Unsinn
auch wieder beenden, wenn es der Rest von Europa täte.Vielleicht mache ich es aber auch auf eigene Faust. Und damit es nicht so auffällt, gehe ich pro Tag nur fünf Minuten zurück. Das heisst, nach 12 Tagen bin ich wieder beim alten Modus. Das gibt dann eine kleine Zeit der Verwirrung, aber damit muss ich leben. Und ab Mitte April lebe ich die Winterzeit, also die normale.
Also passen Sie auf: Wenn Sie mich in den nächsten Tagen zu einer bestimmten Uhrzeit bestellen, komme ich NICHT zu dieser Uhrzeit, ab dem 17.4. komme ich GENAU zu dieser Uhrzeit, aber nach der Sonne. Wenn Sie damit nicht klarkommen, ist es nicht mein Problem.
Schön, dass
es am Abend heller ist?
Das Krokodil
und das Gnu, und das Känguru und das Tapir sollen Sie holen.
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