Dienstag, 12. April 2016

Jamaika und Kenia - der höhere Blödsinn der Koalitionsnamen


Liebe Onliner,
machen wir einen kleinen Test:

Welche dieser Koalitionen existieren:
Ampel – Bärlauch – Holland – Kenia – Burundi – Jamaika – Teddy – IKEA – Pizza

Korrekt. Nummer 1, 4 und 6.
Wüssten Sie auch, was sich dahinter verbirgt?
Ampel = SPD/FDP/Grün
Kenia = CDU/SPD/Grün
Jamaika = CDU/FDP/Grün
(oder jeweils mit anderem „Seniorpartner“)

Wer denkt sich eigentlich diesen ganzen Schwachsinn aus? Hier eine Chronologie des höheren Blödsinns der Koalitionsnomenklatur:

Bis in die 80er war alles in Ordnung: Da regierten SPD oder CDU, die grossen Volksparteien – ja, die SPD war damals noch eine grosse Volkspartei – in absoluter Mehrheit oder waren auf die Liberalen als Zünglein an der Waage angewiesen. Die Freiheitlichen sassen deshalb in x Landtagen, obwohl sie nie besonders viele Wähler hatten und nie, nie, niemals eine(n) Direktkandidat(in) durchbekamen. Die Koalitionen hiessen dann christlich-liberal, sozial-liberal oder, wenn die FDP-Stimmen auch nicht reichten, gross.

Dann kam das, was man hätte verbieten müssen: Eine Partei nannte sich nach einer Farbe. Das war der Anfang allen Übels, denn damit hielten die Benennungen, die sich stets wie ein Modejournal lasen, Einzug in die Medien. Nein, nein, hätte man rufen sollen, GRÜN als Parteiname geht nicht, nennt euch ÖP oder DÖP oder DÖV, irgendwas mit Ö, aber nicht GRÜN. Da die Youngsters das aber nicht machten, hatten wir irgendwann eine Rot-Grüne Regierung. (Sie erinnern sich? Das war die mit dem Kanzler mit den gefärbten Haaren und dem joggenden Aussenminister.)

Jetzt fing man an, von Koalitionen in Farben zu reden, schwarz-gelb oder rot-grün.
Das dies eigentlich nicht geht, zeigt das Problem einer SPD-Linke-Verbindung. Wer ist bei einer rot-roten Zusammenarbeit der Grössere? Bisher immer die SPD, aber wenn es umgekehrt wäre? Müsste man nicht von rot-tiefrot oder tiefrot-rot reden?

Aber jeder Blödsinn findet noch eine Potenz, jeder Schwachsinn ist steigerbar, denn nun kamen die flotten Dreier.
Und um zu vermeiden, dass man drei Farben nennen muss, kam irgendein findiger Journalist auf die Idee, statt drei Farben irgendetwas zu sagen oder schreiben, das aus den drei Farben besteht. Man hätte ihn oder sie sofort rausschmeissen müssen, denn man weiss ja, was eine(r) schreibt oder sagt, machen alle in diesen Deppenbranche, betont der/die erste tschechische Komponisten falsch, tun es alle, ist eine(r) zu faul sich einen Isländischen Vulkan zu merken, sagen auf einmal alle „der Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen“.

„Ampel“ verstehen ja noch alle. Die Farben der Lichtsignalanlage sind jeder und jedem vertraut.
Aber „Jamaika“?
„Kenia“?
Wer hat bei sich zu Hause eine Tafel mit allen Flaggen der Welt? Zumal eine ganze Generation mit „Jamaika“ nicht die Landes-, sondern die Rastafarben verbindet, („noooo womaannnn nooo cryyyyy…“) und die entsprechen der Ampel.

So ist im Radio jetzt immer wieder zu hören „Eine Kenia-Koalition, also eine Koalition aus CDU, SPD und Grünen…“
Gute Güte! Wenn die Merkhilfe so untauglich ist, dass ich sie erklären muss, warum lasse ich sie dann nicht ganz sein? Das ist, wie wenn man sich den Geburtstag von Büchner als Eselsbrücke für das Passwort nimmt und sich dann irgendwo das Geburtsdatum von Büchner aufschreiben muss, weil man es stets vergisst. Oder wollen die Medien uns so lange einhämmern, was „Keniakoalition“ ist, bis wir es tief in den Kopf eingegraben haben? Bis zur nächsten Farbkombi?
Die „Spanien-Koalition“? (=SPD, FDP und Linke)
oder die
„Osterglocke“ ? (= Grüne und FDP)

Und um eines auch noch klar zu stellen: Die AfD ist nicht blau, wie es ihren Plakaten zu entnehmen wäre, sie ist und bleibt braun, und wenn doch in ein paar Jahren mit ihr zusammengearbeitet wird, was sicher der Fall sein wird, dann ist die entsprechende Verbindung die „Haselnuss“

 

 

  

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