Ich meine die Namensfindung.
Die Frage, wie er/sie denn heissen soll, hat schon Paare VOR der Geburt an den Rand der Scheidung gebracht, weil er von Bernd / Monika und sie von Roberto / Anna-Sofia nicht abrücken wollte.
Nichts ist schwieriger als einem Kind einen Namen zu geben.
Brauchte ein Paar vor 150 Jahren sich gar keine Gedanken machen, denn die
Auswahlmöglichkeiten bestanden aus Name des Grossvaters, Name des Vaters, Name
des Paten oder Name des Heiligen des Geburtstages (oder alle zusammen, ich hiesse dann Jakob
Eberhard Ernst Valentin Herter), gab es vor 50 Jahren nur eine kleine Auswahl
von 40-50 männlichen und weiblichen deutschen (!) Vornamen, die überhaupt genehmigt
wurden. Heute ist die Liste auf gefühlte 3000 Namen angewachsen, kamen in
meiner Geburtszeit die Skandinavier dazu, es wimmelte von Svens und Roalds und
Larsens und Brittas, erschienen später die italienischen, französischen,
spanischen und schliesslich die indischen, indianischen und afrikanischen
Namen.
Wie soll ein Kind nun heissen? Lassen Sie mich – obwohl ich
keine Kinder habe – Ihnen ein paar Ratschläge geben, vor allem was Sie nicht
machen sollten.
1
Wählen Sie keinen Modenamen! Jedes Kind möchte doch
irgendwie etwas Besonderes sein, und da ist es ein wenig hinderlich, wenn man
in der Kita die 13., in der Grundschule die 14. und im Gymnasium die 15. Clara
ist, wenn immer, wenn der Name fällt, jede(r) fragen muss: Welche Clara? Die
Clara Meier oder die Clara Schulze oder die Clara Huber? Oder die Clara Schmid,
stimmt die gibt es ja auch noch?
2
Achten Sie auf die Gesamtlänge des Namens und den
Zusammenklang. Wenn Sie z.B. Gut heissen, kommen Sie bitte nicht auf die
bescheuerte Idee, Ihren Sohn Knut zu nennen, nicht Hans, wenn Sie Stranz
heissen. Ein einsilbiger Vorname kommt bei einem zweisilbigen Nachnamen gut.
(So wie Rolf Herter, das ist jetzt aber Zufall…) Sollten Sie das schon an sich
totalbehämmerte Vorhaben in die Tat umgesetzt haben, sich einen Doppelnamen
zuzulegen, den auch die Kinder tragen, dann sind kurze Namen fast ein Muss. Ein
Friedrich-Michael Scheufenberger-Hammerstein oder eine Rosmarie-Christiane
Tautinger-Lachenmann sind eine Witznummer, und ich habe – voller Ernst! – schon
solche Namen gesehen.3
Niemand wird sein Leben lang mit der gleichen Frage konfrontiert, einer Frage, die er schon hört, wenn die Leute Luft holen, einer Frage, die irgendwann nur noch nervt, obwohl sie völlig logisch ist, die nervt, eben weil man sie schon 1239876mal gehört hat. Eine solche Frage ist: „Mochten deine Eltern XY?“
Überlegen Sie also gut: Sie mögen glühende Ibsenianer sein, aber muss Ihr Kind wirklich Hedda heissen? Sie mögen den Midsummernight’s Dream für das gelungenste Theaterstück halten, aber soll Ihr Sohn im Ernst ein Demetrius werden? Ende-Fans Ok, aber muss Atreju als Vorname des Filius sein? Meiden Sie auch Legolas, Frodo oder Gimli. Oder Hermine oder Ron.
4
Blöd sind aber auch Namen, bei denen das Gegenüber einen
falschen Bezug wittert. „Sind deine Eltern Ladykracher-Fans?“ wird Anke
Drosthoff ständig gefragt, dabei hat sie ihren Namen (ihre Eltern sind
Musikwissenschaftler) von jener Anke, auf die bei ihrer Hochzeit ein Loblied
mit fast 200 Strophen in samländischer Mundart gesungen wurde, Anke van Tharaw,
die später in gekürzter Fassung als Ännchen von Tharau wiederkehrte.„Sind deine Eltern Quizfans?“ mit dieser Frage muss sich Günter Millich herumschlagen und wieder und wieder und wieder erklären, dass er nach Günter GRASS und nicht nach Günter JAUCH heisst, und wenn dann die Bemerkung kommt, Jauch sei aber auch ein sehr kluger Kopf, dann muss Günnie manchmal aufpassen, dass er nicht zuschlägt. (Jauch ist nämlich nicht, wie viele denken, einer der klügsten Köpfe der BRD, nein, er kann einfach lesen, die Antwort steht auf dem Teleprompter, gut, lesen können ist in Zeiten des grassierenden Analphabetismus ja bald ein Zeichen von Intelligenz.)
Sind Sie gerade schwanger? Dann beneide ich Sie nicht.
Ich meine die Namensfindung. Nichts ist schwieriger als einem Kind einen Namen zu geben
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