HERBSTREISE
Tücher können verloren gehen. Auf Gepäck muss man achten.
Nonnen haben ein Recht auf Aussicht. Vieles ist doppelt auszusagen. Belege sind
zu gross. Alte Gasthöfe sind besser als neue.Aber…
Das ist ja ein…
Ich bin völlig begeistert.
Jetzt müssen wir nur ein Stäbchen-Muster erfinden und das Ganze anders schreiben, dann haben wir:
Ein I-Ging!
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HERBSTREISE
Tücher können verloren gehen. Auf Gepäck muss man achten. Nonnen haben
ein Recht auf Aussicht. Vieles ist doppelt auszusagen. Belege sind zu gross.
Alte Gasthöfe sind besser als neue.
Ich weiss gar nicht, ob die Anzahl der komischen Striche
stimmt, ich weiss auch nicht, ob man überhaupt ein neues I-Ging erfinden darf,
aber ich finde es grossartig.
Sie nicht? Sie halten I-Ging für Quatsch? Sie halten
womöglich auch Pendeln und Tarot für Unsinn?
Nun lassen Sie mich mal ganz klar sagen: Alle diese
Techniken sind die besten Erfindungen.Und zwar nicht, weil da irgendeine kosmische Macht am Werk ist oder die Götter des Hindu-, Shinto-, Buddh- oder Konfuzianismus mitspielen. Sondern weil die Zeit, in der Sie das Pendeln pendeln lassen oder die Stäbchen oder Münzen werfen oder die Karten vor sich auf den Tisch legen und betrachten, eine Zeit des Zur-Ruhe-Kommens und des Nachdenkens ist.
Wenn zum Beispiel ein Aussenminister sich überlegt, ob er
bestimmten Flüchtlingen nur noch ein sechsmonatiges Bleiberecht geben, einen
Zaun bauen oder die Flüchtlinge am besten gerade
an der Grenze abknallen soll, dann ist es doch besser als
dieses Brainstorming gleich vor Journalisten zu betreiben, sich erst einmal in Ruhe
hinzusetzen und zu I-Gingen. Und wenn er dann so da sitzt und die Stäbchen
wirft und bündelt und legt und bündelt und nochmal wirft, dann kommt er
vielleicht darauf, dass das alles keine so wahnsinnig guten Ideen sind.
Wenn zum Beispiel ein Sportschef sich überlegt, ob man die
nächste WM, EM, die nächste National- oder Regionalmeisterschaft einfach dem
Meistbietenden geben soll, egal ob das Land oder Stadt die logistischen,
geografischen oder verkehrstechnischen Möglichkeiten hat, dann ist es doch
besser als sofort eine Rundmail zu schreiben erst einmal das Tarot zu machen.
Und wenn er dann den ENGEL DER STÄBE an den TOD und den RITTER MIT DEM
SCHMUSETUCH legt und sie eine Stunde betrachtet und dabei nachdenkt, dann kommt
er vielleicht auf die Idee, dass das Ganze doch anders laufen sollte.
Unsere Zeit ist eine Zeit der unüberlegten Schnellschüsse.
Politiker, CEOs und Funktionäre handeln nach dem Tagesplan: 8.00 Idee, 8.15
Idee verbreiten, 8.30-12.00 Shitstorm wegen Idee einstecken, 12.00-13.00
Mittagspause 13.15 offizielle Rücknahme der Idee, 13.30-16.00 grösseren
Shitstorm wegen Überforderung und Diffusität einstecken, 16.15 Rücktrittsforderung
zurückweisen, 16.30 Rücktrittsforderung zurückweisen, 16.45 Rücktritt, 17.00-…
Sinnloses Betrinken
Wäre da der Tagesplan 8.00 Idee, 8.15 Pendeln, 9.15 Tarot,
10.15 I-Ging, 11.30 Verwerfen der Idee, 12.00-13.00 Mittagspause, Nachmittag
zur freien Verfügung nicht eindeutig besser?
Wer übrigens das Kartenrumgelege, Stäbchengewerfe und
Rumgependele nicht so mag, kann auch Ikebana machen, das meditative
Blumenstecken erfüllt den gleichen Zweck als Nachdenk-Oase.
Und man hat am Ende einen hübschen Blumenstrauss im Zimmer
stehen.
Mit diesem etwas hexerischen Plädoyer für Nachdenkzeit endet
auch die Hexalogie (ich entschuldige mich für dieses blöde Wortspiel) der
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Tücher können verloren gehen. Auf Gepäck muss man achten. Nonnen haben
ein Recht auf Aussicht. Vieles ist doppelt auszusagen. Belege sind zu gross.
Alte Gasthöfe sind besser als neue.
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