Montag, 30. November 2015

EU-Kommission schlägt Alarm: Kinder können keine Foliensterne mehr

Ich lag verkehrt!
Ich lag kreuzverkehrt!
Die Youngsters können das gar nicht mehr!
Nein!
Heute fand ich folgenden Artikel:

EU-KOMMISSION SCHLÄGT ALARM: KINDER KÖNNEN KEINE STERNE MEHR BASTELN

Ein fröhlicher Vormittag in der Luzerner Spielgruppe GOLDKÄFER . Heute, am Freitag vor dem Ersten Advent ist das Basteln von Goldfoliensternen angesagt. Die beiden Erzieherinnen Regula und Meta haben Tische parat gemacht, auf denen blaue, grüne, rote und violette Folie, Scheren, Lineale und Leim bereitliegen, und nun helfen sie den lieben Kleinen beim Erstellen der Schmückobjekte. Diese sind mit roten Backen und glänzenden Augen bei der Sache. „I mach des so gärn“, sagt Daniel (6) und schneidet mit grosser Konzentration in das schillernde Papier. „Mami hangt’s hyt no an d’Tannezwyg“, so Lucy (5), die mit gleichem Eifer bei der Sache ist.

„Die Kinder tun das sehr gerne“, so Erzieherin Regula, „es entsteht ein einfaches, aber unglaublich schönes Objekt, oder sogar mehrere, die man an die Adventszweige, aber auch ans Fenster hängen kann.“ Und Meta ergänzt: „Und unbemerkt lernen die Kleinen so viel dazu, es hat also auch einen pädagogischen Nutzen. Sie lernen, was ein Quadrat ist, was eine Diagonale ist, sie lernen mit Schere und Leim umzugehen und sich an eine klare Anweisung zu halten.“

Alles wunderbar also?
Mitnichten.

Was die beiden Frühpädagoginnen und natürlich auch die Kinder nicht wissen: Die meisten der gebastelten Weihnachtsobjekte fallen im strengen Standardvergleich durch. In einer PISA-Teilstudie hat die Europäische Kommission für Bastelunterricht kürzlich das Können und Wissen bezüglich Foliensternen getestet und ist zu erschreckenden Ergebnissen gekommen: 75% der Kinder können keine korrekten Sterne mehr herstellen. Kommissionspräsident Jean Lubert (Frankreich) erklärt:

„Wir beurteilen die Exaktheit des Quadrats, die Genauigkeit der Falzung, dann die Einschnittlänge und die Nichtüberlappung der Folie, schliesslich noch den Abstand der Spitzen vom Mittelpunkt. Ja, und natürlich den Abstand der 8 Spitzen untereinander. Die Abweichung von der Norm ergibt dann einen Wert, den man in Prozent ausdrücken kann.“

Die Tabelle der Abweichungswerte zeigt, wie schlecht die Eigenossen im Vergleich mit ihren Nachbarländern dastehen:

 
Quadrat
Falzung
Schnittlänge
Nichtüberlappung
Abstand vom Mittelpunkt
Abstand untereinander
D
5%
10%
5%
7%
20%
15%
AU
3%
15%
8%
12%
21%
17%
F
10%
11%
13%
20%
27%
19%
I
8%
14%
15%
20%
26%
20%
CH
19%
20%
21%
23%
30%
36%

Ein alarmierender Zustand. Das Argument, dass sich Kinder vielleicht noch entwickeln und dass das Foliensternenfalten gar nicht so wichtig sei, wischt Beat Müggli, Sprecher des SVL, des Schweizerischen Verbandes der Lehrlingsbetreuer harsch weg: „Wie sollen Kinder, die im Alter zwischen 4 und 6 bei Weihnachtssternen eine Abweichung von 30% erreichen, in ein paar Jahren eine Lehre beginnen, bei der nur Toleranzen von 2 bis 7 Prozent erlaubt sind? Nein, aus diesen Gestalten werden keine Polymechaniker oder Automatiker. Sie sind für den ersten Arbeitsmarkt unbrauchbar.“

Johanna Durdler, Professorin für Frühpädagogik an der Fachhochschule Zürich, sieht die Ursachen in einer zu frei und zu spielerisch gestalteten Erziehung: „Der 1.Platz der Deutschen zeigt doch wieder einmal, dass in unserem Nachbarland, das aus geborenen Untertanen besteht, einfach präziser gearbeitet wird. Da sagt die Erzieherin halt, dass der Stern schlecht aussieht, weil er nicht nach der Regel erstellt wurde. Bei uns lobt man die Kleinen zu viel für Produkte, die in keinem Fall irgendeiner Norm entsprechen.“

Die Spielgruppe hat ihre Arbeit beendet, räumt auf und setzt sich zum Schlusskreis, bei dem heute „Das isch dr Stärn vo Bethlehem“ gesungen wird. Meta und Regula wünschen ihren Schützlingen einen schönen Nachmittag. Dann ist es auch schon Zeit und die Kleinen werden abgeholt. Mit fröhlichen Gesichtern präsentieren sie ihre Folienweihnachtssterne den Müttern und Vätern: „Lueg, ich ha füüf Stärnli gmacht!“, „Ich ha rooti und grieni.“

Wissen die Eltern, die jetzt loben und strahlen, was für unbrauchbare Dinge sie da gerade in Empfang nehmen?

Wahrscheinlich nicht.

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