Nein, ich wollte eigentlich weg von dieser Story, aber jetzt fragte ein Leser, ob ich wirklich eine Badehose aus Oberbayern habe und warum.
Gut, beantworten wir noch diese Frage, bevor wir uns endgültig von der Geschichte verabschieden.
Bevor die ganze Antwort kommt, sei noch eine Missverstehung ausgeräumt: Die Oberbayrische Badehose ist kein Kleidungsstück, das durch sein Aussehen seine Herkunft irgendwie preisgibt: Sie ist nicht aus Leder, sie hat keine Hosenträger und keinen Vorderlatz. Sie ist auch nicht mit irgendwelchen Oberbayrischen Motiven bedruckt, weder mit Neuschwanstein noch mit einem Votivbild, weder mit dem blau-blau-blau blühenden Enzian noch mit einem Alpengipfel. Sie können diese oberbayrische Badehose also getrost tragen, ohne dass man Sie für einen CSU-Abgeordneten hält und beim Betreten der Dusche den Bayrischen Defiliermarsch anstimmt.
Die oberbayrische Badehose ist ein funktionales, sportliches
Schwimmutensil mit einem ultramarin-himmelblau-weiss gehaltenen
Pseudobatikmuster, also ein Kleidungsstück, mit dem Sie auf den Liegewiesen und auf
der Restaurantterrasse nicht auffallen, was Sie mit einer Badebekleidung á la
Franz-Josef Strauss sicher täten. (ausser in Oberbayern, und vielleicht sogar
da)
Die Oberbayrische Badehose stammt aus Lindau, was ja gar
nicht so richtig Oberbayern ist, da sind die Leute noch relativ normal, da
schwappt so viel von Schwaben und der Schweiz und aus Vorarlberg herüber, dass
sich der echte Oberbayrische Geist, der Geist des königstreuen Bayern, der bayrisch-bodenständige, der
bayrisch-dickstirnige Geist gar nicht so richtig ausbreiten kann. In Lindau
fehlt durch die Lage im Dreiländereck
das Fingerhaklige, das Schuhplattlerische, es fehlt die
Freistaat-Mentalität, die Oberammergau-Gesinnung.
(Obwohl die ja gerade, dieser Exkurs sei gestattet, ziemlich
im Wackeln ist, immerhin haben die ja – unter hitzigsten Diskussionen und
Abstimmungen – einen Muselmanen zu einem der Spielleiter bestimmt, allerdings
einen im Ort geborenen, der also das Bayrische, das Oberbayrische, das
Katholisch-CSU-Bajuwarische voll eingesogen hat.)
In Lindau, dem Ort in dem ich meine Oberbayrische Badehose
erstanden haben, können Sie durch die Nähe des zivilisierten Auslandes, der
Schweiz, Vorarlbergs und Baden-Württembergs, Dinge tun, die sie im übrigen
Oberbayern nicht könnten:
Sie können jeden Passanten nach einer Evangelischen Kirche
fragen.Sie können im Café sitzen und Böll oder sogar Wallraff lesen.
Sie können am Kiosk einen SPIEGEL oder STERN verlangen.
Sie können einen Mann küssen.
Und Sie können eine Badehose kaufen, das wollte ich ja
eigentlich erzählen.
Wir sind nämlich jedes Jahr bei den Bregenzer Festspielen, wohnen aber in Lindau. Nun war ich vorher im Internet auf einen Laden gestossen, der Bademode vertreibt. Diese wunderbaren Teile sind nicht nur sportlich, elastisch, tragekomfortesk und quicktrocknend, nein, sie haben herrlich fröhliche, farbige Designs. Bei den Sportlabels ist ja seit Jahren Dunkelblau und Schwarz angesagt. Also nutzte ich den Aufenthalt am Bodensee um eine solche Badehose zu kaufen.
Das ist gelogen.
Ich hatte – und das ist für einen Regelmässigschwimmer sehr, sehr peinlich – meine Badehose vergessen, und dann sah ich den Laden, und dann war ich allerdings froh, dass ich meine Badehose vergessen hatte.
Die erste Version klang besser, gell? Manchmal muss man einfach ein wenig flunkern. Und das passt natürlich wieder absolut nach Oberbayern, denn Oberbayern ist ja auch eine einzige Lüge: Neuschwanstein ist keine mittelalterliche Burg, auf den Volksmusikabenden werden keine Volkslieder gesungen und Trachten getragen, die ein norddeutscher Designer entwirft, die Lederhosen sind made in Taiwan und die Sepplhüte made in Hongkong. Und die CSU ist weder sozial noch christlich.
Alles Lüge also, aber macht nix, manchmal muss man mit der
Wahrheit ein wenig lax umgehen. (Freitag mehr dazu)
Hauptsache ist doch: Dass die Oberbayrischen Badehosen etwas
taugen.
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