Freitag, 8. Mai 2015

UPK mit Sensationsergebnis



Ich querlese mich durch den BLICK AM ABEND, auf der Suche nach bepostbaren, nach postverwertbaren, nach posttauglichen Themen: Die Bachelorette, lese ich da, hat zwei ihrer Freier nach Hause geschickt, geschenkt, denke ich, geschenkt, ich frage mich nur, wie sie die überhaupt auseinanderhalten kann angesichts der uniformen Fintnessstudiogestalten. Das Royalbaby heisst Charlotte, auch nicht aufregend, Astrid-Ronja wäre etwas Witziges gewesen, Sobikanska oder Maria Bombastica. Die UPK hat ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich, ok, ich gönne es der Firma, und ich schreibe den BLICK als Postquelle ab und suche das Kreuzwortgerätsel und die Sudokus.
Da brummt es aber doch in meinem Hirn, wer ist denn UPK, eine Erdnussfirma (United Peanuts Cooperation), müsste dann aber UPC heissen, oder die Union Paketkontrolle? Die Psychiatrischen Universitären Kliniken können es ja kaum sein, nun blättere ich doch zurück und siehe da: Es ist jene Einrichtung, die man früher gemeinerweise als Irrenhaus oder Klapse bezeichnete.
Sie hat im 2014 alles, aber auch alles gesteigert, Anzahl Verweilnächte, Anzahl Patienten, Anzahl Betten, Umsatz, Gewinn, Rücklagen, 2014 war für die Basler Psychiatrie ein „erfolgreiches Geschäftsjahr“ mit „neuem Patientenrekord“.

Glückwunsch, UPK, denke ich, Glückwunsch!
Aber Ich denke auch:
Na ja, so kann man das also auch sehen. Denn eigentlich ist diese schöne Meldung eine desaströse, eine negative, sie ist eine Hiobsbotschaft, heisst sie doch, dass die Bewohnerinnen und Bewohner beider Basel im letzten Jahr psychisch kränker geworden sind.
Wat den Eenen sin Uhl is den Annern sin Nachtigall, sagen die Fischköpfe, und so kann man natürlich alles irgendwie auch schönfärben. Oder anders gesagt: Jede Katastrophenschlagzeile kann man auch als Umsatzsteigerung für irgendeine Branche umformulieren.

Schreiben wir also nicht mehr, die Franzosen seien im vergangenen Jahr mehr fremdgegangen, hätten mehr erpresst und betrogen, schreiben wir, dass der Verband der Privatdetektive an Loire und Seine ein Wachstum von 30% verkündet.
Schreiben wir nichts über Kriege, Bürgerkriege und Revolutionen, über zerbombte Städte und
Häuser, schreiben wir, dass Heckler&Koch oder Mauser ein Supergeschäftsjahr hatten.
Sagen wir, dass die Brennerei Oltingen 30 neue Stammkunden gefunden hat und nicht, dass Oltingen 30 neue Alkis hat, die mit roter Nase durch die Dorfstrasse torkeln.
Sagen wir, dass LERNLEICHT®, SCHÜLERHELFER® und SUPERTUTOR® ihren Gewinn auf 23 Millionen heraufdrücken konnten und nicht, dass kaum ein Schüler in BaWü angesichts des bescheuerten G8 noch mitkommt.
Nein, es ist alles positiv:
Da sich aus jeder Schweinerei Geld machen lässt, bedeutet mehr Sauerei mehr Umsatz für irgendjemand.

Die Frage ist allerdings: Warum werden die Baslerinnen und Basler immer verrückter? Depressiv kann man eigentlich nicht werden in dieser Stadt und paranoid auch nicht. Nichts beruhigt mehr als der Rhein, wenn er träge und der Mittleren Brücke hindurchströmt, nichts muntert mehr auf als die blühenden Kastanien auf der Pfalz, nichts ist labsalender als ein Einkaufsbummel durch die Freie Strasse und nichts macht den Kopf freier als ein Schwumm im Joggeli. Ich glaube, da hat wieder mal unsere Chemie ihre Hände im Spiel, einerseits produzieren sie Burnoutler am Laufmeter, andererseits erfinden sie, wenn es sein muss, ein paar pillenumsatzsteigernde Krankheiten – oder machen normale Befindlichkeiten zu welchen.
Wollen Sie ein Beispiel?
Bitte: Während früher eine Trauerzeit von einem halben Jahr (vielleicht sogar ein ganzes) durchaus angemessen erschien, ist heute Niedergeschlagenheit ab 5 Wochen nach dem Todesfall schon leicht pathologisch, ab drei Monaten spricht man von einer reaktiven Depression.

Aber wir wollten ja nicht so düster schreiben, wir freuen uns ja über den Umsatz der UPK.
So wie wir die Schlagzeile über das Royalbaby auch so setzen können:
Königliches Mädel hat Allerweltsnamen: 10 000 Briten freuen sich über Wettgewinn.

So wie wir die Überschrift über die Heimschickung von Jocki (22) und Tummi (24), die trotz knackigsten Hintern und extremem Sixpack bei Frieda Hodel in Ungnade gefallen sind, auch so formulieren könnten:
Die Bachelorette hat gesprochen: Jocki und Tummi dürfen endlich wieder heim.   


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