Es ist von meiner Qualitätskontrolle minutiös gecheckt
worden, ob im letzten Post wirklich kein P drin ist: Es war keines drin.
Aber es hat Spass gemacht, das mit dem fehlenden „P“. Die
berühmte Pariser Schreibschule Oulipo hat ja ihren Studenten Aufgaben dieser Art
gegeben, um ihre Kreativität durch Suchen eines Umwegs zu fördern: Da musste
man Texte ohne „E“ schreiben, ohne männliche Wörter, ohne Partikel, da wurde
der Wortwert (A=1, B=2) und der Satzwert errechnet, da wurde anagrammiert und
palindromisiert. Einer meiner QAs hat dann tatsächlich im Roman Fortgang, der ohne „E“ auskommt –
man stelle sich das einmal vor, das ist im Deutschen wie im Französischen eine
Herkulesaufgabe – ein „E“ gefunden, allerdings nur eines.
Ein „P“ wegzulassen ist da natürlich viel einfacher, aber es
bringt manchmal witzige Wörter hervor.
Man kann das übrigens mit jedem Buchstaben machen, hätten
Sie nicht gedacht, gell? Früher kursierten bei uns zwei Sätzlein, die man rufen
sollte, wenn man an einer guten Echostelle ist, so in den Bergen und so:
Wie heisst der
Bürgermeister von Wesel? – (Esel)
Was hat der Jäger in
der Tasche?– (Asche)
Hat übrigens nie funktioniert. Auch wenn Böll in seinem
Roman Haus ohne Hüter das Echo der
Kapellenwand den Pfarrer wiederholen lässt, der von -ührer, -olk und -aterland redet (!!!), dann geht das technisch nicht,
wird aber zu einem der Leitmotive dieses Buches.
Viele Sprichwörter funktionieren nach dem Muster
Erster-Buchstabe-weg:
Eile mit Weile.
Nomen est Omen.
Gut, treiben wir das Spiel ein bisschen.
Da sind z.B. die Romane und Texte von Autorinnen und
Autoren, die früher Fanal waren,
jetzt aber feuchtgebietsoid nur noch anal
sind, da sind die Waffenhändler und Waffenlobbyisten, die, sieht man ihnen
ins Gesicht, sich als affenlobbyisten
entpuppen. Da sind Trostworte, die
so vergammelt sind, dass es rostworte
werden, noch zynischer ist der Gedanke, dass der Priester der Hexe auf dem
Scheiterhaufen rostworte zuspricht.
Wollte man früher ein bisschen Tapetenwechsel, machte man
eine Wallfahrt, heute, wo man schon
die ganze Welt gesehen hat, wird es halt eine allfahrt, kostet – welch schönes Wortspiel – gar nicht die Welt,
sich ins All schiessen zu lassen.
Wollte man früher gesund werden, ging man in Kur und liess
sich eine Zeit lang ausgiebig behandeln, ausgiebig gibt es nicht mehr, der
frisch operierte Patient wird mit blutigen Bandagen auf die Strasse gesetzt,
man braucht wieder Betten, es wird ihm
noch genau erklärt, wie er die Verbände wechseln soll, hier ist also aus der Heilkunde eine eilkunde geworden.
Früher nahm man den anderen, die andere beim Wort und konnte ihn oder sie auch beim
Wort nehmen, heute nimmt man seine Mitmenschen nur noch beim ort. (Ich weiss, wo du bist, ob du
lügst, kann ich nicht sagen.)
Und der Gang von Steuer zu teuer ist ja fast schon sprichwörtlich.
Und der Gang von Steuer zu teuer ist ja fast schon sprichwörtlich.
Das Schönste aber ist die ummheit.
ummheit ensteht, wenn die Zeit eines dummen Menschen um ist,
und zwar wegen seiner Dummheit. ummheit ist,
sich parlamentarische Vorstösse von ausländischen, vorzugsweise lybischen oder
syrischen Lobbyisten schreiben zu lassen, ummheit ist auch, wenn zwei
Politikerinnen die tupfen- und tüpfeligleiche Rede halten, weil sie dieselbe
PR-Agentur haben. (Zu sehen bei Giacobbo/Müller) ummheit ist aber auch,
sich VOR Stellenantritt oder WÄHREND der Probezeit negativ über Chef,
Mitarbeiter, Arbeitspensum und -gebiet, negativ über Kantine und Kunden zu
äussern, und zwar auf Facebook, WhatsApp UND Twitter, dann ist man so etwas von
umm, ummer geht gar nicht. – Und ich verstehe den Shitstorm nicht, der über die
Chefs hereinbrach, wer die Arbeit so Scheisse (s.v.v.) findet, dass er oder sie
es 5000 Followern mitteilen muss, muss den üblen Job auch nicht weiter machen.
ummheit gibt es übrigens für umme.
So, liebe LuL, jetzt können sie ein wenig selber spinnen.
Ja, auch pinnen, wenn sie etwas Lustiges gefunden haben. Lassen Sie einfach bei
jedem Nomen und bei jedem Verb den Anfangsbuchstaben weg.
Es war kein p in meinem letzten Post, das habe ich genau
gecheckt. Eigentlich hat es WORD® geprüft, denn das Suchprogramm findet jedes
Zeichen eines bestimmten Typs im Text.
Es gibt leider noch kein Suchprogramm, dass (D)ummheit in Texten aufstöbert.
Leider.
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