Montag, 25. Mai 2015

Gebühren(?) für Sauna, Badehose, Duschen und Handtuch

Ich stosse auf eine Anzeige:

Neueröffnung: ELDOBADO® in Bagglingen-Wüllinshofen
20 Rutschbahnen, 50m-Becken, 25m-Becken, Planschbecken, Sprungturm (15m, 10m, 5m, 3m), 3000qm Saunalandschaft, grosse Liegewiese, Cafeteria.
Mo-So 7.00 – 22.00
Tageskarte Erwachsene 10.-

Wow, denke ich, wow, das ist ja ein Superpreis, und obwohl ich ja nur schwimmen will (vielleicht einmal rutschen und ein wenig in der Sonne liegen), beschliesse ich, nach Bagglingen-Wüllinshofen zu fahren und das Eldobado – welcher Texter hat das wohl wieder verbrochen? – in meine Schwimmbadsammlung einzufügen. Die Fahrt kostet mich ja dank meines Generalabonnements nichts.
Ich reise an, finde das imposante Gebäude, trete ein, finde die Kassa und lege der Kassiererin lächelnd einen Corbusier (s.unten) hin.
„Danke, aber da kommt noch die Saunagebühr dazu.“ „Die Saunagebühr?“ „Ja, es gibt eine obligatorische Saunagebühr.“ Als ich sie darauf hinweise, dass ich gar nicht saunieren WOLLE, erklärt sie mir, es gebe zwischen Bade- und Schwitzbereich keine Schranke, ich KÖNNE also jederzeit in den Saunabereich gelangen, KÖNNE das klassisch finnische, aber auch das türkische, das mongolische, das indianische und persische, sowie das chinesische, indische und baskische Dampf- und Schwitzbad benützen. Ich wiederhole, dass ich nicht dampfen, brodeln und schwitzen WOLLE, aber das ändert nix.

Ich stecke den Corbusier ein und zücke zwei Honegger. „Rutschbahngebühr“, sagt sie mit süssester Stimme. Es wiederholt sich der Dialog mit anderen Worten, ich bestehe darauf, nicht rutschen zu WOLLEN, sie weist darauf hin, ich KÖNNE für die Gebühr auch alle Rutschen berutschen, die Looping-, Kessel- und Pfeilrutsche, die Bahnen Hellsangels, Blautrichter und Highspeed, sowie viele andere mehr.
Ich stecke meine Honegger weg und zücke eine Taeuber-Arp und wieder den Corbusier.

Aber es bleibt nicht bei diesen 60 Franken:
Für das Ausleihen einer Badehose, eines Handtuchs und einer Schwimmbrille werden noch einmal Gebühren fällig. Meine inzwischen flehentlich, ja bittigst, ja tränenreich dargebrachten Ausführungen, dass ich alles dabei hätte, Badehose und Brille, und schliesslich - ich bin ja Adamianer - wüsste ich auch, wo mein Handtuch ist, werden abgewiesen, für die kleine(?) Gebühr von je 15.- KÖNNE ich in einer schwarzen Superelastanbadehose schwimmen, einem Kleidungsstück, das meinen Hintern wie einen 20jährigen Po aussehen liesse, das Handtuch, das ich nehmen KÖNNE, sei aus echter Pandawolle gewebt und würde mich beim Rubbeln in philosophische Dimensionen befördern und die Brille: Marc Spitz habe keine bessere gehabt. Ich zetere und schreie, ich hätte ein Tuch und eine Schwimmaugenschützung und mein Hintern würde, egal in welcher Hose, halt wie 50 aussehen. Vergebens.

Am Ende liegt ein Giacometti und ein Honegger auf dem Drehteller, 15.- zahle ich noch fürs Duschen, dafür KANN ich auch eine ganze Stunde unter dem Prasselwasser bleiben, bis ich schrumpele. Das ELDOBADO® in Bagglingen-Wüllinshofen ist somit teurer als alle anderen Spassbäder (eigentlich heisst es "freizeitorientiert", weil Streckenschwimmer das scheins beruflich machen...) der Schweiz.

Nun aber mal ehrlich:
Das sind doch keine Gebühren.
Wenn ich ständig für etwas zahlen muss, dass ich gar nicht will, dann ist das einfach ein überhöhter Eintrittspreis.
Das wäre so, wie wenn man von Leuten, die keinen Fernseher haben, eine TV-Gebühr verlangte, das wäre so, wie wenn man eine Internetrundfunkgebühr einzöge, auch wenn die Person gar keinen PC hätte, ja so, wie wenn man selbst von Waldbewohnern, die nicht einmal Strom haben, den vollen Betrag verlangte.
Aber auf so eine blöde Idee kommt ja niemand. Wer Radio hört, zahlt Radio, wer fernguckt, zahlt TV, wer einen PC hat, zahlt auch das Webradio mit, alles andere wäre ja Schwachsinn.
Eine Gebühr, die man blechen muss, obwohl man das begebührte nicht nutzt, ist keine Gebühr.
Sondern ein Eintritt.
Oder eine Steuer.
Oder eine Zwangsabgabe.

Auf eine W-Lan-Gebühr kommt das Spassbad sicher auch noch, dann sind wir wahrscheinlich bei einem Giacometti und einer Taeuber-Arp.

P.S. Für meine nichtschweizer Leserinnen und Leser:
Auf den CH-Geldscheinen sind die folgenden Persönlichkeiten abgebildet:
10.- Le Corbusier
20.- Arthur Honegger
50.- Sophie Taeuber-Arp
100.- Alberto Giacometti

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