Schrecklich, dass der Mensch nur aufs
eigene Portemonnaie schaut. Entsetzlich, dass die Hose näher ist als der Rock.
Dieses Blicken auf den eigenen Geldbeutel, dieses Münzenzählen, dieses
Scheinezählen, dieser Blick immer nur auf die eigene Börse.
Mit 92% Nein haben die Schweizer am Sonntag
die Initiative „Energiesteuer statt Mehrwertsteuer“ den Bach hinunter
geschickt, seit 1971 ist keine Vorlage derart abgeschifft. In den Analysen
liest man, den Bürgerinnen und Bürgern sei nicht klar gewesen, was das „für den
eigenen Geldbeutel bedeute“, und wenn das nicht klar ist, stimme man NEIN.
Leute, man kann doch nicht immer nur aufs
Geld schauen.
Wenn meine Hausärztin zum Beispiel sagt,
ich müsse mehr Sport machen, und für meine Beweglichkeit, fürs Zufusslaufen,
für meine Handgelenke und Schultern sei nun Golf, ja gerade Golf, der beste
Sport, dann schaue ich doch nicht in mein Münzsäcklein, dann zahle ich die
100.000.- Einkauf in den örtlichen Golfclub, dann opfere ich doch die
Kleinigkeit und gehe nicht etwa schwimmen, was mich zwar nur ein Hallenbadabo
und eine Badehose kostet, aber einfach nicht den Körpererfolg hat.
Wenn für die Aufführung von Arcangelo
Giudelis (1689-1755) Missa in honorem Sancti Rudolfi ein Italienisches
Tenorchalumeau benötigt wird, das zwar nur Cello und Orgel verdoppelt, aber
doch ein wenig den Klang schönt, und der einzige Spieler eines Italienischen
Tenorchalumeaus aus Brindisi eingeflogen werden muss und mit Gage, Flug und
Hotel auf 4000.- kommt, dann überzeuge ich doch meine Chorleute, dass sie noch
mal in die Tasche langen, weil es eben auf den Originalklang ankommt.
Wenn Fluggingen (SO) eine neue
Gemeindebibliothek braucht, dann nimmt man doch keinen 0815-Entwurf, es geht
immerhin um das Ortsbild, da lässt man schon einen Wettbewerb los, den dann das
Büro Citta gewinnt, das ein fulmioniantes (sic!) Gebäude erstellt, das zwar 13
Millionen verschlingt (2 Jahresetats) aber ein wahres Schmuckstück ist.
Man kann nicht immer nur in den eigenen
Geldbeutel blicken, in das eigene Portemonnaie schauen.
Aber wenn dem so ist – und dem ist so – dass die Leute aufs Geld achten, muss die Politik vielleicht ein wenig klarer sagen, was was kostet, wie viel Knete, Moneten, Zaster das ausmacht.
Eigentlich ist nämlich eine Energiesteuer
gar keine so schlechte Idee, wenn die
Mwst abgeschafft würde. Da kostete dann in Basel der Spargel aus Müllheim oder
Bellingen, der Apfel aus Liestal weniger und die Banane aus der
Bananenrepublik, die Kiwi aus Kiwiland und die Zitrone aus dem Land, wo die
Zitronen blühn, einfach mehr.
Man hätte es den Bürgerinnen und Bürgern,
die halt auf ihren Geldbeutel blicken, nach den eigenen Münzen und Scheinen
schauen, aufs Portemonnaie achten, genau vorrechnen müssen.
Denn der Einkauf in den Golfclub kann sich
als sinnvolle Investition erweisen, wenn man eine IT-Solution-Firma hat und das
Ganze unter Akquise abbuchen kann – zwischen den Tees findet man mehr
potentielle Kunden als unter der Dusche in der Schwimmhalle.
Giacomo Tucelli, der Apulische
Chalumeauspieler, kann sich als bezahlbar, ja als Geldquelle erweisen, wenn die
Dr. Burckhardt-Stiftung, die sich gerade für historischste
Originalstaufführungen interessiert, die Produktion mit 8000.- fördert.
Ja, und sogar die Bibliothek wird zum Segen,
wenn der Citta-Komplex in ARCHITEKTUR HEUTE und BUILDINGS AROUND THE WORLD
erscheint und Fluggingen zum Ziel von Baufreaks wird.
Ludwig II, jener spinnerte bayrische
Monarch, hat für seine Phantasiebauten die Kassen des Königreiches Bayern
geleert, der Freistaat gleichen Namens verdient sich heute an Neuschwanstein
und Herrenchiemsee dumm und dappig.
Eine schöne Rechnung machte der Verkäufer
dieses Ich-bin-doch-nicht-blöd-Ladens auf, bei dem ich voriges Jahr eine
Waschmaschine (einen Waschvollautomaten) kaufte. Da eine Garantieverlängerung
von 2 auf 5 Jahre 150.- kostete, der Transport 120.-, bei einer Summe ab 800.-
der Transport aber gratis ist, meinte er, bei einem Preis von 650.- sei die
Langgarantie zu wählen und das Bringen wäre dann für umme – womit er Recht hatte,
ich habe das natürlich gemacht.
Schrecklich, dass der Mensch nur aufs
eigene Portemonnaie schaut. Entsetzlich, dass die Hose näher ist als der Rock.
Dieses Blicken auf den eigenen Geldbeutel, dieses Münzenzählen, dieses
Scheinezählen, dieser Blick immer nur auf die eigene Börse.
Aber er tut es halt, und übrigens sind es
meistens die Leute über 150.000.- Jahressalär, die so drüber seufzen, er tut
es, und daher sollte man den Bürgerinnen und Bürgern Finanzdinge sauber vorrechnen.
Denn eigentlich wäre eine Energiesteuer
eine gute Sache (von Ditfurth hat sie 1982 schon empfohlen).
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