Freitag, 12. Dezember 2014

Ursachenforschung oder: Liegt der Klimawandel wirklich am CO2?

In der 8er-WG von Robi, Tobi, Alex, Max, Gerd, Fred, Tommy und Sven hängt der Haussegen schief. Grund dafür sind diverse Arten von Ungeziefer, die sich in der Wohnung breit gemacht haben: Ratten wurden schon auf dem Balkon gesichtet, in der Küche findet man angenagten Käse und die Spüle und der Boden sind Tanzplätze für Kakerlaken. Von Ameisen, Silberfischchen und Mehlmotten ganz zu schweigen, die sich in den ekligen Reigen der Kreaturen mischen. Nach ein paar Wochen stiller Duldung ist klar: Es kann so nicht weitergehen.
Die WG trifft zu einem Plenum in der Küche, sozusagen am Ort des Geschehens und betreibt Ursachenforschung: Woher kommen die Abgesandten aus Oran, woher kommen die Mäuse, die Schaben und was hat den Rest der Brut in die WG gebracht?
Nach zwei Stunden Überlegen bringt es Tobi auf den Punkt: "Leute, guckt euch doch hier einfach mal um: Wir leben in einer Müllhalde! Allein hier stapeln sich 15 volle Abfallsäcke, auf dem Balkon sind es 30 und wann wurde das letzte Mal abgespült? Im Kühlschrank fand ich gestern Produkte, deren Haltbarkeit VOR der deutschen Wiedervereinigung lag und der Küchenboden war eigentlich einmal beige mit schwarzen Punkten, nicht umgekehrt. Wir müssen einfach diesen Augiasstall ausmisten, dann haben wir auch kein Ungeziefer mehr."

Nun beginnt eine längere Diskussion, die sich bei Bier, Wein und vielen Zigaretten bis nach Mitternacht hinzieht. Die Hälfte der WG-Bewohner hält die These für schlüssig, schliesslich sitze man ja in dem haarsträubenden Müll und müsse aufpassen, dass man am Küchentisch nicht festklebe, die andere Hälfte findet die Vermutung zu weit hergeholt. Sind es vielleicht nicht eher die Nachbarn, die die Tierchen anziehen? Waren die Biester eventuell schon immer in der Wohnung? Hat man Erdstrahlung, Elektrosmog, Wasseradern? Max ist da ganz radikal: Es sei ein kosmisches Problem, man solle zunächst einen Feng Shui-Experten hinzuziehen, dann einen Wünschelrutengänger und dann müsse man mit schamanischen Methoden mit Schaben und Ratten in Kontakt kommen, auf keinen Fall sei Gift anzuwenden, man könne die Mitbewohner nur überzeugen, dass sie gehen sollten.
Um 2.00 wird das Plenum auf den nächsten Tag vertagt, der dann zwar auch keine Lösung bringt, aber am übernächsten kommt das Plenum zu einem Beschluss: Man wolle es mit der Ausmistmethode probieren.

Ehrgeizige Ziele werden vereinbart, Gruppen werden gebildet.
Tobi und Robi zeichnen verantwortlich für die komplette Entsorgung der Müllsäcke in Küche und Balkon, Alex und Max für die Erledigung des Abwaschs inklusive Anschaffung von Bürsten und Spülmittel. Gerd und Fred werden den Küchenboden schrubben, bis er wieder seine normale Farbe hat und nicht mehr wie ein Kaugummi klebt, genauso den Küchentisch. Tommy und Sven schliesslich werden sich den Kühlschrank vornehmen, alles Längstverdorbene wegwerfen und ihn abtauen und reinigen.
So generalmässig angegangen soll in einer Woche alles wieder meisterproppersauber sein.


Sie ahnen es: Nach einer Woche ist nichts passiert, keine Gruppe ist nur annähernd einen Schritt weiter, da hatte man heftigen Liebeskummer, hatte man Zahnschmerzen, da waren Klausuren zu schreiben und Semesterarbeiten abzugeben, da kam ein Facebook-Shitstorm dazwischen oder ein nun wirklich elementar neu-geiles Game.
Nun, macht nichts, die WG setzt als Deadline den Sonntag in 7 Tagen. Danach als neue Deadline den Monatsletzten, usw…
Allerdings hat sich Problem natürlich nicht verbessert, im Gegenteil, die Anzahl der Müllsäcke ist nun bald schon dreistellig, die Lebensmittel im Kühlschrank sind nur noch rudimentär als solche erkennbar und der Küchenboden klebt nicht mehr nur wie Kaugummi sondern schon wie Leim.


Sehen Sie: Genauso funktioniert das mit dem Klima. Als Hoimar von Dithfurt, ja, das war der Papi der Grünenpolitikerin, Anfang der 80er in seiner Sendung Querschnitt einen dreiteiligen Beitrag Kippt das Klima-Gleichgewicht? brachte, wurde er zunächst verlacht, ein Spinner sei er, ein Unker, ein Schlechtmacher, ein Wirtschaftsfeind, er sei nur auf Sendeanteile aus und habe sowieso keine Ahnung. Dabei hatte er sogar in der dritten Folge Wege aus der Gefahr schon Lösungsansätze geliefert (Energiesteuer – damals schon!)

Es brauchte Jahre, bis man den CO2-Ausstoss überhaupt als Ursache anerkannte. Dann fing das Geschacher an: Wer muss wie viel Ausstoss reduzieren, bis wann muss man welche Mengen weniger in die Atmosphäre pumpen, welches Land macht den Anfang und hat es nicht wirtschaftliche Nachteile dadurch? Auf jeder Klimakonferenz setzte man sich Ziele, um dann auf der nächsten festzustellen, dass diese nicht erreicht seien, worauf sie sofort durch noch ehrgeizigere Ziele für die nächste ersetzt wurden. Die Erde machte aber das Gleiche wie die Wohnung: Sie machte keine Problempause, so wie dort der Müllberg wächst, stieg global die Erderwärmung an, das Eis schmolz weiter, der Meeresspiegel stieg, während in den grossen Tagungsgebäuden die Abgesandten über Formulierungen stritten.


Als bei Tobi und seinen Kollegen auch die letzte Deadline versagt, greift die Behörde auf Wunsch der Nachbarn ein: Das Gesundheitsamt schliesst die Bude, wirft die acht Männer auf die Strasse, entsorgt radikal, renoviert und räuchert aus.

Sollte das auch mit der Erde passieren und wer nimmt es in die Hand? Werden die von von Däniken (sic!) behaupteten Götter wiederkehren und die Menschen in den Weltraum schmeissen, die Erde entrümpeln, ausräuchern und renovieren? Manchmal denke ich, das wäre die beste Lösung.  

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