Freitag, 19. Dezember 2014

Obamas Töchter lächeln


Endlich gibt es ein Foto aus dem Weissen Haus, so wie wir es sehen wollen: Obamas empfangen als Weihnachtsmänner verkleidete Kinder, unter dem Tannenbaum, in strahlendem Licht – und mit lachenden, fröhlichen Töchtern. An Thanksgiving hatten die beiden jungen Damen nämlich derart gelangweilt ausgesehen, hatten so genervt in die Kamera geblinzelt, hatten so einen Fuck-you-all-Gesichtsausdruck (sit venia verbo), dass ein Aufschrei durch die Öffentlichkeit ging.
Es seien halt normale Teenager, sagten ein paar. Normale Teenager, die hätten halt manchmal dieses Leck-mich am-Arsch-Gesicht (sit venia verbo), man solle doch ein bisschen tolerant sein.
Normale Teenager?
Ich stelle mir gerade vor, wie die ganz normalen Mädchen Malia und Sasha den Schulbus besteigen, ihre Freundinnen begrüssen und laut quatschend zur Oberschule Washington-West fahren, wo vor dem Schultor die beiden unglaublich süssen Jungs Michael und Ken warten, mit denen sie noch ein bisschen rumknutschen, und dann kommen sie zu spät zum Unterricht und sind ausserdem auch beim Küssen beobachtet worden, und Barak bekommt folgenden Anruf: „Mr. President, your girls were late for my lesson. They were kissing with some guys before school, so they'lI have to do some extra work today.”
Ich stelle mir vor, wie die beiden ein anderes Mal heimkommen, und sie haben gute Noten geschrieben, und Mama Michelle ist so erfreut, dass sie Malia und Sasha als Belohnung Pizza macht. Sie schmeisst sich in ihre Kittelschürze und fängt sofort an Teig zu kneten und rührt in Tomatensosse und schneidet Käse.
Ich stelle mir vor…
Das ist doch Quatsch. Aber stellen SIE sich jetzt doch mal vor, eine gute Fee käme zu Ihnen. Ja, so eine Fee mit blonden Haaren, weissem Kleid und Zauberstab mit Sternchen. Meinetwegen auch in pinkem Catsuit und blauen Haaren, wenn Sie das origineller finden, aber der Stab muss sein, mit vielen Sternchen, die wie bei einer Wunderkerze aus ihm sprühen. Und die Fee würde zu Ihnen sagen: „Sie müssen die nächsten vier Jahr nicht mehr einkaufen, putzen, bügeln, sie haben eine Hundertschaft Personal, eine Gratisvilla, sie haben Wagen mit Chauffeur, sie haben einen Park mit Gärtner. Sie stehen morgens auf und der Morgenkaffee wird gebracht und abends setzen Sie sich an den Tisch und Ihr Lieblingsabendessen wird serviert. Einzige Bedingung ist, dass Sie regelmässig einem Fotografen in die Linse lächeln müssen. An Ostern, Pfingsten und Weihnachten, an Sylvester und zum Nationalfeiertag müssen Sie hübsch aussehen und strahlen.“ Würden Sie auf den Deal eingehen?
Ich schon.
Das Weisse Haus kostet den Amerikanischen Steuerzahler Unsummen, und das, obwohl der Präsident keinen Lohn im eigentlichen Sinne bekommt, nur durch die Vollversorgung. Und für diese Summe kann man doch wohl ein Lächeln verlangen. Die beiden Girls haben wahrscheinlich noch nie einen Teller abgewaschen, noch nie ein Bad geputzt, noch nie einen tonnenschweren Einkaufswagen durch einen Riesensupermarkt geschoben, noch nie einen Besen in der Hand gehabt, sie müssen wirklich kein Fuck-you-all-Gesicht (sit venia verbo) oder eine Leck-mich am-Arsch-Mimik (sit venia verbo) machen.
Ach, sie haben es gar nicht so gut?
Sie leiden unter der Bewachung?
Sie leiden daran, eben nichts tun zu dürfen?
Sie leiden an der hohen gesellschaftlichen Stellung?
Ach, jetzt kommt der schöne Spruch Lieber arm und glücklich als reich und unglücklich.

Gut, Reichtum, Vollversorgung und gesellschaftliche Zwänge kann man ändern.
Sasha und Malia können den Missionarinnen der Nächstenliebe in Kalkutta beitreten, sie können nach einem Medizinstudium bei Ärzte ohne Grenzen arbeiten. Sie können in der Sahelzone oder in den Slums von Delhi leben, sie können in Lambarene oder am Amazonas arbeiten. Sie können aber auch langhaarige, kiffende Rockmusiker aus San Francisco heiraten und sich von den Eltern verstossen lassen. Wenn ihnen die ganze Sache auf den Geist geht, können sie das ändern, das ist der Unterschied zu armen Leuten: Reichtum wird man ohne weiteres los, Armut nicht.

Nur merkwürdigerweise geschieht das sehr selten. So oft die High Society über die Belastung seufzt, die ein Leben in der Pole-Position mit sich bringt, so wenig sieht man ihre Abkömmlinge von eben dieser Pole-Position abweichen. Wie viele Rothschilds sind in Lambarene? Wie viele Kennedys haben sich an den Amazonas aufgemacht? Wie viele Bushs, Hiltons und Fords sind dem Orden von Mutter Teresa in Kalkutta beigetreten? Wie viele haben das gemacht, was der reiche Jüngling ja eben nicht konnte: Verkaufe alles, verschenke dein Geld und folge mir nach?
Es sind aber auch unter den hungerleidenden Poeten, dürstenden Malern und frierenden Dichtern nicht so viele aus Familien, die die Aktienmehrheit von zehn Konzernen halten…

Nein, die zwei jungen Damen haben wahrscheinlich inzwischen kapiert, was sie der Staatskasse der USA und damit den Taxpayers in Alabama, Florida und Illinois schulden:
Ein weihnachtliches Lächeln. Und sie liefern es.

Merry Christmas, Sasha  und Malia! 


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