Die Suche ist ja gar nicht einfach, der Büchersupermarkt
THALIA zum Beispiel hatte 1000
verschiedene Kalender im Angebot. (Sorry, ich weigere mich immer noch mit
Händen und Füssen einen solchen Schuppen als Buchhandlung zu bezeichnen, der
Unterschied zwischen THALIA und meiner Buchhandlung Olymp&Hades ist
ungefähr der gleiche wie zwischen McDonalds und einem Restaurant, in dem
Kellner Ihnen Speisen auf Tellern bringen.)
1000 Sorten Kalendarium also, das reichte von den
Manager-Agenden über Lesezeichen-, Tisch-, und Wandkalender bis zu den
Riesenmonstern mit Kunst oder Fotokunst, die eigentlich ganze Hauswände
brauchen. Auch bei den Themen herrscht unglaubliche Vielfalt: Hatte man früher
EINEN Kalender mit Hunden, gibt es heutzutage 50 Varianten, „Welpen im Wasser“,
„Dackel auf Deckeln“, „Bassets im Bassin“ usw. Hatte man früher vielleicht drei
Katzen- und zwei Hasenkalender, ertrinkt man heute in einer Masse, die den
härtesten Kunden erschlägt und erdrückt. Da gibt es Druckwerke mit Katzen beim
Joggen, beim Yoga, beim Ballspiel, Katzen mit Schleifchen, mit Hütchen, mit
Schühchen, Katzen, die Heidegger lesen oder Chopin spielen. Da gibt es Hasen im
Gemüse, im Kornfeld, auf Kakteen oder Seerosen, da fahren Hasen Schlittschuh
oder jonglieren mit Tomaten.
Haben Sie in diesem Riesenangebot etwas entdeckt?
Wenn ja, haben Sie es aber wahrscheinlich doch falsch
gemacht: Ihr Kalender ist zu schön. Wir machen nämlich immer wieder den Fehler,
dass wir uns durch schöne Fotos, tolle Bilder, durch Ansichten von Kraft und
Licht und Liebreiz aufbauen und laben lassen wollen. Das Gegenteil ist stets der Fall.
Nehmen wir mal an, Sie sind ein schwuler Senior (ab 40, die
Szene ist da unerbittlich) und kaufen sich den MEN 2015, von Januar bis
Dezember ein Adonis nach dem anderen, perfekt trainierte Muskeln, eine
seidiggläzende Haut und ein Lächeln, das Berge bezwingt. Natürlich erregt Sie
jedes dieser Bilder, und dazu hängen Sie
ein Pin-up ja auch auf, aber gleichzeitig zieht es Sie völlig runter. Sie sind
eben kein Adonis mehr, haben keine perfekt trainierten Muskeln, haben keine
seidigglänzende Haut mehr und Ihr Lächeln ist müde geworden. Jedes Mal, wenn Sie
einen der MEN 2015 betrachtet haben, können Sie zwei Stunden nicht mehr in den
Spiegel schauen. Sie bräuchten einen Kalender mit ganz, ganz hässlichen Leuten,
damit Sie sagen könnten: „Im Vergleich zu dem bin ich ja echt ein Adonis…“
Nehmen wir mal an, sie haben sich WÄLDER 2015 gekauft und
möchten sich jeden Monat, von Januar bis Dezember, mit den Din A3-Aufnahmen von
den herbstlichen Ahornbäumen in Kanada, vom Dschungel auf Borneo oder den
Zedernwäldern auf dem Libanon eine positive Stimmung holen, gute Laune, Freude
und Glück. Das Gegenteil wird der Fall sein, denn Sie werden Fernweh bekommen,
ein Fernweh, das sich nicht stillen lässt, denn Ihre Mittel sind beschränkt. So
wird von Januar bis Dezember stets die Frage „Warum kann ich mir eine Reise
nach Kanada, nach Borneo oder zu den Zedern des Libanon nicht leisten?“ über
dem Kalender blinken. Sie bräuchten einen Kalender mit den hässlichsten Orten
in Deutschland, und Sie würden beim Anblick des Marktbrunnens von
Recklinghausen-West, beim Anblick der Fussgängerzonen in Bottrop und Pforzheim,
beim Betrachten der Mehrzweckhalle Kaiserlautern-Ost und des Sportplatzes
Heilbronn einen Seufzer loslassen und rufen: „Wie schön habe ich es doch hier!
Ich wohne so schön, ich muss gar nicht wegfahren!“
(Das Problem bei diesem Druckwerk ist, dass es nicht jeden
Monat das Gleiche zeigen darf, obwohl die Innenstädte in Deutschlands
hässlichsten Gegenden so gleich aussehen. Ein junger Mann hat sich ja mal
angeblich mit einem Kumpel verabredet, Ort X, nach dem Karstadt rechts rein,
und dann die Pizzeria neben dem Drogeriemarkt. Als der Kollege nach einer
Stunde nicht gekommen war, rief er ihn an und stellte fest, dass er sich in der
Stadt Y befand, in der die Anordnung genauso ist.)Berühmt und reich und intelligent und in?
Macht Sie doch nur neidisch.
Sie führen besser mit einem Kalendarium wie LOSER & IDIOTEN 2015. Da könnte man sie dann alle versammeln: Die Promovierten, die bei ihrer Dissertation aus Versehen alle Fussnoten weggelassen oder sie gleich komplett im Internet heruntergeladen haben, die Moderatoren, die, wenn der Interviewte sich nicht unterkriegen lässt, die Fassung verlieren und ihn als A… bezeichnen, alle die Nacktselfieschiesser und Kinderpornorunterlader, alle die, die beim Versuch sich auf der Affäre zu ziehen, sich noch weiter ins Schlamassel reiten. Ein Kalender mit denen, die in den Fettnapf nicht nur getreten, sondern gesprungen sind, all denen, die, indem sie den Rand zu erklimmen probieren, immer weiter in die Sahne, die Butter, in den Schmand und den Rahm sinken.
Haben Sie schon einen Kalender für 2015?
Kaufen Sie sich „Hunde im Weltall“ oder MEERE 2015.Denn:
Die oben erwähnten Kalendarien gibt es noch nicht.
Leider.
Sie wären ein echte Marktlücke, vielleicht schaffe ich es bis 2016.
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