Wem muss ich heute wieder ausweichen?
Und damit meine ich nicht die Spätpubertierer, die der
Ansicht sind, die Passarelle sei eine Halfpipe und mit Skateboards auf mich zurasen, ich meine nicht die Flugbegleiter, die mit ihren Rollköfferlein immer
eine so elegante Kurve ziehen, dass sie den Samsonite-Porsche direkt in meiner
Kniekehle platzieren, ich meine auch nicht die vielen Leute, die so spät aus
dem Haus gegangen sind, dass der ICN nach Bern-Thun-Spiez nur noch durch einen
Spurt erreichbar ist, der Usain Bolt vor Neid erblassen liesse, auch wenn man
das bei ihm natürlich schlecht sähe.
Erst recht meine ich nicht alle die Zeitgenossen, die mich
schlicht und einfach nicht erblicken, weil sie, das Tablet vor den Augen, ihre
SMS checken oder unbedingt erfahren müssen, was die Paltrow in ihrem
Lifestyle-Blog GOOP als aktuellen Cocktail empfiehlt. Ja, bei den
Ich-bin-gerade-online-weichen-Sie-mir-aus-Typen habe ich sogar immer die leise
Hoffnung, der junge Mann, der in zwei Sekunden in mich reinknallt, läse die
Dienstags-Freitags-Glosse, ich würde ihm meinen Sturz und alle Prellungen
verzeihen.
Nein, ich meine nicht alle diese Leute, ich meine die, die
sich mir gemein und mutwillig in den Weg stellen und mir etwas geben wollen:
Die Promoter.
Am Montag ist die Passarelle mit Männern in Teddykostümen
bevölkert, die auf mich zuspringen, mich umarmen und mir kleine Honigproben in
die Hand drücken (Promotion von Langnese®), am Dienstag verteilen junge Damen
in prallen Dirndln Weisswurstproben (Promotion von ALDI® – Bayrische Woche). Am
Mittwoch will man mir Shampoo ins Haar reiben, und weil es Karottenshampoo ist,
ist alles orange: Die Overalls der Promoter, ihre Haare, ihre Schuhe, ihre
Gesichter, sie verteilen orange Handzettel und natürlich sind auch die
Fläschchen in dieser Farbe. (Promotion von GARD®)
Für den Donnerstag hat sich TUI® zur Be-Werbung ihrer
Winterflüge auf die Bahamas und nach Tunesien etwas reizend Nettes einfallen
lassen: Die jungen Leute, die Passarelle, Ein- und Ausgänge bevölkern, tragen
Bikini oder Badehosen, allerdings sind sie nach fünf Stunden promoten so
blaugefroren, dass der Werbeschuss ein wenig nach hinten losgeht.
Am Freitag stürzen dann zwei Gruppen auf mich zu, eine von links, eine von rechts. Nestlé ®schenkt mir kleine Joghurtdrinks, die mich - probiotisch wie sie sind - gesund, fit, glücklich, reich, schlank, berühmt und sorglos machen sollen. Müllermilch® – schenkt mir kleine Bananenmilchflaschen, die mich - lactosefrei wie sie sind - gesund, fit, glücklich, reich, schlank, berühmt und sorglos machen sollen. Ich kann, da beide Gruppen den jeweiligen Ausweichpfad versperren, mich nur auf den Boden werfen und zwischen den Beinen der Nestler und der Müllerer hindurchkrabbeln.
Es stellt sich die Frage, ob es die anderen Fahrgäste auch so nervt, aber nichts da: Am Montag winkt ein Mann allen Kumpels: "He, lasst euch kuscheln, und Honig gibt's auch noch!" Am Dienstag werden die Weisswürste den Dirndln aus den Händen gerissen und noch vor dem 12-Uhr-Läuten gezuzzelt, am Mittwoch reiben sich die Damen die orangene Masse direkt in die Haare und spülen sie am nächsten Brunnen aus, am Donnerstag nimmt man gleich 15 Prospekte, dass die Schönen in die Wärme kommen. Am Freitag wird sofort getrunken und geschlürft, denn gesund, fit, glücklich, reich, schlank, berühmt und sorglos will ja jeder sein.
Und warum?
Wir werden wahnsinnig vor Glück, wenn wir etwas gratis, etwas umsonst, etwas geschenkt bekommen. Da sind wir auf der Stufe des Tieres stehen geblieben. Wenn man dem Affen eine Banane hinhält, schreit er vor Glück, wenn man uns eine Gratisprobe hinhält, bekommen wir Orgasmen. Dass wir, wenn uns das Produkt gefällt, von unserem günstigen auf ein sauteures umsteigen werden, stört unser Glück nicht.
Es sind Danaergeschenke.
Aber die Trojaner fielen ja auch auf den Trick herein: Das Pferd war gratis.
Es stellt sich die Frage, ob es die anderen Fahrgäste auch so nervt, aber nichts da: Am Montag winkt ein Mann allen Kumpels: "He, lasst euch kuscheln, und Honig gibt's auch noch!" Am Dienstag werden die Weisswürste den Dirndln aus den Händen gerissen und noch vor dem 12-Uhr-Läuten gezuzzelt, am Mittwoch reiben sich die Damen die orangene Masse direkt in die Haare und spülen sie am nächsten Brunnen aus, am Donnerstag nimmt man gleich 15 Prospekte, dass die Schönen in die Wärme kommen. Am Freitag wird sofort getrunken und geschlürft, denn gesund, fit, glücklich, reich, schlank, berühmt und sorglos will ja jeder sein.
Und warum?
Wir werden wahnsinnig vor Glück, wenn wir etwas gratis, etwas umsonst, etwas geschenkt bekommen. Da sind wir auf der Stufe des Tieres stehen geblieben. Wenn man dem Affen eine Banane hinhält, schreit er vor Glück, wenn man uns eine Gratisprobe hinhält, bekommen wir Orgasmen. Dass wir, wenn uns das Produkt gefällt, von unserem günstigen auf ein sauteures umsteigen werden, stört unser Glück nicht.
Es sind Danaergeschenke.
Aber die Trojaner fielen ja auch auf den Trick herein: Das Pferd war gratis.
Wenn ich am Mittag von Solothurn, wo meine erste
Arbeitstaghälfte stattfindet, in Basel ankomme, stelle ich mir stets nur die
eine Frage:
Wem muss ich heute wieder ausweichen?
Wem muss ich heute wieder ausweichen?
Daran wird sich so schnell nichts ändern.
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