Montag, 11. August 2014

Nörgeln für Anfänger: 5 Regeln

Wenn ich alt bin, werde ich nur noch nörgeln.
Das wird ein Spass!
So ein Spruch auf einer Postkarte.

Aber Vorsicht!
Nörgeln will gelernt sein.
Richtig gutes Motzen, richtig gekonntes Meckern, Bruddeln, Beschweren, professionelles Wäffeln erfordert eine gute Ausbildung und langes Training.
Nicht die Alten sind die guten Nörgler, sondern Menschen, die ihr Leben lang gemotzt haben, die sind dann im Alter richtig gut. Ziegen können deshalb so toll meckern, weil sie schon als Geissen damit begonnen haben.

RR war so unglaublich gut im Schlechtmachen, Herziehen, Herumbruddeln, weil er sein Leben lang nichts Anderes tat. Michael Ende hat ihm im Sataalkolloischlügen… Satanlügenalkoll…, jedenfalls in diesem Buch, das kein Mensch aussprechen kann, ein Denkmal gesetzt: In der Figur des Büchernörgele, ein kleiner Gnom, der nur glücklich ist, wenn er pro Tag zwei bis drei Bücher benörgeln kann.
Frauen können keine Bücher schreiben.
Ich lese keine Bücher, in denen Bettenverkäufer vorkommen.
Das ist grossartig, das ist wunderbar, das ist Bruddeln auf höchstem Niveau.

Auch der Simon, der Titelheld von Tommy Jauds Millionär kommt durch stundenlanges Verweilen in den Beschwerdehotlines zu einer Meisterschaft:
Das Duschgel LIMETTE & APFEL riecht überhaupt nicht nach Limette.
Die Chips aus der kleinen Packung sind viel würziger als die aus der grossen.

Um Ihnen nun den Einstieg zu ermöglichen, habe ich mir die Erlaubnis eingeholt, aus dem im September erscheinenden Buch Der Weg zum guten Nörgeln von Steffen B. Schwär die
FÜNF GOLDENEN REGELN DES MECKERNS
hier abzudrucken.

Regel Eins
Meckern Sie ausschliesslich über Dinge, die schwer, wenn nicht gar überhaupt nicht veränderbar sind. Das Wetter ist hier natürlich Ausgangspunkt, es ist zu heiss, zu kalt, zu viel Regen, zu wenig Regen, dann aber arbeitet man sich über die DB, die Steuern und die Politiker zu Dingen wie die Krümmung von Bananen, die Krümmung der Erdoberfläche, die Geradheit der Wasserfläche oder die Zahl Pi vor.

Regel Zwei
Nörgeln Sie stets grundlos und ohne Anlass, motzen Sie bevorzugt in Situationen, in denen es niemand erwartet. Schauen Sie darauf, dass keiner eine Fluchtmöglichkeit hat. Besonders gut eignen sich hier Wartezimmer, Behördenflure, Kinosäle kurz vor der Vorstellung und natürlich der gesamte ÖV inklusive Flugzeuge. Sagen Sie also z.B. ganz laut im Grossraumabteil des ICE:
Dass die Scheissbananen immer so krumm sein müssen.
Das ist dann schon ziemlich gut.

Regel Drei
Stören Sie grundsätzlich Leute, die a) nicht gestört werden wollen und/oder b) gute Laune haben. Stören Sie z.B. mich, wenn ich morgens im Zug durch den sonnendurchfluteten Jura düse und meinen Post schreibe. Meckern Sie niemals, niemals bei Leuten, die gerade nichts tun und/oder schlecht gelaunt sind. Sie könnten der gleichen Meinung  sein und Ihnen beipflichten. Dann müssen Sie ganz schnell die Seite wechseln!!!
Ich meinte natürlich gerade, die Scheissbananen sind viel zu gerade.

Regel Vier
Ziehen Sie stets Vergleiche. Sagen Sie, dass das, was Sie bemeckern,  bemotzen,  benörgeln an anderem Ort und zu anderer Zeit besser ist oder war.
Früher heisst hier ein Zauberwort und in meiner Jugend.
Lokal unbedingt eine Örtlichkeit wählen, die da, wo Sie sind, extrem unbeliebt ist.
Sagen Sie also im Tram in Zürich:
In Basel sind die Bananen viel besser gekrümmt / nicht so scheisskrum, je nachdem.
Gut geht hier auch Köln und Düsseldorf.

Regel Fünf
Sollte es sich nicht vermeiden lassen, jemand zu involvieren, der mit der Sache zu tun hat, niemals den direkten Verursacher wählen. Motzen Sie also am Infostand über den Zustand der Toiletten, im WC über den Kaffee im Bahnhofscafé und im Bahnhofscafé über die Uninformiertheit der Infoleute. Meckern Sie den Koch wegen der Tischtuchflecken und den Kellner wegen der Suppe an.

So, nun mal schön üben, Sie haben ja bis zum Alter noch ein wenig Zeit.   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen