ich möchte heute mit Ihnen…
Sie wundern sich über die Anrede?
Nein, das hat nichts mit dem Chatkürzel *lol* zu tun, ich will Sie auch nicht
zulallen oder einlullen, LuL bedeutet
Leserinnen und Leser. Abgeleitet habe
ich das von Lehrerinnen und Lehrer,
man liest das gelegentlich, was man sehr häufig liest, ist SuS für Schülerinnen und
Schüler.
Es ist ja nun auch schwierig, eine korrekte Anrede zu
finden.
Früher war es einfacher, da sprach man (!!!!) die Männer an
und die Frauen fühlten sich einfach mit angesprochen. Oder auch nicht, war eh
egal. In einem privaten Pflegedienst wurde die Sache einmal umgedreht: Die
Geschäftsleitung teilte mit, da man zu 90% weibliches Personal beschäftige,
werde in Zukunft nur die weibliche Form
benutzt, die Männer seien jeweils mitgemeint. Grosser Aufstand bei den beiden
Krankenpflegern (2 von 30!): Sie würden sich ganz und gar nicht angesprochen
fühlen und es sei eine Schweinerei, nur noch von Krankenpflegerinnen und
Mitarbeiterinnen zu reden; dies zum Thema Das
andere Geschlecht ist auch gemeint.
Wie also nun? Immer Leserinnen
und Leser zu schreiben ist mir zu lang, das würde jeden Post um ein Viertel
verlängern, ein Viertel, in dem aber keine fundamental wichtige Aussage gemacht
wird.
Leser/-innen oder
Leser und –innen?
Das sieht doch so aus, als ob den Frauen etwas fehlt. Ja,
geschenkt, machen Sie den Witz, Sie dürfen jetzt sagen, den Frauen fehle
wirklich etwas Entscheidendes, damit zeigen Sie aber, dass für Sie das Ding
zwischen Ihren Beinen Ihr zentraler Körperteil ist und nicht etwa das Herz oder
die Lunge, ohne die niemand leben kann, oder noch entscheidender: Das Hirn.
Aber wahrscheinlich haben Sie mehr Penis als Hirn, sonst würden Sie nicht so
Sprüche machen.
Zurück zum Binnen-I? LeserInnen?
War mal gross Mode, das sah immer sehr schön aus bei
Begriffen wie InnenarchitektInnen
oder AussenministerInnen, aber der
Bringer ist das auch nicht.
Also ein neuer Versuch:
Sehr geehrte Damen und
Herren,
wieso eigentlich sehr geehrt? Ausser dem Deutschen macht
keine Sprache so einen Purzelbaum, mit dem der ach so konfuse Begriffe der Ehre
ins Spiel gebracht wird:
Ladies and Gentlemen
Signori e Signore
Dames et Messieurs
Dames en Heren
Warum müssen wir die Leute auch noch ehren, und zwar sehr
ehren? Ehre, wem Ehre gebührt, aber gebührt denn allen immer die Ehre?
Und was machen wir eigentlich mit Leuten, die sich nicht
damenhaft oder herrenhaft benehmen? Ich sehe ja nicht, was Sie gerade machen,
aber wenn Sie gerade in der Nase popeln und dann den Finger in den Mund
stecken, dann sind Sie beileibe keine Dame und auch kein Herr.
Also Frauen und Männer?
Das hat jetzt wieder so einen Unterton.
Wenn ich das ein paar Mal hintereinander sage, möchte ich
mir nicht nur einen Masskrug voll Bier holen und eine Wagnerplatte auflegen,
nein, mein Schnauz zuckt ganz komisch und ich will in Polen einmarschieren.
Geht also auch nicht.
Der Redner, der nicht wusste, ob er von Geschätzten Kollegen, Liebem Publikum oder Hochverehrter Festgesellschaft reden sollte, rettete sich früher in
eine Formel, der sich niemand entziehen konnte, weil der Zustand auf alle
Zuhörerinnen und Zuhörer zutraf:
Liebe Anwesende
Anwesend sind Sie ja, denn Sie sind auf meiner Seite. Das
können Sie nur, wenn Sie mit dem Internet verbunden sind. Also heisst die
Formel ab heute:
Liebe Onliner
*lol*
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen