Meine Buchhändlerin empfiehlt in ihrem
neuesten Newsletter „Das Rosie-Projekt“ von Graeme Simsion, es sei ein überaus
gekonnt geschriebenes, überraschendes und extrem witziges Buch. Auf dem Weg ins
Neubad (meine Stammbuchhandlung ist Olympus&Hades, ein bisschen
Schleichwerbung darf schon sein) sehe ich im Tram einen Flyer: „Das Rosie
Projekt: Der Bestseller jetzt auf Deutsch – (Name des örtlichen
Buchsupermarktes)“ Nun werde ich ein wenig verunsichert, eigentlich kauft man
ja nix, was die Literaturdiscounter empfehlen, aber in diesem Fall? Ich kaufe
mir das Buch und bin hellauf begeistert. Eine intelligente und heitere Lektüre.
Und ich merke, dass ein Satz umgeschrieben
werden muss:
Es ist nicht automatisch gut, was
alle/andere gut finden UND(!!!) es ist nicht alles automatisch schlecht, was
alle/andere gut finden.
Wir lassen uns nämlich schrecklich in der
einen oder anderen Richtung beeinflussen.
Wir haben z.B. Menorca gebucht, zwei Wochen
in dieser herrlichen Altstadt von Ciutadella, zauberhafter Hafen und warmer
Sandstrand, dann bekommen wir mit, dass zurzeit niemand nach Menorca fliegt,
sondern dass alle wichtigen sozialen Kontakte auf die Azoren jetten. Also
rennen wir ins Reisebüro und buchen Sao Miguel.
Es kann aber auch umgekehrt passieren,
nämlich dass wir Sao Miguel gebucht haben, zwei Wochen in dieser herrlichen
Altstadt von Ponta Delgada, warmer Hafen und zauberhafter Sandstrand, und dann
sagen uns die falschen Leute, dass sie da auch schon waren und dass es ganz
toll gewesen sei, und wir rennen ins Reisebüro und buchen zwei Wochen Menorca.
Ein Freund von mir erzählte einst, dass er
jede Tätigkeit, die er vorgehabt habe, sofort cancelte, wenn seine Mutter ihm
eben das vorgeschlagen habe. Habe er zum Beispiel einen Spaziergang machen
wollen und seine Mutter habe gerufen: „Geh doch ein bisschen spazieren!“, habe
er sofort die Jacke ausgezogen und den Spaziergang nicht gemacht.
Es ist nicht automatisch gut, was alle/andere gut finden UND(!!!) es ist nicht alles automatisch schlecht, was alle/andere gut finden.
Sie machen eh ganz viele Dinge, die viele andere Leute gut und nützlich finden:
Sie atmen regelmässig.
Sie essen und trinken regelmässig.
Sie putzen Ihre Wohnung.
Sie waschen sich oder duschen.
Sie treiben Sport.
Sie haben Sex.
Alles Dinge, die viele Leute gut finden, die man aber trotzdem nicht bleiben lassen sollte.
Im Falle des Atmens und des Trinkens ist es sogar lebensgefährlich.
Auch in der Kunst ist Popularität ja eine besonders heikle Sache. Dabei gab es viele Komponisten, Schriftsteller und Maler, die in ihrer Zeit von den Massen geliebt und geschätzt wurden. Das waren nicht die schlechtesten, man denke nur an Purcell, Händel, Verdi, man denke an Schiller oder Mann.
Auch was viele gut finden, kann gut sein.
Wie kommt man dann zu einem Urteil, wenn das Urteil der Masse falsch oder auch eben richtig sein kann?
Durch den schwersten Weg, den das Schicksal einem Menschen aufbürdet, durch eine komplizierte und heikle Kunst, die leider nur noch wenige Leute beherrschen:
SELBER DENKEN.
Sie machen eh ganz viele Dinge, die viele andere Leute gut und nützlich finden:
Sie atmen regelmässig.
Sie essen und trinken regelmässig.
Sie putzen Ihre Wohnung.
Sie waschen sich oder duschen.
Sie treiben Sport.
Sie haben Sex.
Alles Dinge, die viele Leute gut finden, die man aber trotzdem nicht bleiben lassen sollte.
Im Falle des Atmens und des Trinkens ist es sogar lebensgefährlich.
Auch in der Kunst ist Popularität ja eine besonders heikle Sache. Dabei gab es viele Komponisten, Schriftsteller und Maler, die in ihrer Zeit von den Massen geliebt und geschätzt wurden. Das waren nicht die schlechtesten, man denke nur an Purcell, Händel, Verdi, man denke an Schiller oder Mann.
Auch was viele gut finden, kann gut sein.
Wie kommt man dann zu einem Urteil, wenn das Urteil der Masse falsch oder auch eben richtig sein kann?
Durch den schwersten Weg, den das Schicksal einem Menschen aufbürdet, durch eine komplizierte und heikle Kunst, die leider nur noch wenige Leute beherrschen:
SELBER DENKEN.
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