Kachelmann frohlockt,
Kachelmann ist zufrieden: Seine Erzrivalin ist auch eine Verbrecherin,
wieso eigentlich auch, er ist ja keiner, freigesprochen von einem amtlichen
Gericht. „Wenn man lange genug am Fluss sitzt, treibt irgendwann die Leiche des
Feindes vorbei“, so twitterte er diese Woche. Man gönnt es ihm, hatte doch die
böse Schwarzer (wer so heisst, muss ja böse sein) ziemlich übel während des
Prozesses über ihn hergezogen.
Was ihn so auf die Palme brachte, war natürlich auch, dass
Alice, die bei seiner Vergewaltigungsgeschichte so sehr die Moraltante spielte,
eine viel schlimmere Untat als er beging. Denn man kann ja Missbrauch und
Steuerhinterziehung gar nicht wirklich vergleichen. Wer Steuern hinterzieht,
begeht Diebstahl an der Allgemeinheit, er beklaut eigentlich alle, er schädigt
das ganze Volk, wer vergewaltigt, schadet nur einem (oder einer, es sind ja
meistens Frauen). Ausserdem schafft man Steuern stets aus eigenem Antrieb, mut-
und böswillig auf die Seite, bei einem sexuellen Übergriff wird man ja oft
geradezu vom Opfer provoziert, wenn da Busen zu offen zur Schau gestellt
werden, wenn da Hüften zu stark geschwungen werden, da kann man ja fast nicht
anders.
Nein, Steuerhinterziehung ist die schrecklichere Tat, da
beisst die Maus keinen Faden ab, sie verjährt auch später, es ist auch die für mich unvorstellbarere Tat:
Ich gebe alles, aber auch alles, aber auch jede Kleinigkeit beim Finanzamt an,
sogar der Gutschein für das Restaurant
Bohrerhof, den ich neulich nach dem Konzert der MG Concordia und des MV
Schönenbuch bekam (150.-) wird in der Erklärung 2014 als „zusätzliche
Bonuszahlung“ auftauchen. Das andere dagegen, na ja, wenn die Hormone einen
ausser Kraft setzen… Das italienische Recht kennt den Begriff der „zeitlich
begrenzten Unzurechnungsfähigkeit“, einen Zustand, bei dem man nicht mehr Herr
seiner Sinne ist, „er währt genauso lange, wie man braucht, um einen Mord zu
begehen oder eine Frau zu vergewaltigen.“
(Donna Leon in einer Kolumne für die VOGUE) So etwas kann also auch mir
passieren.
Woher hat die schwarze, böse Alice eigentlich das ganze
Geld? Das hat ja auch so einen üblen Beigeschmack. Menschen, die etwas
Ideologisches, Kämpferisches, Ideelles, etwas Politisches, Moralisches,
Anstossendes tun, sollten dafür kein Geld bekommen, sonst denkt man ja, sie tun
es des schnöden Mammons wegen. Ihr Auskommen haben schon, keiner soll leben wie
ein Hund, aber nicht reich werden. Es wäre für mich unerträglich, wenn die
Chefredakteurin der taz das Gleiche verdiente wie der Chefredakteur von HÖRZU,
es wäre für mich unerträglich, wenn ich herausbekäme, dass eine Kübler-Ross mit
ihren Büchern und Vorträgen Kohle gemacht hätte. Und wenn, dann: spenden,
stiften, spenden, stiften…
Kachelmann frohlockt. Kachelmann ist wieder da und ganz oben
(und das jetzt bitte nicht missverstehen) Es wäre ja auch schade gewesen um den
Mann, der unserer Sprache etwas völlig Neues, Schönes und Unvergleichliches
geschenkt hat: Den populären Wetterbericht. Als ich jung war, haben die im
Radio ja immer nur gesagt, was wettermässig passiert, aber nicht, wie man das
finden und sich fühlen sollte, man vergass, auf Deutsch gesagt, das Frieren.
Hier hat Jörg endlich Abhilfe geschaffen: „Bei 4 Grad Minus ist es heute
rrrrrrrrrrrrichtig kaaaaaaaaaaaaaaaalt, ziehen Sie sich ganz, ganz, ganz, ganz
warm an.“ Ohne Kachi würden wir doch ständig im Januar mit Badeshort und TankTop
rumlaufen.
Er ist wieder da, er triumphiert, er frohlockt: Es lebe Jörg
Kachelmann!
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