Donnerstag, 28. November 2013

Bitte keine Koalitionsverträge in der Weihnachtszeit!


Es ist nicht zu fassen. Nun hat mir Angie meinen schönen Post für heute kaputtgemacht. Ich hatte mir so etwas Witziges zur Länge der Koalitionsverhandlungen ausgedacht, und nun unterschreiben die Heinis einfach so ihr Dokument. Hätten die nicht bis nächste Woche warten können? Wenn die Sache eh schon ewig gedauert hat, wäre es ja auf ein, zwei Tage nicht angekommen. Aber manchmal sind Politiker dann doch schneller, als man denkt.
Ich hatte vorgehabt, den unvergleichlichen Text aus Douglas Adams Das Leben, das Universum und der ganze Rest über die längste Party aller Zeiten auf die längsten Verhandlungen umzuschreiben. Verdammt, ICH HABE ALLES SCHON GESCHRIEBEN, und jetzt zücken Merkel, Steinbrück und der Bayer ihre Stifte und malen einfach ihre Kritzel aufs Papier.
Hier ein paar magere Auszüge von meinem Supertext:

Die längste und erfolgloseste Koalitionsverhandlung aller Zeiten geht jetzt in die vierte Generation und immer noch macht niemand Anstalten irgendein Dokument zu unterschreiben. Irgendjemand hat mal einen Kugelschreiber gezückt, aber das ist nun auch schon wieder elf Jahre her, und einen Nachahmer hat es nicht gegeben…

Vor kurzem hat es vor den Toren geknallt und geblitzt, und man ist der Auffassung, dass es von Schlachten herrührt, die sich Rebellen und Milizen in dem seit Jahrzehnten unregierten Land liefern…

Eines der Probleme, und zwar eines, das immer schlimmer wird, ist, dass alle Leute bei dieser Konferenz die Kinder oder Enkel oder Urenkel der Leute sind, die schon zu Anfang nicht unterschreiben wollten, und aufgrund der ganzen Chose von Zuchtwahl, regressiven Erbanlagen und so weiter heisst das, dass die Leute, die jetzt verhandeln, entweder fanatische Diskutierer sind oder Schwachsinn plappernde Idioten oder, öfter und öfter,  beides…

Die Gesamtlänge der Gespräche – Sie erinnern sich: Es wurde ja erst mit Rot UND Grün ein bisschen sondiert, dann noch einmal mit beiden sondiert, und dann endlich erst überhaupt in gültige Verhandlungen  eingestiegen – hat nun doch ein grosses Problem aufgetan:
 
Man ist zu weit in die Weihnachtszeit hineingeraten.

In der Advents- und Weihnachtszeit wird nicht nur die klare Ratio, der Verstand, das Kalkül, das Denken ausser Kraft gesetzt – ich bitte Sie, wer kann unter der konsequenten Beschallung mit Jingle Bells noch irgendeinen sinnvollen Gedanken fassen? Wer kann eine gute Entscheidung treffen, wenn vor dem Fenster zehn blaue Engel und zehn rote Nikoläuse im Sekundentakt um die Wette blinken? – die Advents- und Weihnachtszeit ist die Zeit der Grosszügigkeit, der Freude, der Liebe, des Schenkens. In diesen Tagen denkt man nicht ans Geld.
Bubi will ein Fahrrad mit Platinrahmen und 56-Gang- Schaltung? Es ist doch nur einmal Weihnachten, kriegt er halt zum Geburtstag weniger. Ein Truthahn am 24. und eine Pute am 25.? Natürlich, man gönnt sich ja sonst nichts. Einmal im Jahr will man doch nicht jeden Cent umdrehen, will man nicht ans überzogene Konto denken, einmal es sich gutgehen lassen. Und dann wird halt aus dem Parfüm für 350.- schnell ein Duft für 580.-, da wird dem Kindlein zusätzlich zu Velo und Spielkonsole noch eine Skiausrüstung gekauft. Ja, und spenden muss man natürlich auch, an CARE und BROT FÜR ALLE und an den WWF und an die AKTION MENSCH, alle bekommen auch schnell ein Zehnernötlein, denn wir sind ja gute Menschen und Christen und man zeigt damit, dass einen der Mammon nicht im Griff hat. Und irgendwann merkt man, dass das 13. Gehalt, das so genannte Weihnachtsgeld, gar nicht gereicht hat…

In dieser Atmosphäre sollte man keine Koalitionen schmieden.
Denn was da jetzt in Berlin herausgekommen ist, mutet einem an wie der Sack vom Nikolaus: Da gibt es Rente früher, Rente für Mütter, Steuererlass für Kleinhunde und Grosskatzen, Mindestlohn, natürlich Kultur- und Bildungsförderung, da gibt es Geld, Geld, Geld. Man gönnt sich ja sonst nichts, es ist nur einmal Weihnachten und an die Frage, wo das ganze Geld herkommen soll, denken wir lieber nicht. Das Volk scheint von Lebkuchenduft und Glühwein benebelt, es merkt gar nicht, dass die Weihnachtsgeschenke der Grossen Koalition nur durch Steuererhöhungen oder Schulden zu finanzieren sind. Und Schulden wollte man doch abbauen? Aber Wörter wie Ausgeglichener Haushalt gehören eben nicht ins Vokabular der Weihnachtszeit. 
Daher sollte man immer im Frühjahr wählen, damit, wenn die K-Verhandlungen doch Adamsche Ausmasse erreichen, nicht in der Zeit der offenen und grosszügigen Herzen Verträge geschmiedet werden, in denen es um die Zukunft eines Landes geht. Denn eines ist klar: Der Januar kommt bestimmt.

 

  

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