Donnerstag, 21. November 2013

Die glückliche Hausfrau in den Fünfzigerjahren


Das Bild der glücklichen Hausfrau, die in ihrem Fünfzigerjahrelook an ihrem nagelneuen Herd steht und ihren glücklichen Kindern (Bub, 5 J., Mädchen, 3 J.) zusieht, wie sie in ihren nagelneuen Klamotten glücklich spielen, während sie ein wohlschmeckendes und gesundes Mittagessen zubereitet.
Einige Leser und Leserinnen (!!!) sagten mir, das sei doch eigentlich ein sehr schönes Bild. Ist es  auch, ein harmonisches, nettes, idyllisches, freundliches Bild. Genauso schöne Bilder sind zum Beispiel auch Fotografien von doppelten Mondregenbögen oder Einhörnern, genauso schöne Bilder sind Fotografien von Lehrern, die vor 35 adretten, aufgestellten und hochmotivierten Schülern stehen oder Fotografien, die die sonnendurchflutete Küste von Wales zeigen: Alles Fake.
Abgesehen davon, dass die Mama (wir nennen sie jetzt mal Monika) vielleicht nicht jeden Tag AVON-präpariert und GARD-frisiert die Küche betritt, in farblich auf die Tischdecke abgestimmter Kittelschürze – für wen soll sie sich auch stylen, es sieht sie eh den ganzen Tag niemand – ich glaube, das Problem werden die Kinder sein. Nicht weil Kinder böse sind, weil sie gemein sind, weil sie alles zerstören, kaputtmachen wollen, weil sie Bestien sind, sondern weil sie Kinder sind.
Da plant man zum Beispiel einen harmonischen Sonntag, mit Echt-, Gross- und Nenntanten, Tramfahrt bis zur Endhaltestelle, kurzer Spaziergang und dann am See schöööön Kaffee und Kuchen, und der blöde Bub bekommt im Tram einfach Durchfall, ab nach Hause, den Bengel in die Badewanne und Kaffee am heimischen Esstisch, war dann auch ganz schön. (Der Bub war natürlich ich, wahre Geschichte)
So wird Monika vielleicht zusehen, wie – ach die Kleinen brauchen ja auch noch Namen – Thomas (5) und  Annika (3) sich streiten, zoffen, prügeln, wie das Geschwister halt manchmal tun. Vielleicht ist die Kleine einfach noch zu klein, um die Spielregeln von GEISTERSTUNDE zu kapieren, und zieht mit Hugo, auch wenn kein Gespenst auf dem Würfel ist, und Thomas ist aber auch noch zu klein, um zu kapieren, dass seine Schwester nicht einfach hammerblöd ist, sondern einfach zu jung. Vielleicht fegt Tommy dann die Spielsteine vom Tisch oder steckt Annika einen in die Nase, was dann nochmals Geschrei auslöst.
Vielleicht probiert Thomas aber auch aus, wie das eine Wort ankommt, das er im Kindergarten gehört hat und so klingt durch die teure, mit modernsten Schränken und Geräten designte Küche nicht nur die Stimme von Connie Francis aus dem Radio, sondern auch ganz laut:
„FICKEN“
Auf jeden Fall, die Idylle ist kaputt, Monika muss einschreiten, muss den Herd zwei Minuten verlassen, das nutzt die Milch zum Überkochen – Milch kocht leicht über, da muss man immer dabei bleiben, dies für die Männer, die nicht Teilzeit arbeiten – Monika fegt dann mit dem Hechtsprung, den sie zum Herd macht auch noch sämtliche Salate, Brote und Kaffeetassen vom Küchentisch.
Übertreibe ich?
Ich übertreibe nicht.
Hausfrau und Mutter in Reinkultur ist ein anstrengender Job.
Wenn der Job nämlich so wäre, wie die Männer es darstellen – friedliches Heim, den ganzen Tag Ruhe, kein Stress, freie Zeiteinteilung und volle Harmonie – dann würden die Männer ihn sich unter den Nagel reissen, Männer reissen sich alles unter den Nagel, was ihnen etwas bringt.
Also revidieren Sie bitte ihr Bild und stimmen Sie übermorgen für den Gegenvorschlag:
Geld vom Staat für Kinderbetreuung, wenn beide Partner je 50% arbeiten und 50% zuhause sind.

Leider hat ihn niemand formuliert.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen