Freitag, 25. Oktober 2013

Wie kann man nur Angela abhören?


Wie kann man nur Angela Merkel abhören?
Nein, damit meine ich jetzt nicht: Wie ist es denn bloss möglich, wie kann denn das sein.
Nein, damit meine ich jetzt nicht das allgemeine Lamento, dass eine Staatschefin belauscht wird, ich glaube, alle grossen Politiker werden und wurden belauscht, der beste und kompetenteste deutsche Bundespräsident  wurde permanent abgehört und niemand hat es gestört. Gut, Heinemann hatte nun wirklich auch die falschen Freunde, er telefonierte mit Böll (pfui!), mit Biermann (pfui, pfui!), sogar mit Wallraff (dreimal pfui!), und da war es klar, dass man das alles aufzeichnen muss, Heinemann war fast ein Staatsfeind, ist man auch, wenn man mit Böll, Wallraff und Biermann telefoniert, dummerweise war er Bundespräsident und es war peinlich, wenn der Bundespräsident von der Telefonzelle aus sprechen muss, denn eigentlich ist er ja Staatsoberhaupt.
Hat aber damals niemand gekümmert.
Aber das meine ich ja gar nicht.
Ich meine:
Wie kann man nur Angela Merkel abhören?
Wie ist es auszuhalten, wie ist es jemand zuzumuten?
Wie kann man von Menschen verlangen, einen ganzen Tag Angie zuzuhören?
Also, mir reicht schon immer die Weihnachtsansprache, die geht zehn Minuten, danach bin ich immer so fertig, als hätte ich sechs Stunden gearbeitet, danach brauche ich stets einen Cognac oder einen Schnaps, und das sind zehn Minuten, ein Sechstel einer Stunde, wie schafft es jemand acht Stunden die Stimme der Uckerlady zu ertragen? Wie schafft es jemand, mit Dingen konfrontiert zu sein, die man nun wirklich nicht wissen müsste:
Ich möchte nicht wissen, wie die Merkel ihren Holden nennt, ich möchte nicht wissen, was sie zum Mittagessen bestellt, ob sie lieber Nudeln oder Kartoffeln isst (wahrscheinlich Letzteres, sie kommt aus der klassischen Kartoffelgegend), ich möchte nicht wissen, welche Schuhgrösse sie hat, oder noch schlimmer ihre Körbchengrösse, ich möchte auch nicht erfahren, bei welchen Ärzten sie ist und mit welchen Diagnosen.
All das muss ja mitgehört, aufgezeichnet, aufgeschrieben und ausgewertet werden, da sitzen Menschen, die meinen grössten Respekt haben, weil sie eine wirklich harte Arbeit verrichten. Und dann muss ja immer noch geschaut werden, ob nicht Kürzel, Verschlüsselungen, Codewörter verwendet werden, steht  „Kartoffel“ eventuell für Panzer, steht „Nudel“ eventuell für Rakete, sind 200 zu 120 wirklich ihre Blutdruckwerte (sie ist totsicher Hypertonikerin) oder meinen die Zahlen etwas völlig anderes?
Nein, hier haben Mitarbeiter des Geheimdienstes unsere grösste Hochachtung verdient. Ob die Aktion Sinn macht, ob hier nicht bei geringstem Nutzen ein grösstmöglicher Schaden angerichtet wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Keine Sorgen muss sich der Schweizer Bundesrat machen. Die Schweiz ist für die USA einfach zu unbedeutend. (Neulich traf ich einen Ami, der allen Ernstes glaubte, das Loch auf der Landkarte in der Mitte der EU sei ein grosser See.) Und wenn die Telefone doch belauscht würden: Die Amis verstehen das doch gar nicht, das führte  ja zu permanenten Missverständnissen.  Man stelle sich vor, dass die Leuthard sagt, sie sei gerade am Rüsten, das gibt doch internationale Komplikationen (für meine deutschen Leser: Sie ist am Gemüse putzen).  
Wie kann man Spitzenpolitiker abhören?
Technisch gesehen einfach, vom Nutzen her fragwürdig, von den Folgen unabsehbar.
Und genau deshalb wird es gemacht.

 

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