Ich
komme an einem ganz normalen Arbeitstag nach Hause. Der Briefkasten ist voll,
die Mailbox wahrscheinlich auch, die Waschmaschine ist gerade frei und ich habe
tierisch Hunger. Also mache ich mich ans Kochen und während ich auf gewisse
Dinge warte, zum Beispiel bis das Wasser kocht, rufe ich in die Wohnung:
„Schatzi, kannst du mal die Post durchsehen?“, später: „Mausi, kannst du kurz
die Mails checken?“ und dann: „Bärchen, machst du noch eine Ladung Kochwäsche
rein?“ Nach der Mahlzeit muss ich allerdings feststellen, dass nichts, aber
auch gar nichts gemacht ist. Aber überhaupt nix. Weil da ist nämlich kein
Schatzi, Mausi oder Bärchen, das Dinge erledigt, während ich des Brodelns des
Nasses harre. (Was für eine Formulierung! Ich muss mich dringend für den Naumburger
Lyrikpreis bewerben.) Also sieht es in Wirklichkeit so aus: Ich koche, während
unten im Keller meine Slips und Handtücher sich im Kreise drehen, wenn ich kurz
auf das Glasigwerden der Zwiebeln warte, sehe ich die Post durch (eh alles für
den Papiermüll), hinter mir auf dem Küchentisch steht mein Läpptop.
Männer
können multitasken. Also zumindest manche Männer, denn ich kann es und ich bin
ein Mann. Männer können es dann nicht, wenn eben ein Schatzi-Mausi-Bärchen da
ist, die so froh ist, dass der Mann einmal kocht und deshalb eben die 50
anderen Dinge erledigt. Keine Frau wagt es dann zu murmeln: „Liebling, du musst
das Wasser beim Erwärmen nicht beobachten und zehn Minuten neben dem Topf
stehen.“ Es könnte ja sein, dass Männe morgen dann gar nix mehr macht und sich
aufs Sofa legt, während die holde Gattin kocht UND die 50 Kleinigkeiten
erledigt. Frauen können nämlich multitasken, weil sie es müssen, ich kann es
aus dem gleichen Grund. Männer können es dann nicht, wenn man zulässt, dass sie
es nicht tun. Oh, bitte, jetzt nicht der Biologismus-Quatsch! „Frauen schminken sich, weil die Neandertalerin…“ „Männer können Autos reparieren, weil der Cro-Magnon-Mensch…“ Wir sind keine Urmenschen mehr und keine Affen. Wir haben uns doch ein bisschen weiterentwickelt, auch wenn das Leute wie Kästner, Tucholski oder Ringelnatz bezweifeln. Ausserdem geht man ständig von den falschen Voraussetzungen aus, denn bei der Jagd war die ganze Sippe dabei, man konnte es sich einfach nicht erlauben für das Erlegen eines Riesenviechs (Mammut, Elefant, Riesenechse) nur die Herren aufzubieten.
Männer können multitasken.
Die andere Frage aber ist, ob man es immer tun sollte. Denn was ich oben beschrieben habe, ist eine hektische Ausnahmesituation. Viel lieber ist mir, wenn ich erst kochen und essen kann, dann die Briefe durchschauen und dann gemütlich an den Computer. Viel lieber ist mir, wenn nicht alles auf einmal kommt. Das ständige Multitasken ist eine grosse Belastung. Es ist eine Frechheit beim Sex mit Susi die SMS von Robert zu lesen. Warum telefonieren wir dann mit Franz, während wir die Mail von Britta lesen?
Insofern kann es aus Slow-down-Gründen auch einmal sinnvoll sein, das Wasser beim Erwärmen zu beobachten, einfach als meditative Übung, nicht, weil man nicht multitasken könnte. Als die Waschmaschine neu war, haben wir uns einen ganzen Waschgang angesehen, war besser als Fernsehen. Sollte man wieder einmal machen.
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