Montag, 12. August 2013

Niemand will nach Mainz

Diese Aufregung um den Mainzer Hauptbahnhof! Ehrlich gesagt: Viel Lärm um Nichts.
Denn - ganz ehrlich gesprochen - es will ja niemand nach Mainz.
Warum wollen Sie nach Mainz?
Zu der Zwangschunkel-Veranstaltung, bei der Ihnen eine Blaskapelle Tuut - Tuut - Tuut vorspielt, damit Sie wissen, wann Sie lachen müssen? Die inzwischen zu einer reinen Wahlkampfkampagne für die CDU verkommen ist? Keine Angst, bis zu Mainz bleibt Mainz, wie es stinkt und kracht fahren die Züge wieder.
Sie wollen zum Rheingau-Festival um Gidon Kremer oder Lang Lang zu hören? Lassen Sie es bleiben. Das Kremerkonzert überträgt die ARD, und da bekommen Sie die geniale Musik ohne die Schlürfschnaufer von Gidon. Und wenn Sie Klaviermusik mögen, fahren Sie zu Sokolow nach Freiburg, der ist zwar nicht so hübsch wie unser Sonnyboy, spielt aber zehnmal besser Klavier.
Sie wollen in den Mainzer Dom? Dome hat es hunderte in Deutschland, und in Fulda bekommen Sie noch echten Katholizismus, nicht die verwässerte Weichei-Lehmann-Kirche. Ausserdem halten wegen der Berlinumleitung 20 Züge mehr in Fulda. (Vielleicht wäre das die Strategie: Wir fahren einfach da hin, wo die Bahn gerade viel hält.)
Sie wollen an die Mainspitze, den Zusammenfluss von Main und Rhein? Völlig öde, eine langweilige Wiese. Fahren Sie an den Moseleinfluss, an das Deutsche Eck nach Koblenz, da haben Sie eine richtige Terrasse, mit Kaiser Wilhelm, das ist schön, da weht der deutsche Geist noch. Ausserdem weiss ich eh nicht, warum Flussmündungen so spannend sein sollen, haben Sie tausendfach auf der Welt. Ein Fluss, der sich in zwei spalten würde, das wäre mal etwas.
Also: Warum wollen Sie nach Mainz?
Ehrlich gesagt: Es gibt nur zwei Punkte in der Region, zu denen man vielleicht hin muss. Das eine ist Frankfurt City Downtown. Da gehen Sie hin, wenn Sie Geschäfte machen müssen, also um Geld zu scheffeln. Das andere ist der Flughafen. Punkt.
Ich habe in einem Post am 21.5.2012 das Rhein-Main-Gebiet als Zusammenbruchsgebiet bezeichnet und eine Woche später über Rüdesheim gelästert und ich bleibe dabei. Machen Sie einen Bogen um die Region. Seien Sie froh, dass da gerade nichts hinfährt.
Was mich mehr beunruhigt, ist die Tatsache, dass ein hochbezahltes Management solche Personalengpässe nicht rechtzeitig sieht. Mir wird etwas mulmig, wenn ich mir vorstelle, dass mein Blinddarm ohne Narkose rausgenommen wird, weil die Anästhesisten entweder krank oder in Urlaub sind. Vielleicht muss ich auch den Einbrecher selber niederschlagen, weil die Dame beim Notruf mir mitteilt, zu viele Polizisten hüteten gerade das Bett. Und die Feuerwehr kommt zu Fuss, weil zwar viele Löschleute da sind, aber nicht die, die den Wagen fahren können? Es kann einfach nicht sein, dass Spezialaufgaben von zu wenigen Leuten beherrscht werden. Das ist beunruhigend.
Vielleicht sollte man den Mainzelmännchen mal klar machen, dass sie statt nur rumzualbern einmal sinnvolle Aufgaben übernehmen könnten. So wie die Kölner Kollegen. In Köln würden nämlich längst die Heinzelmännchen im Stellwerk sitzen. Und das wäre gut so, denn nach Köln zu fahren ist ja auch ein verständlicher Wunsch...

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