Montag, 22. Juli 2013

Gleichbeschlechtigung

Nein, das ist kein Schreibfehler. Ich meine nicht etwas, was mit schwul oder lesbisch zu tun hat, sondern das Gegenteil von Gleichberechtigung. In "Berechtigung" steckt ja auch "recht", dass etwas recht, richtig, ok, in Ordnung ist. Und wenn eine Sache für alle nicht in Ordnung ist, dann ist das eben Gleichbeschlechtigung.
Zu theoretisch. Wollen Sie ein Beispiel?
Ich war neulich shoppen. Ich brauchte ein paar Shorts und einige Hemden. In einer Boutique in der Freien Strasse sah ich im Schaufenster eine Kombination von wunderbaren Bermudas in leuchtendem Bleu, Pink und Tomatenrot, dazu taillierte weisse Hemden im Knitterlook. Das Anprobieren wurde aber zur Enttäuschung: Bei Grösse XS (meine normale) bekam ich Dinger gar nicht zu, S konnte ich zumachen, hätte aber nach einer halben Stunde Bauchschmerzen bekommen, M wäre gut gewesen, wenn ich mich jeden Morgen klistierte und L passte dann. Um Himmels willen! Hatte ich zugenommen? Im Geiste sah ich mich schon wochenlang hungern. - "Ich nehme nur einen Salat." - Dann kam ich aber auf die Idee, mal nachzumessen. Bei XS war die Taille eine Hand breit, was einer Grösse W20 entspricht. Normalerweise habe ich W29 bis W30, was auch schon ziemlich schlank ist. Welcher Mensch hat so eine Hüfte? Keiner, der nicht einen Geburtsfehler hat, der sich nicht wie Cher die Beckenknochen hat verkleinern lassen oder der nicht gerade von einer Junta gefoltert wurde. Als ich einer Kollegin davon erzählte, kam nur die Antwort: "Jetzt siehst du mal, wie es uns geht." Sehn Sie, was ich meine? Das ist Gleichbeschlechtigung. Nachdem man die Frauen in den Schlankheitswahn getrieben hat, kommen nun die Männer dran. Es ist kein Erfolg, wenn die Quote von männlichen Bulimikern zwischen 16 und 18 steigt, aber das tut sie. Die meisten Mädchen halten sich für zu dick, und bald werden es auch die meisten Jungen tun. Dann wird es in Schullager überhaupt keinen Spass mehr machen zu kochen, weil nicht nur Jasmin und Lea, sondern auch Jan und Riccardo ihr kleines Gemüsehäufchen auf dem Teller herumschieben.
Und bei den Jungs setzt man noch einen drauf:
Viele 14jährige wollen schon ins Studio. Gymbetreiber müssen laufend Buben abweisen, die noch nicht das Mindestalter von 16 erreicht haben, ein Alter, das eigentlich schon tief angesetzt ist. Die Jüngelchen wollen schon früh ihre Muckis bilden, und sie schlucken Anabolika wie wir früherBrausepulver.
Was kommt als nächstes?
Ich habe eine Horrorvision: In den Restaurants huschen Servierbuben umeinander, in XXXXS-Klamotten, die ihre absolut perfekten Körper zur Geltung bringen, sie sind eine halbe Stunde vor dem Badezimmerspiegel gestanden, um ihr Makeup, ihren Lidstrich und ihre Wimperntusche zu richten. Immer wieder mal werden sie am Hintern angefasst, weil man das ja bei Servierpersonal so macht. Und wenn sie sich beschweren, sagt man: "Den Frauen ging das immer so..."
Nein, ich möchte, dass es allen gleich GUT geht.
Das wäre GleichbeRECHTigung.

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