Dienstag, 7. Mai 2013

Vergesslichkeit

Ich bin so vergesslich in letzter Zeit. Ich vergesse dies und das und das und dies, ich vergesse meinen Regenschirm im Zug, ich vergesse Telefonnummern, Adressen, Termine und Opernkarten. Letzte Woche bin ich morgens aufs Tram, ich hatte meinen Geldbeutel, Handy, Schlüssel und Zigis dabei, die Präparation für die Schule und die korrigierten Diktate. Und als ich am Tram stehe, merke ich: Ich habe nur die Unterhose an! Nun ist mein knackiger Hintern in einer knackigen Unterhose sicher ein erfreulicher Anblick, aber es gehört sich einfach nicht. So bin ich heim und habe meine Jeans angezogen.
Frau Umtrieb von den Bayreuther Festspielen hatte mir Frühstückskarten zu viel geschickt. (Die Frühstücke sind eine Produktion der Frühwerke mit Thielemann, hat nichts mit Marmelade zu tun.) Ich schickte sie zurück, wartete, fragte nach, erhielt eine Antwort, sie habe die Rückbuchung einfach vergessen. Ein Priester sagte neulich am Ende der Messe ganz charmant, er habe einige liturgische Teile vergessen und werde sie jetzt nachholen.
Vergesslichkeit, wohin man schaut.
Vergessen ist menschlich.
Problematischer sind da die grossen, wichtigen, dramatischen Vergesser.
Da vergessen Politiker in ihren Doktorarbeiten ein paar Fussnoten, oder überhaupt die Kennzeichnung von Zitaten. Menschlich? Peinlich?
Da vergisst ein Ministerpräsident, auf welchem Rasthof und an welcher Autobahn er einen Koffer mit Schmiergeld bekommen hat. Kann ja nur heissen: Entweder er lügt oder er bekommt permanent Koffer mit miesem Geld auf irgendwelchen Raststätten an irgendwelchen Autobahnen, so oft, dass er sich wirklich nicht erinnern kann. So wie die CIA in der Tat vergessen hat, wie oft und wann sie Koffer, Rucksäcke, Plastiktüten (sic!!!!!!!) mit Geld im Palast in Kabul abgeliefert hat. Es waren so viele Aktionen, dass man sie nicht mehr nachvollziehen kann.
Den Vogel hat jetzt Kaiser Franz abgeschossen: Der gute Uli habe so viel um die Ohren, da könne man schon einmal etwas vergessen... Man möchte Beckenbauer zurufen:
Ja ist denn schon wieder 1.April? Hatte Hoeness keinen Steuerberater? Die nerven nämlich solange, bis man nichts vergessen hat. Das ist ihre Aufgabe. Wenn ein Steuerberater Gelder vergisst, hat der Klient gesagt, er solle es vergessen. Oder es seiner Steuerkanzlei verschwiegen. Ein anständiger Steuerberater gibt übrigens sein Mandat zurück, wenn der Auftraggeber zu leicht Konten "vergisst". Meine gute Frau Paulsen in Zwingenberg hätte das getan. Übrigens hat Uli ja dann alles zugegeben und ist Franzl in den Rücken gefallen. Oder hat er dann wiederum nur VERGESSEN, was Beckenbauer meinte?
Die grossen Vergesser kann man in dem Satz zusammenfassen, den ein Schulkollege unserem Klassenlehrer sagte:
"Ich hab's vergessen, aber ich hab's gern vergessen."
Mein Unterhosenauftritt brachte mir dann noch ein Fotoshooting für eine Wäschefirma ein. Was mit Kevin oder so, nein so was mit Ossie... Ich habe es vergessen.
Und eine andere nette Story ist noch:
...
...
Sie ahnen es, ich habe sie vergessen.

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