Donnerstag, 9. Mai 2013

Danaergeschenk am Banntag

Der Banntag ist eine gute und schöne Baselbieter Tradition. An Auffahrt (Himmelfahrt) lief man früher den Bann, die Gemeindegrenze, ab um zu kontrollieren, ob alle Grenzsteine noch an Ort und Stelle waren. War das nicht der Fall und kamen die vom Nachbardorf gerade mit ihrer Begehung vorbei, wurden kartografische Unstimmigkeiten direkt an Ort und Stelle gelöst - mit einer Schlägerei. Heutzutage sind natürlich alle Gemeindegrenzen bis auf den Millimeter festgelegt, der Banntag ist nun vor allem ein geselliges Ereignis, die Blasmusik spielt, es gibt zu Essen und zu Trinken. Ja, auch ein wenig Alkohol, also schon ein bisschen mehr Alkohol als wenig, also eigentlich ziemlich viel. Deshalb wurde ja auch der freie Brückentag am Freitag danach eingeführt, weil die Leute noch so betrunken waren, dass an Arbeiten eh nicht zu denken war.
Nun kam es am Banntag 2013 in Bübbingen zu einem Eklat: Die Einwohner des kleinen, inmitten blühender Obstbäume malerisch gelegenen Weilers stellten fest, dass die vom Nachbarort Guxau irgendetwas an den Grenzsteinen gemacht hatten. Allerdings löste man das Problem dieses Mal nicht mit Gewalt, man holte die Karto- und Geografen, und zwar vom Kanton und auch gleich die aus Bern. Einstimmig stellten diese fest, dass etwas passiert war, was es in der Geschichte der Banntage selten so gegeben hat: Guxau hatte den Grenzstein zu seinen Ungunsten verschoben! Der sofort herzitierte Guxauer Gemeindepräsident Schweizer gestand unter Tränen, dass in dem bewussten Areal, dem sogenannten Husliholz, es immer wieder zu illegaler Deponierung von Elektroschrott gekommen sei. Man habe nie jemand erwischt, und so sei das Husliholz eine Müllkippe mit ca. 300 Laptops, 400 Druckern, unzähligen Waschmaschinen, Geschirrspülern und ca. 2 000 000 Handys. Und nun habe er einfach die Idee gehabt, den ganzen Flecken den Bübbingern unterzujubeln. Man habe alles mit Erde bedeckt und noch ein bisschen Buschwerk gepflanzt, und nun sehe das Ganze etwas nett aus.
Die Sache hatte sofort Konsequenzen, das Husliholz blieb auf Guxauer Boden, aber Schweizer blieb nicht Gemeindepräsident. Er trat noch am selben Tag zurück.
Aber die Idee ist genial.
Sie ist wirklich genial.
So könnte man doch Schleswig endlich den Dänen zurückgeben und vorher den deutschen Atommüll dort endlagern. So könnte Allschwil den Allschwiler Weiher den Baslern schenken, mitsamt den Jenischen, die dort hausen. So könnte Freiburg sein Wagenburgproblem lösen, indem man denen Platz gibt und dann diesen Platz den Kirchzartenern oder Merzhausenern schenkt. Aller Mist kommt an die Grenzen und dann wird der Grenzstein verschoben. Man nennt das ein Danaergeschenk. Viele Nachmieter kennen das: Da wird einem grosszügig, spendabel und generös ein Teppich, ein Einbauschrank oder ein Vorhang überlassen. Aber wehe, man möchte das Präsent nicht! Da werden die Vormieter aber ziemlich, ziemlich ausfällig. Denn das Entsorgen des Objektes ist viel aufwändiger als das Dalassen. Noch schöner wird die Sache, wenn im überlassenen Teil der Schimmel, die Kakerlaken oder die Wanzen hausen. Das Geschenk an den Nachmieter erspart den Kammerjäger.
Hier könnte man das Floriansprinzip erweitern:
Oh, Heiliger Sankt Florian,
Verschon mein Haus, zünd' and're an!
Und wenn mein Häuslein munter brennt
Mach ich's dem Nachbarn zum Präsent.


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