Dienstag, 28. Mai 2013

Happy birthday, SPD!


Die SPD hat mit grossem Pomp und viel Trara ihren Geburtstag gefeiert. Und wie  immer bei Geburtstagen von Hochbetagten ging der Blick auf die glorreichen Jahre, die Vergangenheit, war nostalgisch und wehmütig. Da blickt doch dann der Opa auf sein Hochzeitsfoto und seufzt: „1915 war das, mein Gott, war ich da noch jung und schmuck!“ Oder er erzählt von Zeiten, als man noch wanderte und musizierte, als es noch keinen Fernseher und kein Handy gab. Und der Sohn fragt: „Weisst du noch Papi, wo du mich auf Borkum eingebuddelt hast?“ Und Grossväterchen nickt weise, auch wenn er sich natürlich nicht erinnert. Und die Enkelin fragt: „Weisst du noch, Opi, wo du mir das Walzertanzen beigebracht hast?“ Und Grossväterchen nickt weise, auch wenn er sich natürlich nicht erinnert. Wenn es schlimmer kommt, blickt Opa auf seine Sippe und fragt dann die junge Kellnerin: „Gehören Sie auch zur Familie – nich? – Schwein gehappt!“ So in Papa ante Portas von Loriot.
Genauso war es bei der SPD. Was hat man nicht alles erreicht, wofür hat man nicht alles gekämpft, wie wichtig war man doch. Die Arbeitnehmerrrechte, die Mitbestimmung, soziale Gerechtigkeit, die Ostverträge, der Kniefall von Warschau, Wohlstand und Frieden und Freude und Eierkuchen. Und der Bundespräsident schildert in markigen Worten, wie wichtig die Sozialdemokratie war. War! War, liebe Leser, Präteritum! Denn die Zukunft ist düster.
Um beim Opi-Vergleich zu bleiben: Man feiert zwar rüstig den 95sten, aber der 100ste? Das Herz, das Herz macht es einfach nicht mehr so, wie es soll, und eine Schrittmacheroperation in diesem Alter? Die Blutwerte sind auch nicht mehr in Ordnung, Opi schluckt aber schon 15 verschiedene Pillen, es kämen noch 7 dazu. Die Knie haben Arthrose und die Hände Gicht, Sehen und Gehör waren auch schon besser.
So die SPD: Man strebt zwar immer noch nach vorne, will wieder in die Regierungsbank, Verantwortung übernehmen, aber wie? Probleme über Probleme. Und das Hauptproblem ist gar nicht nur Peer, den man inzwischen rund um die Uhr überwacht, um ihn von allen Buttertöpfen, Fettnäpfen und Sahneschüsseln fernzuhalten. Das Hauptproblem ist, dass man dummerweise in so vielen Landesregierungen sitzt, und die roten Landesfürsten nicht immer so spuren, wie die Bundespartei es will. Wenn also die Zentrale beschliesst: Atommüll könnte doch nach XY, da ist Platz, dann meckert bestimmt ein SPD-Ministerpräsident, dass er den nicht will.
Zu allem Übel hat man inzwischen drei Parteien, die einem Wähler wegnehmen, und die grosse Frage sind:
„Werden die Piraten sich wunschgemäss totdiskutieren oder werden sie seriös?“
„Werden die LINKEN wunschgemäss unrealistisch bleiben oder entwickeln sie Verstand?“
Nicht auszudenken, wenn die Piraten nicht mehr alles auf ihren Internetforen durchkauen und durchkauen, bis es Brei ist, sondern einfach mal entscheiden, wenn sie Struktur bekommen, wenn sie sich – hässliches Wort! – Führung zulegen. Dann kommen sie womöglich über die 5%-Hürde.
Nicht auszudenken, wenn die LINKE von ihren sozialromantischen Forderungen (20 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, jährliche Rentenerhöhung um 10%) Abstand nimmt und sich fragt, ob Dinge auch bezahlbar sind. Dann kommen sie womöglich über die 5%-Hürde.
Und die Grünen? Die Schlange, die man am Busen genährt hat, den lullenden Wicht, den man mitgenommen und in vielen Koalitionen grossgezogen hat? Der jetzt in Stuttgart schon den Seniorpartner spielt und grosse Klappe hat? Werden sie notfalls in einer Rot-Grün-Rot-Was auch immer (Was ist die Piratenfarbe???)-Regierung mitspielen oder werden sie sich doch Angie an die Brust werfen, weil die Schweine im Herzen nun eben doch scheisskonservativ sind?
Fragen, Fragen, Fragen..  
So ist es eben doch besser, sich auf die Erinnerung zu verlegen, die alten Fotos hervorzukramen. Ach, Ebert! Ach, Ollenhauer. Guck mal, Brandt! Oh, der Wehner! Schmidt! Es tut gut, auf ein langes erfülltes Leben zurückzublicken. Aber ob man noch eine ZUKUNFT hat, muss der Wähler entscheiden.


P.S. Was wäre eigentlich, wenn 25 Parteien antreten und alle bekommen 4%? Diese Frage lässt mir keine Ruhe.


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