In seinem sonst absolut entzückenden Bändchen Der König von Olten schreibt Alex Capus
einen ungeheuerlichen Satz. Er habe, so der Autor, seinem Sohn versprochen, in
einem Boot die Aare hinunter bis zur
Nordsee zu fahren, und er werde das jetzt auch bald tun, denn nicht der Rhein,
die Aare fliesse bei Rotterdam ins Meer.
Werter Herr Capus!So geht das nun wirklich nicht. Natürlich haben Sie rein topographisch-geologisch Recht: Die Aare ist beim Zusammenfluss eindeutig breiter als der Rhein. Aber wollen Sie alles umbenennen? Haben wir dann Aareland-Pfalz und Nordaare-Westfalen? Haben wir dann Aarehessen und liegen Eltville und Rüdesheim künftig im Aaregau? Ja, wird alles Rheinische, die Fröhlichkeit und der Karneval , die Rheinische Sinfonie und die Rheinische Gotik, künftig zum Aarischen, was ja ein etwas problematisches Wort ist? Und denken Sie mal an alle die Lieder und Gedichte:
Z‘ Basel an dr Aare,
jo, do isch es WaareVo Schönebuech bis Ammel, vom Belche bis zur Aare
Liegt frei und schön das Ländli, wo mir so viel erfaare
Lieb‘ Vaterland: Ruhe
bewahre!
Fest steht und treu
die Wacht an der Aare.
Nein, das können und wollen wir nicht alles umtexten, zumal
der Rhein einen grossen Vorteil hat: Er reimt sich auf „Wein“, so wie sich Herz
auf Schmerz und Triebe auf Liebe reimt. Gut, nördlich von Köln beginnt ja nach
Böll der Schnapstrinkerrhein ( bis
Koblenz geht der Weintrinkerrhein). Und wenn man sich von Bier und Schnaps
ernährt, dann reimt sich „Aare“ wieder auf „Klare“.
Auch die Loreley wäre zufrieden:
Das Mädchen, das
wunderbare
Kämmt sich die
goldenen HaareUnd unten fliesset die Aare
Und die Holländer müssten auch nicht von „Rhein“ zu „Rijn“
umschreiben, „Aare“ sieht schon verdammt niederländisch aus.
Aber trotzdem, werter Herr Capus, es ist zu umständlich! Und
Basel lag immer am Rhein, liegt am Rhein und wird immer am Rhein liegen, auch
wenn bei der Nomenklatur ein wenig gemogelt worden ist…
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