Montag, 29. Oktober 2012

Schavan, die zweite, oder: Anette schrieb um

Ins Schwarze getroffen, wieder einmal ins Schwarze getroffen! Schavans Machwerk WAR eine Glosse, oder eigentlich keine Glosse, sondern ein kabarettistischer Text, eine Bühnennummer über Gott und die Welt, ein heiterer Monolog, den Annette dem Stuttgarter Renitenztheater, der Hausbühne von Keuler und Richling anbot. Dieses lehnte ab, der Text war eigentlich gar nicht so schlecht, aber die gute Frau ist einfach nicht komisch, vielleicht eine Lachnummer, aber nicht lustig. So demotiviert, verzichtete sie darauf, den "Kleinen Katzechismus" (wie sie es gennant hatte) dem Kommödchen oder den Stachelschweinen anzubieten, geschweige denn den Münchnern.
Anette schrieb um. Sie machte einen Roman daraus, denn jemand hatte ja schon bewiesen, dass man Philosophisches und Theologisches, ja die Gesamtübersicht über die geistigen Strömungen einer Epoche in einen Roman verpacken kann, sogar in einen Krimi, der nicht nur höchst spannend, sondern auch noch verfilmbar ist. Das ging aber schief, der Roman war einfach mies. Was daran lag, dass Schavan eben kein Eco ist, sie hat nicht das Format, die Bildung, den Esprit, oder um es anders zu sagen, um so etwas wie Der Name der Rose zu verfassen, muss man so intelligent wie Umberto sein, und das ist sie nicht. Hanser lehnte ab, Suhrkamp lehnte ab, Kiepenheuer lehnte ab. Und Books on Demand oder Verlage, die erst drucken, wenn man 5000.- Produktionskosten überwiesen hat oder versprochen hat, einmal pro Woche das Lektorat zu putzen, dafür war sie sich zu schade.
Annette schrieb um. Die dritte Fassung war ein populärwissenschaftliches Buch über ihre theologischen und philosophischen Fragestellungen. Und das war gar nicht so übel. Nur ist der Markt für solche Bücher relativ klein, es gibt einfach nicht so viele Kirchgemeinderäte, Theologische Arbeitskreise, Leiter von Seniorentreffs und Andachtshalter. Und manchmal sind die ganz radikal, dann lesen sie Ranke-Heinemann und manchmal sind sie sehr fromm, dann lesen sie Billy Graham. Ausserdem kam für "Licht und Dunkelheit" (so der bescheuerte Arbeitstitel) nur ein Verlag in Frage: Herder (nicht verwandt mit mir, ich schreibe mich mit "t", war in Freiburg so blöde wie in Basel Fischer oder Burkhard zu heissen). Herder lehnte ab.
Annette - nein, sie ging erst einmal auf eine lange Reise, sie wanderte durch die Wüste Gobi, meditierte am Tadsch Mahal, schwamm im Eriesee und ritt auf einem Bären zum Nordpol. Nach einem Jahr kam ihr bei den Pyramiden die glorreiche Idee: Eine Dissertation! Dass sie da nicht gleich daraufgekommen war! Einen Doktorvater müsste man doch finden. Und tatsächlich, schon nach zwei Tagen hatte sie ihren Betreuer. Denn Professoren haben gerne viele Doktoranden, das stärkt den Ruf, das gibt auch Geld, das schmeichelt dem Ego und macht sich gut bei der Vergabe von Preisen und Ehrungen. Das Problem war jetzt, dass die Schavan keine Ahnung mehr hatte, welche Texte von wo gekommen waren, ist ja auch fast nicht mehr möglich nach dem vielen Umschreiben. Also da ein bisschen getrickst, dort etwas angegeben, da ein wenig geschludert, dort eine Kleinigkeit ungenau. Am Ende ging sie nach der Devise Was ich nicht mehr als fremd erkenne, ist von mir vor. Den Rest kennen sie.
Im Renitenztheater läuft zurzeit das neue Hausprogramm Berliner Muppetshow. (Ist Ihnen die Ähnlichkeit von Merkel mit Miss Piggy noch nie aufgefallen?) Eine Viertelstunde wird unserer Anette gewidmet, und so ist sie doch dort angekommen, wo sie hin wollte: Auf der Kabarettbühne.

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