Freitag, 26. Oktober 2012

Hätte mein Fahrlehrer merken müssen, dass ich schlecht Auto fahren kann?


Wenn man beim Autofahren von 30 auf 0 abbremst, drückt man die Kupplung, weil man ja im ersten Gang wieder anfahren muss. Wenn man von 150 auf 110 abbremst, tut man es nicht. Wäre ja auch Unsinn. Ich tat es trotzdem. Als mein Fahrlehrer dies bemerkte, war es eine Woche vor der Prüfung, und er bedeckte mich mit Flüchen. In die Schimpfworte flocht er noch ein, dass ich nicht parkieren könne und eben schon wieder zwei Vorfahrtsschilder übersehen habe und ich die Prüfung nie im Leben schaffen werde, es sei denn es geschähe ein Wunder, das der Sturmstillung, der Speisung der 5000 oder der Wasserverwandlung in Kana gleichkäme.
Ich war ein wenig erstaunt. Zu der Zeit unterrichtete ich schon einige Jahre Klavier, und ich wusste, was meine Schüler konnten und wo sie standen. Ich wusste zum Beispiel, dass Minchen den Bi-Ba-Butzemann zum nächsten Vorspiel nicht fertig bekäme und sie mit Und die Katze tanzt allein besser bedient wäre. Ich wusste, dass ich Mäxchen jetzt relativ zackig abgewöhnen müsse, den kleinen Finger wie ein Schwuler beim Teetrinken in die Luft zu strecken. Warum hatte mein Fahrlehrer diese Dinge nicht wahrgenommen und sie in time korrigiert?
Unterrichten, Lehren, Coachen, Trainieren, Betreuen heisst Bemerken, Wahrnehmen, Ansprechen, Verbessern.
Insofern kann ich auch die ganzen Promotionsaffären nicht ganz verstehen:
Natürlich war es OK, dass sich alle über den guten Guttenberg entrüsteten, aber sein Doktorvater? Hatte der ein Recht zu sagen, er sei entsetzt über die Arbeit? Hatte er sie überhaupt gelesen? Warum tritt ein Promotionsausschuss immer dann zusammen, wenn eine Dissertation angezweifelt wird und nicht BEVOR man ein summa cum laude verleiht? Wenn jetzt der Kopf von Frau Schavan rollt, sage ich „Hoppla!“, ich sage aber auch, wenn sie mich fragen werden, wer an den Hochschulen gehen muss: „Alle!“ Wenn eine wissenschaftliche Arbeit, die mehrere Jahre dauert, so geschlampt werden kann und es nicht bemerkt wird, hat die Unilandschaft ein massives, ein gewaltiges Problem.
Ich drücke die Kupplung übrigens bis heute, ich kann auch nicht parkieren, wer mit mir schon in den Ferien war, weiss, dass ich Parkplätze brauche, die so lang wie ein Fussballfeld sind und sich auf der rechten Seite befinden, zum Glück gibt es in der Vorsaison in Apulien und in der Nachsaison auf Menorca genügend solche Plätze. Das mit der Vorfahrt habe ich inzwischen kapiert. Einmal, an einem Tag, an einem holden Märzmorgen, machte ich alles richtig: Es war der Tag meiner Fahrprüfung. Also kommen Sie nicht auf die Idee, mir meinen Führerschein aberkennen zu wollen, es ging alles mit rechten Dingen zu.

P.S. Ja, ich habe aus der Seeräuberjenny zitiert, aber ich gebe keine exakten Quellen an, das ist eine Glosse! (Vielleicht ist das Ding von Anette ja auch eine, ich habe es nicht gelesen.) 

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