Dienstag, 21. August 2012

nulla poena...

Heute sprang mich die Nachbarskatze einmal wieder an. Sie nimmt dann immer Anlauf, springt mir auf die Schulter und schleckt mich ab, nebenbei durchnässt sie meine Kleider und lässt überall ihre Haare. Wenn sie dann von mir abgelassen hat, blüht mir ein einstündiges Reinigungsritual: Duschen mit Kernseife, alle Kleider in die Wäsche: Ich bin Katzenallergiker. Sämtliche Interventionen beim Nachbar scheiterten, also war ich heute auf der Polizei. Die Antwort war ernüchternd, man könne da nichts machen, es gebe da kein Gesetz, Katzen können tun und lassen, was sie wollen und der Nachbar könne auch nicht immer aufpassen. Für mich ist so ein Verhalten aber grobe Körperverletzung.
Nulla Poene sine lege, ohne Gesetz keine Strafe. Dies wurde vielen Menschen gesagt, zum Beispiel Fred H.aus D., dem 1980 ein Mann hinterherlief und winkte, keine Bedrohung, keine Gefahr, der Gestörte rannte nur den ganzen Tag Fred nach und schwenkte seine Hand. Die Polizei war machtlos: Es gab noch kein Gesetz gegen Stalking.
Paula G. aus R. wurde 1979 ihre Bankkarte gestohlen, dummerweise kannte der Dieb den Code und war damit für den Automaten der rechtmässige Besitzer der Karte, man konnte ihn nur für unerlaubtes Ausleihen belangen, die Gesetze waren noch nicht geändert.
Ich gab aber keine Ruhe und fand einen Passus: Ein Tier, das einen Menschen bespeichelt, darf getötet werden. Die Zeilen stammen aus dem Jahr 1620, offenbar aus Pestzeiten, wo solche Tierschmusereien schnell Gevatter Hein auf den Plan riefen, und wurden scheinbar nie gelöscht. Ein so genanntes "dumblaw", das man einfach vergessen hat, so darf man in Florida in Hotels keine Orangen schälen und in Alabama dürfen geschiedene Frauen am Sonntag nicht Fallschirm springen, Gesetze, die einmal Sinn machten, heute aber perverse Relikte sind.
Als ich mit meinem Katzenparagraph zu den Behörden ging, bekam ich gesagt, so einfach ginge das nicht, man könne nicht etwas wollen und dann einfach ein Gesetz suchen...
Interessanterweise findet man, wenn eine Tat oder Sache politisch wird, sehr schnell ein Gesetz, das zutrifft, notfalls aus dem 7.Jahrhundert. Wenn drei Punkmädels eine Kathedrale stürmen, muss einfach verurteilt werden, da sagt niemand, es gebe kein Gesetz, das passt. Gottesdienste stören und gegen Putin sein ist eine Schweinerei, da finden wir schon etwas. Hier gilt nicht "nulla poena sine lege", sondern: die Strafe ist klar, den Paragraphen werden wir schon finden. Und wenn wir Glück haben, steht dann auch noch ein wunderbar hohes Strafmass im Gesetz.
Ich habe die Katzengeschichte übrigens auf meine Weise gelöst, ich beschmiere meinen Hals mit einer Creme, die Katzen absolut nicht mögen, das Auftragen von Halscreme ist ja, soviel ich weiss, noch erlaubt.

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