Donnerstag, 16. August 2012

Job als Ausmister

Herrn
Oberbürgermeister Dumpflinger
Schmiergasse 7
809777 Dunkelheim

Basel, den 17.8.2012

Sehr geehrter Herr Dumpflinger,

Ihr Angebot ehrt mich. Sie haben meinen Blog gelesen und bieten mir nun einen Job als Ausmister, wie sie mir schreiben, gehen Sie im Oktober in Ruhestand und möchten Ihrem Nachfolger ein leeres Büro hinterlassen. Die Bezahlung mit 500.- pro Tag, Kost und Logis im Wittelsbacher Hof, dem ersten Haus am Platze, ist grosszügig und absolut OK.
Was mich zögern macht, ist die Tatsache, dass Sie alle, alle, aber absolut alle Unterlagen dem Schredder überantworten wollen. Gäbe es nicht ein paar Protokolle, Dossiers, Briefe, Notizen, Belege, die man eventuell archivieren sollte? Oder vielleicht sogar nach deutschem Beamtenrecht archivieren muss?
Herr Dumpflinger, lassen Sie mich Klartext reden: Die Sache hat ein Gschmäckle. Ich will Ihnen nichts unterstellen, aber die Angelegenheit ist merkwürdig. Wenn Ihre Spesenbelege in Ordnung sind, können wir Sie aufheben. Wenn Ihr 5-wöchiger Mexikoaufenhalt ein Urlaub war, müssen wir schreddern, klar. Aber dann machen wir uns eigentlich strafbar. Wenn die Briefe der örtlichen Wirtschaftslobby wirklich nur Glückwünsche zur Goldenen Hochzeit enthielten, können Sie weg, wenn gewisse Förderungsthemen angesprochen werden, wird es heikel.
Herr Dumpflinger, ich kenne Sie nicht und Sie sind sicher ein anständiger Mensch, auch wenn Sie damit in Ihrer Partei ein Unikum wären.
Aber man hat halt schon so viel gehört... Die Unterlagen über den Neonaziskandal hätten sich nicht in den Schredder gehört, und die Staatsanwaltschaft war ja bei Mappus, bevor er irgendetwas vernichten konnte. Seit Jahren wird in Deutschland gemistet, weggeworfen, gelöscht, was Klarheit in unklare Fälle bringen könnte. Oder die Existenz von Akten wird einfach geleugnet, wie die 4000 Ordner zu München 1972, jahrelang wurde dem Staat Israel gesagt, es seien keine Dokumente vorhanden, den Raum 245 in der Bayrischen Staatskanzlei gab es einfach nicht.
Herr Dumpflinger, ich glaube, ich bin nicht Ihr Mann. Ich habe Bedenken, in eine blöde Geschichte hineinzugeraten, und das möchte ich nicht.

mit vorzüglicher Hochachtung
Rolf Herter

P.S. Haben Sie sich eigentlich überlegt, was passierte, wenn ich gewisse Sachen statt zu schreddern  posten würde?
P.P.S. Ich kenne genügend Leute mit weniger Skrupel. Darf ich Ihr Angebot nach Palermo oder Wladiwostok weiterleiten?

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