Donnerstag, 22. September 2011

Kenianisches Baumkänguru

"Haben Sie einen Moment Zeit?" Vor mir steht ein braungebrannter, junger Kerl mit kurzgeschnittenem, blonden Haar. Ich checke das Design seiner Jacke und werde fündig: PRO NATURA. Er will mir eine Mitgliedschaft verkaufen.Ich sage mein übliches Sprüchlein auf: Ich spende schon einer internationalen (Save the children) und einer regionalen Organisation (IVB) und möchte mich nicht verzetteln, wenn ich Geld habe, bekommen die etwas. "Aber die Umwelt fehlt noch in Ihrem Spektrum." Der ist gut, der Mann, denke ich, der ist gerissen, das wird nicht so einfach. Ich wiederhole mein Sprüchlein und füge hinzu, dass die Hinzunahme der Umweltschützer zwar keine thematische, aber eine finanzielle Verzettelung wäre."Das Aussterben des Kenianischen Baumkängurus ist Ihnen egal?" Der ist clever, denke ich nochmal, der ist gut, der wird es weit bringen. Ich schaue mir mein Gegenüber erneut an: Unter der aufgeknöpften Jacke spannt sich ein enges weisses T-Shirt über kräftigen Muskeln, wenn es zum Kampf kommt, sehe ich alt aus. Trotzdem sage ich ganz frech: "Ja! Es ist mir egal! Ein Tier, das ich bis vor zwei Minuten gar nicht kannte, geht mir schlicht nicht so zu Herzen." "Und der Tibetische Schlappschwanztiger? Die Argentinische Halbmaus?" "Jetzt mach aber mal einen Punkt! Die Tiere sind dir genauso wurscht wie mir, du machst das hier, weil du Geld kriegst!" Seine Beine zucken, sein Bizeps spannt sich und ich suche das Weite.
Schlappschwanztiger...Wann fing das eigentlich an mit den Profi-Fundraisern, mit den Callcenterboys? Seit wann gibt es hier kein Herzblut mehr? Früher waren die Diskussionen spannender, als noch Leute da waren, die für eine Sache kämpften, die ihnen wichtig war.
Heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass in Afrika das Problem einer Überpopulation von Baumkängurus besteht. Sie fressen alles kahl, zerstören den Regenwald, dringen in Häuser und Scheunen ein. Zudem sind sie sehr intelligent. Ein Kenianer behauptet, ein Baumkänguru habe von seinem Handy aus eine obszöne SMS verschickt. Gut, ob das stimmt? Jedenfalls: Wenn eine Organisation Geld für das Abschiessen dieser Tier sammeln sollte: Ich bin dabei.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen