Freitag, 16. September 2011

Das OK

Der Gesangverein Dimpflingen wird in zwei Jahren hundert, Grund genug jetzt schon ein OK zu gründen. Es trifft sich heute zum ersten Mal.
Für das Essen wird Toni, der Bärenwirt, sorgen. Er hat ein schönes Menü zusammengestellt (Spargelcremesuppe, Blattsalate, Lendchen mit Gemüse und Kroketten, Vanillecreme), hat schon Leute für den Service an der Hand, die Chormitglieder müssen nur beim Auf- und Abbau helfen. Marco, der junge Dirigent übernimmt das Musikalische, er wird Kontakt mit den Gastchören aufnehmen und die Liedbeiträge koordinieren. Zum Abschluss wird "Kein schöner Land" gemeinsam von allen Chören erklingen. Beat, gelernter Grafiker, wird bis zum nächsten Mal drei Entwürfe für Plakat und Flyer präsentieren. So weit, so gut, die Aufgaben sind verteilt, man geht zum gemütlichen Teil über, eine Käseplatte wird geholt und ein guter Merlot aufgemacht.
Kann es so laufen? Ja, ich habe es schon erlebt, nicht zuletzt bei meinem Chor, dem Cäcilienchor Münchenstein.
Meist wird es aber so aussehen: Rudi meldet sich zu Wort und meint, Spargelcremesuppe sei schon recht, aber Lauchcremesuppe, es kürzlich habe er eine so gute Lauchcremesuppe..., das Thema Essen wird nun in allen Variationen durchgekaut. Dann macht man sich über das Schlusslied her, wobei Hans sagen muss, dass er ein lüpfiges Lied wolle, und "Kein schöner Land" sei eben nicht lüpfig.., worauf sich 30 Minuten Diskussion über das Wort "lüpfig" anschliessen.
Wir verlassen kurz unsere Dimpflinger, um uns die Frage zu stellen: Warum müssen immer alle überall ihren Senf dazu geben? Warum gehen solche Treffen immer bis Mitternacht? Ich glaube, es ist ein falsches Verständnis von Demokratie, dass immer jeder mitentscheiden muss, wenn wer die meiste Ahnung hat, sollte er allein die Entscheidung treffen dürfen.
Aber nicht, dass Sie denken, ich hätte etwas gegen Vereine! Sie sind das Wertvollste, was wir haben.
In der Industrie läuft es nicht besser, nur aufgemotzt durch PPT-Spielereien, Flipcharts, Memos, Folien usw. Dort nennt man das Ganze "Meeting" und ist das Grauen für jeden, der eigentlich etwas arbeiten muss. Das Prinzip ist das Gleiche: Jeder, der einen Laptop besitzt, darf zur IT etwas sagen und jeder, der schon einmal etwas gekauft, hat zum Marketing.
Unsere Dimpflinger sind jetzt beim Plakat angelangt. Auch hier werden jetzt alle Farben durchgenommen: Ist Gelb nicht zu knallig, ist rot nicht zu erotisch, ist blau nicht zu blau?
Wir verlassen sie endgültig und mit Schaudern. Die erste OK-Sitzung war noch kein voller Erfolg, aber sie haben ja noch zwei Jahre Zeit.
Übrigens ist Champignoncremesuppe auch etwas feines...

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