Montag, 5. September 2011

11 für 10 oder die Pässe

„Nimm Döner-Pass“, sagt Ali von „Ali´s (!) Döner“ in Wuppertal, „ich mach Stempel, hast elften gratis.“ Ich sage ihm, dass ich sicher nicht so schnell wieder an die Wupper komme, ich hätte mir die Stadt angesehen, sei Schwebebahn gefahren, sei auf den Höhen spaziert hätte das Freibad genossen, so bald würde ich nicht wieder erscheinen. „Gefällt dir doch jetzt, kommst du wieder!“ Ich werfe ein, dass, sollte ich doch noch einmal aufkreuzen, ich dann vielleicht gar keine Lust auf Döner ...
„Döner geht immer!“ Der Mann sollte unbedingt Politiker werden. („Tiefbahnhof geht immer!“)
Ich nehme also den Döner-Pass, stecke ihn zu der Ausbeute der letzten Stunden (drei Kaffee-Pässe, drei Brötchen-Pässe, zwei Bier-Pässe, ein Seifen-Pass) und beschliesse, sie in einer spektakulären Anti-Rabatt-Littering-Perfomance in kleinen Schnipseln aus der Schwebebahn in die Wupper rieseln zu lassen.
Während ich mit Blick auf den Marktbrunnen meinen Döner jongliere – warum tropft es eigentlich immer auf die Stelle meiner Hose, die ich nicht mit Wasser bearbeiten kann? – überlege ich mir, warum mich diese Pässe so aufregen.
Zwei Gründe fallen mir spontan ein:
Früher gab es Stammkunden, sie kamen oft, jeden Tag oder ein paar mal die Woche, sie waren bekannt und man servierte ihnen auch ohne Rabattpass gelegentlich etwas „aufs Haus“, ein paar Erdnüsse, ein kleines Bier, einen Kaffee. Heute muss man die Treue zu einem Laden mit zehn Stempeln quasi beweisen.
Zweitens ist „der elfte gratis“ natürlich eine Lüge, da die Stempelpässe nach dem Giesskannenprinzip verteilt werden, ist die Vergünstigung ja schon längst in die Preise mit eingerechnet. Es gibt nichts umsonst auf dieser Welt.
Ich zereisse also die acht Papiere und streue sie genüsslich zwischen Oberbarmen und Unterbarmen in den blaugrün leuchtenden Fluss.
„100 Euro Busse.“ Neben mir hat sich ein Schwebebahnpolizist aufgebaut, ich zahle widerspruchslos. „Ich gebe Ihnen einen Stempelpass, dann kostet die elfte Ordnungswidrigkeit nichts.“
Also schön, werde ich doch öfter nach Wuppertal fahren, und in ein paar Jahren – vielleicht so 2015 – werde ich nach drei Kaffees, drei Brötchen, zwei Bier, einem Seifenkauf und einem Döner nackt in der Wupper stehen und die Leute in der Schwebebahn beleidigen. Aber vielleicht gibt es den Döner auch hinterher als Belohnung.

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