Dienstag, 26. Dezember 2023

Kirche zu verkaufen?

from: maris.mueller@txmail.com
to: pater.johann@st-marien.org

Guten Tag, Hochwürden.
Ich war in Ihrem Gottesdienst am 24.12. Sehr schön gemacht, sehr ergreifend, sehr stimmungsvoll. Auch die Kirche: Sehr schön, sehr (neu?)-gotisch, sehr geschmackvoll; kurz gesagt: Ich würde sie gerne kaufen. Was kostet sie?
Mit freundlichen Grüssen Maris Müller.

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Guten Tag Herr Müller.
Es freut mich, dass Ihnen die Christmette behagt hat. St. Marien wurde übrigens 1867 erbaut und ist somit neugotisch. Wie Sie aber auf die absurde Idee kommen, dieses Schmuckstück könne man kaufen, ist mir schleierhaft. St. Marien ist ein heiliger Ort, ein Ort, der Gott geweiht ist und natürlich nicht verkäuflich.
Mit lieben Grüssen Pater Johann.

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Ach Pater Johann,
ich hatte sie nach Ihrer doch sehr lebensnahen Predigt für ein wenig realitätsnaher gehalten. Allen Ortes werden Kirchen abgewickelt, geschlossen, entweiht, in jedem Bistum gibt es Beauftragte für den Kirchenverkauf, auch Ihre Bude wird bald geschlossen, und hier hätten Sie die Möglichkeit selber mitzubestimmen.
Sie haben nun wahrscheinlich Angst, ich könne etwas ganz Schlimmes mit Ihrer Kirche anstellen, immerhin hört man ja gerade von ehemaligen gotischen oder neugotischen Kirchen, die zu Gothic Discos oder S/M-Tempel umfunktioniert wurden. Also keine Panik: Ich würde meine inzwischen doch erheblich angewachsene Kunstsammlung dort unterbringen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Mit Grüssen MM

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Werter Herr Müller, Sie nerven. St. Marien ist eine grosse, lebendige Gemeinde mit gut besuchten Gottesdiensten. Es gäbe überhaupt keinen Grund, so eine Gemeinde abzuwickeln. Es ist mir ganz egal, ob sie Disco, Sado-Maso, ob Sie Kunst oder Konzerte oder ob Sie ein Fitnessstudio machen möchten: Die Kirche steht nicht zum Verkauf. Mit vorzüglicher Hochachtung Pater Johann

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Pater Johann! Grosse Gemeinde? In Ihrem Dorf hat es 4567 Einwohner, von denen gerade noch 987 in der Kirche sind – in Ihrer, es gibt auch Protestanten. Woher ich das weiss? Die Statistiken sind nicht geheim. Die 987 gehen aber nun nicht alle in die Kirche, wir hatten neulich – ich habe gezählt – 225 Besucherinnen und Besucher. Das ist nicht schlecht für den x. Sonntag nach Trinitatis, aber sehr mies für den Heiligen Abend. Lebendige Gemeinde? Sie scheinen nicht gerade über ein grosses Reservoir an Mitarbeitern zu verfügen, die Sakristanin war auch die Lektorin, und für einen 24. 12. sind drei Ministranten extrem wenig. Geben Sie es doch zu: In spätestens zwei Jahren ist Ihre Kirche dicht. Also verkaufen Sie JETZT!
Liebe Grüsse Maris Müller

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Herr Müller!
Bekommen Sie eigentlich mit, was im Vatikan so läuft? Der Papst hat Schwulensegnungen und Lesbensegnungen erlaubt. Das heisst: Es gibt einen Aufbruch. Wir planen also, 2024 die Super-LGBTQ-Pfarrei zu werden, leider dürfen wir St. Marien aus Denkmalschutzgründen nicht in Regenbogenfarben streichen, aber die Flagge wird wehen, es wird volle Gottesdienste geben und viele tolle Dinge
Liebe begeisterte Grüsse Pater Johann

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Lieber Pater Johann
Schön. Träumen Sie weiter. Vielleicht klappt ja Ihre Queer-Church. Aber nochmals: Ob die wenigen Gläubigen mit deren Kirchensteuer die Kosten der Pfarrei stemmen können, ist doch sehr fraglich. Aber ich will nicht unken, ich wünsche Ihnen viel Glück, und wenn es doch nicht klappt, haben Sie meine E-Mail.
MM
P.S.: Könnten Sie Ihre Kollegen von St. Anna, St. Hyronimus, St. Peter, St. Katharina und St. Alban auf mich aufmerksam machen?
Das sind doch auch schöne Objekte…

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