Freitag, 24. November 2023

Der Loriot-Text (ein Tagebuch)

Freitag, den 17. November 2023

Ein Leser hat mich gebeten, etwas über Loriot – der dieses Jahr ja immerhin seinen 100sten gefeiert hätte – zu schreiben. Nichts leichter als das. Ich habe ja auch etwas Schönes zu seinem Tod geschrieben. Auf den Tag genau vor 12 Jahren liess ich ihn auf «Wolke 317» mit Georg Kreisler und Franz-Josef Degenhardt zusammentreffen.
Morgen gehe ich an die Arbeit.

Samstag, den 18. November 2023

Wollte den Tag mit einem schönen Frühstück beginnen, und dies als Motivation und Anschub für meinen Loriot-Post nehmen. Aber schon Ärger am Morgen: Das Ei war hart! Obwohl es – laut meines Partners dreieinhalb Minuten gekocht hatte, dreieinhalb Minuten nach Gefühl – war es hart. Habe mich so geärgert, dass ich nichts schreiben konnte.

Sonntag, den 19. November 2023

Konnte mich nicht konzentrieren, weil meine Nachbarin laut für ihre Ausbildung übte. Sie macht an einer privaten Akademie ein Jodel-Diplom.

«Hollara di dudl dö.
Hollara di dudel di.
Dudl, dudl, dudel dö
Hollari di didl du.
Di düdl di.»

Wie soll ein normaler Mensch sich da konzentrieren?

Montag, den 20. November 2023

Nun wollte ich aber endlich drangehen! Aber es kommt immer anders. Ich sitze am Schreibtisch, es klingelt. Draussen steht ein Wein-Vertreter, und vielleicht, so denke ich ist eine Oberföhringer Vogelspinne eine gute Inspiration, also probiert, und schon bei der Hälfte der Flasche klingelt es wieder: Ein Vertreter für Staubsauger-Föhn-Kombinationen, der mittrinken und sein Gerät «Heinzelmann» vorführen durfte. Als dann noch ein Versicherungsagent zu unserer Runde stiess, wurden noch Hupfheimer Jungferngärtchen, der Klöbener Krötenpfuhl und eine Spätlese vom Bremer Roten Kreuz kredenzt.
Danach war ich so betrunken, dass an Schreiben nicht zu denken war.

Dienstag, der 21. November 2023

Ich hatte angefangen!
Eine entzückende kleine Geschichte, bei der Loriot und Evelyn eine Tournee durch die deutsche Provinz machen und in Städten mit lustigem Namen gastieren. Aber in Tahlschfrö…, in Thelasch..., Thalesch…, Thesch…, Frösch…, Thaleischweiler-Fröschen verhakte ich mich schon total und konnte nicht weiter.

Mittwoch, den 22. November

Wollte heute zur Entspannung ein Bad nehmen und dann erholt und erfrischt beginnen. Aber im Badezimmer habe ich mich wieder nur aufgeregt.
Die Ente! Die Gummiente! Sie grinste mich wieder aus dem Wasser an. Und das, obwohl ein grosses Schild steht:

DIE ENTE BLEIBT DRAUSSEN

Zwei Valium zum Herunterkommen. Schreiben undenkbar.

Donnerstag, den 23. November

Auch heute machte der Lärm im Haus ein konzentriertes Schreiben unmöglich. Nicht nur dass die Nachbarn über mir ein Klavier geliefert bekamen, nein, der grenzdebile Vater hatte noch die oberschwachsinnige Idee, das Ereignis zu filmen, sodass das Instrument zig Male in die Wohnung geschleppt wurde. Und immer riefen alle: «Ein Klavier! Ein Klavier!»

Freitag, den 24. November 2023

Ich habe nichts hinbekommen.
Ich werde dieses Tagebuch veröffentlichen.
Obwohl der Text weiss Gott nichts mit Loriot zu tun hat.

Ich entschuldige mich dafür.



















 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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