Dienstag, 8. August 2023

Impressionen einer Julireise (3 und last): Von Chatbots, Mobiles und Stuttgart 21

Ach, die Technik!

Stuttgart, die Landeshauptstadt, ist die letzte Station unserer Reise. Seit vielen Jahren ist das Grünanlagen-Gasthof-Hotel am Marienplatz unser Stammquartier. Wie bei den Hotels in Schwäbisch Hall und in Ulm bekommen wir (also ich, Schmailie) ein paar Tage zuvor die Aufforderung zu einem Online-Check-in; das ist gar nicht so unpraktisch, weil alle Angaben bei der Ankunft schon im Hotel sind. Blöd ist, wenn man gewisse Angaben dort gar nicht machen kann und man dann beim Grünanlagen-Gasthof-Hotel am Marienplatz nur mit einem Chatbot zu tun hat. Hier ein kleiner Ausschnitt aus unserer einstündigen «Konversation» – ich muss das in Gänsefüsschen setzen.

Chatbot: Based on your recent conversation, how would you rate your experience with our messaging service?
Ich sende viermal das rote, wütende Emoji.
Chatbot schreibt viermal: We are sorry to hear you are not satisfied with our service.
Ich: You can`t be sorry. You are a machine.
Dann meldet sich neu eine andere Chabotin: Welcome back, Rolf! I`m a chatbot named EMMA. How may I assist you today?

Zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre. An der Rezeption klärt mich dann ein netter junger Herr auf: Die E-Mail, die ich nicht eingeben könne, gehöre zu meinen Stammdaten, ich sei ja registrierter Kunde, und die Stammdaten, Name und E-Mail sollten nicht verändert werden. So weit, so gut. Das Dumme sei nun, dass die Funktion WEITER genauso die Mailadresse verlange. Ihre IT-Abteilung sei daran, dieses Problem zu lösen.
Ich juble – wie stets, wenn ein Technikproblem wirklich wegen der Technik und nicht wegen meiner Blödheit existiert…

An- und Abreise (ein Drama in 2 Akten)

Von Ulm HBF nach Stuttgart Marienplatz und von Stuttgart Marienplatz nach Karlsruhe HBF (dort schliesst sich unser Reisekreis) sollte kein Problem sein: Mit dem Zug nach Stuttgart HBF, dann Tram 5, 6, 7 oder 15 bis Charlottenplatz, dort Linie 1 oder 9. Zurück genau umgekehrt.
Es sollte kein Problem sein.
Da ist aber Stuttgart 21, und dieses Chaos, diese ewige Baustelle, diesen Fussmarsch von 10 Minuten, diese Strapaze sollte man umgehen. Jeder, der zurzeit den Kontakt mit dem Hauptbahnhof der Landeshauptstadt vermeiden kann, tut dies. («zurzeit» bedeutet übrigens: Von vor 10 Jahren bis zu einem Zeitpunkt zwischen 2030 und 2040)
Wir nehmen also den Regionalzug ab Ulm, der ist ja eh schon bezahlt, steigen in Bad Cannstatt aus, laufen ein kleines Stück zum Wilhelmsplatz und nehmen die Tramlinie 1 direkt bis zum Marienplatz.
Auf der Rückreise die folgende Idee: Bus 40 zum Feuersee (3 Stationen), dort die S-Bahn bis Bietigheim, dann ist man auf der Route nach Karlsruhe. Das kühne Vorhaben scheitert an der reparaturbedingten Sperrung der Stammstrecke, also jenes Abschnitts HBF bis Schwabstrasse, den ALLE sechs Linien befahren.
Wahrscheinlich hatte man 2013 einmal bei Planung gefragt, ob, wenn man 2023 die Stammstrecke renoviert, Stuttgart 21 fertig sei, und die 21-Macher haben den S-Bahn-Machern gesagt: «LÄNGSTENS».
Also nun doch via HBF und die (gefühlten) 5 Kilometer laufen. Und immer wieder der «Blick durch den Zaun», und immer wieder die Feststellung: Es hat sich seit dem letzten Mal (Ostern 2023) nicht wirklich etwas getan. Dort hatte sich übrigens seit Sommer 2022 nichts getan.
Ich glaube nicht, dass ich die auf den Computeranimationen dargestellte Prachtsituation noch erleben werde…

Der Calder auf dem Schlossplatz

Vor dem wunderbaren Kunstmuseum Stuttgart, das wir als letzte Station der Reihe Würth – Weishaupt – HFG – Ravensburg besuchen, steht eine herrliche grosse Plastik von Alexander Calder. Was die wenigsten wissen: Das Museum kam viel, viel, viel später und wurde quasi hinter das Mobile gebaut.
«Crinkly avec disque rouge» wurde 1979 angeschafft und kostete damals 1 Million D-Mark (also umgerechnet 500000 Euro). Ich war 14 und habe die Diskussionen lebhaft mitbekommen. Empört war der Stuttgarter Bürger. Empört, wie man eine solche Unsumme für ein farbiges Stahlding ausgeben könne. Empört, weil jeder Schlosser von Kaltental es genauso hinbekommen hätte. Empört, weil hier Steuergelder verschwendet wurden.
usw.
usw.
Wenn man den heutigen Preis ansieht, der – es ist natürlich nicht auf dem Markt, aber interpoliert – im dreistelligen Millionenbereich liegt, muss man sagen: Kaum ein Kommunalpolitiker hat eine solche Rendite bei irgendeiner Anlage erreicht. Und wenn die Stadt mal Geld braucht, irgendein Ölscheich… Er müsste nur den Transport bezahlen.

Und hier endet unsere Fahrt. Wir kamen am 30. 7. (pünktlich! pünktlich!) zuhause an.

 

 

 

 

 

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