Beim Aufräumen findet man ja immer so
Dinge, Dinge, die man irgendwann gekauft hat, Dinge, die nun so herumgammeln,
so herumfahren, Dinge, die Staub und Jahre angesetzt haben, Sachen, die man nun
in die Hand nimmt und beurteilen muss: Sind sie noch gut oder wegwerfen?
Manche haben ein Ablaufdatum, und das
Ablaufdatum sollte man schon auch beachten. Lebensmittel zum Beispiel. Da gibt
es zwar Leute, die verkünden: Datum ist Schall und Rauch, man kann ja öffnen
und daran riechen, daran schmecken, man hat ja eine Nase und die muss entscheiden.
Ich persönlich fühle da ein wenig anders, mein Magen dreht sich bei
Lebensmitteln, die quasi aus meiner Jugend stammen, der Magen um: Die
Konfitüre, die mir meine Patentante zum 13. Geburtstag schenkte, die ich
neulich fand, und die nicht einmal schlecht roch, ich habe sie weggeworfen. Die
Nudeln, die ich in meinem ersten Studiensemester erwarb und die aus
irgendwelchen Gründen nie gekocht wurden und auch alle Umzüge mitmachten, sie
kamen in den Müll. Das Glas Kapern, das das Schild des Tüberberg-Lädele trug
und das keinen Schimmel zeigte, ich schmiss es fort. (Das Tüberberg-Lädele
existierte bis 1982). Ich KANN einfach keine so alten Sachen essen, mir steigt
es in die Speiseröhre, wenn ich nur an einen Verzehr denke.
Klar wegwerfen kann man nicht benutzte
Gutscheine, Fahrkarten, Abonnements, kann man Billette und Tickets und Bons und
Rabattkarten, die nie gebraucht wurden und deren Gültigkeit im letzten
Jahrtausend endete:
*
Die Karte 10 Kaffee zahlen / 12 bekommen aus Hamburg aus dem Jahr 2001
*
Die beiden Kinokarten für einen Bergmann-Film im arthouse-Kino vom
3.5.1999 (Ich erinnere mich: Ich bekam damals Fieber und wir gingen wieder
heim.)
* Die Zugfahrkarte Guggingen – Bleiberg
vom Mai 2003, da ich inzwischen ein GA habe, muss ich mich nicht mehr darum
kümmern.
usw.
usw.
Ganz, ganz, ganz anders, fundamental
anders, diametral entgegengesetzt, geradezu antagonistisch verhält es sich mit
Kleidung.
Die nie getragene kackbraune Kniehose, der
nie getragene blaue Hut, der aussieht wie ein Nachttopf, das gelb-schwarz
gestreifte Gilet, die Schuhe mit Hühnerfedern, nie, niemals, zu keiner Zeit, in
keinem Moment sollte man sie fortschiessen, denn es kann ja immer sein, dass
das einmal wieder Mode wird. Hat man nicht auf den letzten Schauen kackbraune
Kniehosen gesehen? Ist nicht auf der aktuellen Homepage von St. Laurent ein
nachttopfartiger Blauhut zu sehen? Sah man nicht im Herbst beim Prêt-à-porter gelbschwarze Gilets und Schuhe mit Hühnerfedern?
Also: Aufbewahren!
Also: Aufbewahren!
Genauso mit Büchern, fast noch schöner, es
ist wunderbar, wundervoll, es ist herrlich und erregend, Bücher zu finden, die
man vergass und die nun auf einmal interessant und frisch einem in die Hände
fallen: Man weiss nicht mehr, wer einem das schenkte, wann man es kaufte, man
weiss nicht mehr, warum man das tolle Werk, den Superroman nicht sofort las, aber
nun wird man direkt ans Schmökern, an die Lektüre gehen.
Was aber tut man mit alten (also nicht
veröffentlichten) Posts?
Was?
Ja was?
Ach so, Ihnen ist das Problem nicht ganz
klar: Das Problem ist, dass ich viele Texte im Voraus schreibe, im Voraus
verfasse, dass mich manchmal die Muse küsst und ich mich an den PC setze und tippe, und tippe, und tippe. Ja, und dann kann es
passieren, dass sich das Thema irgendwie erledigt. Ich habe einmal über die
Länge der Koalitionsverhandlungen geschrieben, und just einen Tag vor der
Veröffentlichung des Posts hat sich Angie mit der SPD geeinigt.
Damals schrieb ich (es war am 1.8.2018):
Auch
Posts haben ihre Geschichte, ihre Chronologie, die oft eine bemitleidenswerte
und jammervolle Geschichte, die oft eine bemitleidenswerte und jammervolle
Chronologie ist. Da hat sich ein Thema überholt, ist inaktuell geworden, da hat
man über einen Affen gelästert und dann stirbt dieser Affe und über Tote sagt
man ja nichts Schlechtes. Da hat sich eine Situation, eine Sache total
verändert, da hat sich etwas zum Guten oder Bösen gewendet und dann passt
dieser Post nicht mehr. Hier kommt die bemitleidenswerte und jammervolle Story,
die Vita eines Post.
Sie
können eines daraus sehen:
Ich
werfe einen Post nicht weg. Auch wenn er ein wenig ranzig ist, auch ein wenig Schimmel
auf ihm ist, auch wenn er schon ein bisschen riecht.
So
werde ich Ihnen die nächsten drei Male Posts servieren, die vor oder ganz am
Anfang der Coronakrise entstanden sind:
Einen
über Trump, der sich über «sozialistische Ideen» wie die AHV lustig macht.
Einen
über Fairtrade und Oeko.
Einen
über die «Krise als Chance» aus dem Mund von Professoren.
Und
vielleicht entdeckt man dann wieder ganz aktuelle Sachen in diesen Texten, denn:
Die Dummheit Trumps hat sich ja bei Corona klar gezeigt.
Fairtrade ist ja nun, z.B. durch die Arbeitsausfälle in Bangladesh, immer ein Thema.
Und Krise/Chance bleibt auch.
Freuen Sie sich also ab dem 12.5. auf drei «ranzige» Posts.
Die Dummheit Trumps hat sich ja bei Corona klar gezeigt.
Fairtrade ist ja nun, z.B. durch die Arbeitsausfälle in Bangladesh, immer ein Thema.
Und Krise/Chance bleibt auch.
Freuen Sie sich also ab dem 12.5. auf drei «ranzige» Posts.
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