Wehe! Ach Wehe! Weiheloses und weinendes
Weh!
Ringlos ruft mich das rollende Jahr!
Wo find ich Walhall, Wotan und Walkür`?
Wo find ich Siegfried, Siegmund und
Sieglind`?
Wehe! Ach Wehe!
Früh und frech sagten ab die Friesen!
Monat für Monat nun macht- und motivlos.
Kult und Kultur kürzt uns Corona.
Wehe! Ach wehe! Weiheloses und weinendes
Weh!
Jetzt aber mal ein wenig sachlicher. Wie
Sie sicher wissen, brauche ich zu meinem jedes Jahr einen kompletten „Ring des
Nibelungen“, jedes Mal in einer anderen Stadt und anderen Inszenierung. So war
ich – nach vielen davor – 2016 in Frankfurt, 2017 in Leipzig, 2018 in Karlsruhe
und 2019 in Kiel. Für den Herbst 2020 war Oldenburg geplant, und das ist nun
schon längst abgesagt, sehr früh, aber da der Herbstzyklus nur eine
Wiederaufnahme des Frühjahrszyklus gewesen wäre, war es klar: Selbst wenn man
spielen könnte, hätte man nicht geprobt.
Ich habe mir nun für den Sommer und den
Herbst ein spezielles Ersatzprogramm zusammengestellt, dass ein wenig das
Ring-Feeling aufgreift.
August:
3 Tage Wellness in der Therme Bad Berich
Besichtigung des neurenovierten Schlosses
Wallhausen
Führungen durch die ehemaligen Unter
Tage-Anlagen in Miemen
4 Tage-Apfel-Kur in Bad Freyern
September
Teilnahme am Stadtmarathon Hundingen
ein Wochenende Paartherapie
Reiten in der Sächsischen Schweiz
Reiten in der Sächsischen Schweiz
Oktober
Schmiedekurs beim Verein Waffenkunst e.V.
Besuch im Dino-Land Ostwald
Wanderung mit Sonnenaufgang zum
Rübenfelsen
November
Webkurs bei den Schwestern Erdingern
(Spann&Zieh GmbH)
Schlauchbootfahren auf dem Rhein bei Worms
Hochzeitsfeier von Gundula in Brünn
„Tanzen ums Feuer“ (organisiert vom Verein
Weltrettung)
Klammer auf: Wer nicht ganz drauskommt,
kontaktiere den Opernführer von Reclam oder das Internet (Wikipedia, Der Ring
des Nibelungen)
Oder frage meinen Erzengel. Das ist vielleicht sogar das Beste.
Wenn ich jetzt aber die Kosten
überschlage, dann bin ich bei einer Summe, die meine Möglichkeiten um ein
Vielfaches übersteigt. Faktisch bin ich bei 8000 Franken, die Zeit in
Oldenburg hätte mich mit Tickets, Fahrt und Ferienwohnung, plus
Ernährungskosten nur rund einen Tausender gekostet.
Gut, ich bin auch viel länger als eine
Woche unterwegs, und es ist Wellness und Apfelkur dabei, aber auch die
Schlauchbootfritzen wollen 700 Euro, dabei übernachten wir in Zelten und kochen
auf Spiritusgeräten, also wahrlich kein Luxusurlaub. Auch die Weltretter wollen
90 Mäuse für ihre Feuertanzerei.
Dies zeigt uns: Kultur ist zu billig. Ganz
simpel und einfach gesagt.
Alle freuen sich so, dass man jetzt bald
wieder Konzerte und Theater bekommt, aber wir müssen auch bereit sein, das zu
bezahlen.
Warum schrien die Freischaffenden sofort,
wirklich sofort nach Staatshilfe? Warum verbrauchten sie nicht zunächst ihre
Rücklagen? Lösten ihre Sparkonten auf? Verkauften ihre Aktien? Verscherbelten
ihre Diamantringe? Weil sie so etwas nicht haben. Sie haben keine Rücklagen,
Sparkonten, Aktien oder Schmuck, sie leben von der Hand in den Mund, und das
hat jetzt einen ganz negativen Klang, so wie obdachlos oder Hartz IV, aber sie
leben von der Hand in den Mund, weil wir zu wenig zahlen.
Da muss ich Menschen klarmachen, warum ein
Kirchenkonzert meines Chores 30 Franken kostet, ein Kinobesuch kostet schon 19.
Da legen Leute, die locker für ein Dreigang-Menu 70 hinlegen, 10 Franken
in das Kollekten-Körbchen und kommen sich noch wie Maecenas vor.
Nein, Freunde:
Denken Sie beim nächsten solchen Anlass
daran: 20 ist Minimum.
Pro Person.
Also 40 für zwei.
Und das könnten sie eigentlich auf einen Fuffie aufrunden.
Und das könnten sie eigentlich auf einen Fuffie aufrunden.
Die Musen danken es Ihnen.
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