Dienstag, 11. Februar 2020

Sie ist da: Die Billion


Auf einmal ist sie da, ist sie aufgetaucht im Sprachgebrauch und präsent geworden, auf einmal ist sie um die Ecke geschossen und hat mich überrumpelt, auf einmal zuckt sie durch mein Hirn und meine Gedanken, jene unvorstellbare Zahl, jene Nummer, da ist sie:

Die Billion.

oder in Zahlen:
1 000 000 000 000

Das hat ja fast etwas Heiliges, etwas Sakrales, zwölf Nullen, zwölf, jene Numero Sancto, Kombination aus 3 (Zahl Gottes) und 4 (Zahl des Menschen), jene Ziffer, von der die ZWÖLF Stämme Israels und die ZWÖLF Apostel herrühren.
Die Billion.
Für Leserinnen und Leser, die schlecht Englisch können (habe ich wirklich solche?) muss noch erklärt werden, dass die angelsächsischen Länder das Suffix -arde nicht kennen, dass also die «billions» in den USA nur Milliarden sind (und die «trillions» natürlich dann Billionen)

Die Billion
Irgendwie unbegreiflich und unfassbar. Meistens hantieren wir mit viel, viel kleineren Zahlen, gegenüber der 1 000 000 000 000 geradezu Peanuts, Bagatellen, gegenüber der 10 hoch 12 Kleinig- und Nichtigkeiten:
Die Erde hat eine Oberfläche von 510 Millionen Quadratkilometer und ist rund 4 ½ Milliarden Jahre alt. Der Mensch ist seit 300 000 Jahren auf diesem Planeten (lächerlich) und es gibt von dieser eigenartigen Spezies aktuell 7,75 Milliarden Exemplare, teilweise ballen sich diese Tiere in Metropolregionen, von denen die grösste 39 Millionen erreicht (Tokio).
Nirgends eine Billion.
Doch, werden Sie sagen, doch, das Erd-VOLUMEN übersteigt die Billion (in km2) und das Mensch-Tier hat 30 000 000 000 000 Zellen. Aber nun mal ganz ehrlich: Ich kann mir das nicht vorstellen, das ist nicht greifbar und plastisch für mich.    

Nun ist sie auf einmal da, ist sie aufgetaucht im Sprachgebrauch und präsent geworden, auf einmal hat man sie aus dem Hut gezogen und aus dem Ärmel gezückt, plötzlich erschien sie wie ein Blitz am Himmel und schrie: Da bin ich! Ohne Vorwarnung stand sie im Zimmer und grinste:
Die Billion.
1 000 000 000 000.- Euro will Frau von der Leyen für den Klimaschutz ausgeben und 1 000 000 000 000 Bäume sollen auf der Welt gepflanzt werden.

Um das jetzt gleich mal klarzustellen: Ich habe nichts gegen eine aktive Klimapolitik und auch nichts gegen ehrgeizige Ziele; aber diese Zahlen sind sehr, sehr sportlich.
Der Trick bei solchen Mengen ist ja – wie ich oben erwähnt habe – dass man sie sich nicht vorstellen kann. Also müsste man sie mal auf kleinere Mengen herunterbrechen. In einem Museum in Holland wurde auf einer Tafel umgerechnet, welchen Wert der berühmte Beute-Silberschatz von Piet Hein hatte, zum Beispiel in Big Macs. Das war nicht nur sehr lustig, sondern auch sehr anschaulich. Gut, dann versuchen wir das mal:
Frau von der Leyen will den Gegenwert von 1 154 Elbphilharmonien auftreiben oder von einer Million Einfamilienhäusern. Obwohl die gute Frau mit ihrem Sprung nach Brüssel auch einen Gehaltssprung gemacht hat, müsste sie selbst 2,5 Millionen Jahre arbeiten, um das Geld zu haben. Ich selbst übrigens 14 Millionen Jahre.
Ach, Sie wollen das noch in Big Macs? Da muss ich erst guhgeln (sic), ich war so lange nicht mehr ungesund essen, dass ich keine Ahnung habe, was so ein Teil kostet.
Moment.
Moment.
Ok, 4 Euro. Eigentlich viel Geld für etwas, das nicht satt macht und keinerlei Nährwert hat. Gut, aber wir wollten rechnen: 250 Milliarden Big Macs. Die man sich nun auch nicht vorstellen kann.

Und wie ist das mit den Bäumen? Auch sehr, sehr, sehr sportiv. Wenn wir von 10 Bäumen in der Stunde ausgehen – ich glaube, mehr schafft man wirklich nicht – sind das 100 Milliarden Arbeitsstunden. Um das in 10 Jahren zu schaffen, braucht man 5 000 000 Menschen. Wäre ja bei 7,75 Milliarden Exemplaren Mensch kein Problem. Aber man muss die auch zahlen, oder? 5 000 000 Freiwillige wäre toll, aber ob DAS gelingt…

Auf einmal ist sie da, ist sie präsent im Sprachgebrauch und heimlich aufgetaucht, auf einmal ist sie um die Hausecke geschossen und hat mich zu Boden geworfen, auf einmal zuckt sie durch meine Gedanken, jene unvorstellbare Zahl, jene Nummer, da ist sie:

Die Billion.
in Zahlen:
1 000 000 000 000

Aber das Komische ist, ich habe jetzt so viel recherchiert und gerechnet, und je mehr man es tut, umso mehr gewöhnt man sich an die vielen Nullen. Und das ist wahrscheinlich gerade das Problem: Die Abnutzung. Wer ständig mit 1 000 000 000 hantiert, für den sind eben neun Nullen gar kein Problem, und wenn 9 gehen, warum sollten dann nicht auch 12 gehen?

Tausend Dank fürs Seiteaufrufen und Lesen.
Oder bei der Zahleninflation besser gesagt:
Millionen Dank fürs Lesen! Milliarden Dank! Billionen Dank!



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