Stellen Sie
sich vor, Sie würden bei einer Fernsehanstalt oder einem Theater ein Exposé für
eine Polit-Posse einreichen:
BUMPING WORLD
Polit-Posse
in 10 Szenen
Personen:
Der Präsident einer Bananenrepublik / die Gattin des Präsidenten / die Chefin
der Opposition im Parlament / der Gegenkandidat des Präsidenten in seiner
Partei / diverse mögliche Kandidaten der Oppositionspartei / der Staatschef
einer Wüstenrepublik
Szene
1
Der
Präsident verkündet nach seiner Wahl, dass er der Grösste sei und dass er das
Land wieder gross machen werde.
Szene
2
Bei einer
Benefizveranstaltung tritt die Gattin in einem T-Shirt mit der Aufschrift «I
don`t care» auf. Allgemeine Entrüstung
Szene
3
Die
Gattin lässt sich im Garten des Palastes bei der Gartenarbeit filmen. Dabei trägt
sie Highheels. Allgemeine Heiterkeit.
Szene
4
Der
Präsident verkündet, dass er der Grösste sei und dass er das Land wieder gross
machen werde.
Szene
5
Die
Chefin der Opposition gibt bekannt, dass sie ein Verfahren einleiten wird, dass
zur Amtsenthebung des Präsidenten führen wird. Der Präsident kontert, dass das
keine Chance habe und sie eine dumme Kuh sei.
Szene
6
Der
Präsident beschliesst mit dem Staatschef der Wüstenrepublik einen Plan zum
Frieden in der Region. Dummerweise hat man die Kontrahenten und Feinde nicht
eingeladen, was zur allgemeinen Verwunderung führt.
Szene
7
Der
Präsident verkündet, dass er der Grösste sei und dass er das Land wieder gross
machen werde.
Szene
8
Die
Gattin tritt in Afrika in einem Tropenhelm auf, dem Symbol des Kolonialismus.
Allgemeines Entsetzen.
Szene
9
Bei den
Vorwahlen der Oppositionspartei in «Middle of Nowhere» kann wegen technischer
Pannen der oder die Sieger(in) nicht ermittelt werden. Alle Kandidat(inn)en
erklären sich daraufhin zu Gewinner(inne)n.
Szene
10
Der
Präsident verweigert der Oppositionschefin den Handschlag, darauf zereisst sie
ihm ein Manuskript.
Nun mal ganz
ehrlich:
Kein
Theater, keine Rundfunkanstalt, kein Sender und kein Filmstudio würden so einen
Mist annehmen. Weder RTL noch Sat1, weder ARD noch ZDF, auch nicht irgendeine
Produktionsfirma würden dafür Geld ausgeben. Zu überzeichnet, zu unrealistisch,
zu grotesk und zu doof wären noch die höflichen Absagen. Die frechen würden
vorschlagen, man möge das Exposé doch verbrennen, zu Pappmaschee verarbeiten,
man möge sich das Script in den … schieben oder sich den … damit abwischen.
Nein.
Mit so einem
Unsinn käme man nicht weiter, so ein Blödsinn wird nicht produziert.
Darum seien
wir doch froh, dass es die Realität gibt. Die Realität ist manchmal so viel
grotesker, so viel blöder, so viel witziger, als irgendein Autor sich ausdenken
könnte.
Nehmen wir
doch nur einmal die Iowa-Geschichte. Seit dem Gilbert Grape-Buch und der
grandiosen Verfilmung mit Johnny Depp, Juliette Lewis und Leonardo Di Caprio
ist doch «Iowa» fast ein Synonym für Provinz, Hinterwald, für Niemandsland und
Unkultur, bedeutet fast das Gleiche wie «janz weit draussen – jotweedee», wie
«wo sich Fuchs und Hase…» oder wie Pampa. Im Chrut, wie die Schweizer sagen.
Und jetzt schafft es dieser Staat wirklich nicht, eine Wahl durchzuführen,
grandios! Die, die man für Hinterwäldler, Pampanesen, für Niemandsländer und
Provinzler hält, von denen man denkt, sie wohnen und denken und arbeiten
jotweedee und im Chrut, funktionieren genauso.
Die Realität
ist also viel schräger als ein Drehbuch je sein dürfte. Stellen Sie sich doch
einfach mal weitere Figuren vor, die in einem Skript völlig überzeichnet,
völlig übertrieben, die viel zu doof, blöd, viel zu schräg und absurd wirken
würden. Ich komme in ein paar Sekunden auf extrem viele:
Boris
Johnson.
Meine
Nachbarin.
Mein Nachbar.
Die Frau vom Kiosk.
Der Mann vom Café.
Mein Nachbar.
Die Frau vom Kiosk.
Der Mann vom Café.
Der schlecht
angezogene Wahrsager mit dem Hündchen.
Erdogan.
Helene
Fischer.
…
…
Sicher kennen auch Sie Leute, kennen auch Sie Vorfälle, die Sie gerne als Drehbuch einreichen würden, sich aber dann besinnen:
Kein
Theater, kein Sender und kein Studio würden so einen Bullshit annehmen. Weder VOX noch Sat1, weder ARD noch ZDF, auch nicht irgendeine
andere Firma würden dafür Geld spendieren. Zu überzeichnet, zu unrealistisch,
zu grotesk und zu doof wären die Absagen. Man würde Ihnen empfehlen, ihr Skript an die Wand zu hängen, zum Fenster hinauszuwerfen oder irgendwelche Körperteile damit zu reinigen.
Aber zum
Glück gibt es die Realität.
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