Dienstag, 19. November 2019

Die 1001 Mails von buchung.de


Liebes buchung.de

Ich finde dich ziemlich gut. Was du mir bisher an Hotels, Gasthöfen, an Appartements und Ferienwohnungen, was du mir an Fremdenzimmern, Übernachtungsmöglichkeiten und B&B angeboten hast, war sauber, bequem, es war günstig und erreichbar. Ich konnte dich immer guten Gewissens weiterempfehlen.
Was aber jetzt ein wenig, nein, was sehr, nein, was in hohem Masse nervt, ist die Flut von Mails, mit denen du mich fast täglich überschüttest, mit denen du mich bombardierst und eindeckst. Da kommt dann zum Beispiel so Zeug:

Hallo Rolf, in Witten, Donaueschingen und Hohenems haben wir Angebote.
Rolf, Zimmer in Pirmasens, Wanne-Eickel und Ludwigshafen

Um dich hier mal aufzuklären: Das alles sind Orte, wo man nicht «einfach so hinreist». In Witten war ich bei den Tagen für Neue Kammermusik, in Donaueschingen bei den gleichnamigen Musiktagen und in Hohenems bei der Schubertiade. Und alle diese Festivals haben bestimmte Zeiten im Jahr. Im Januar z.B. sind sie nicht, da macht es also keinen Sinn, mir irgendwelche Angebote zu senden.
In Pirmasens war eine Ausstellung eines befreundeten Künstlers, in Wanne-Eickel spielte eine befreundete Schauspielerin die Nora und in Ludwigshafen war eine Produktion einer selten gezeigten Puccini-Oper. Wenn so etwas nicht ist, fährt man nicht in diese Orte, so wie man auch nicht nach Reutlingen, Pforzheim, nach Idar-Oberstein oder Offenbach, so wie man erst recht nicht nach Castrop-Rauxel, Mülheim (Ruhr) oder Bottrop fährt.
Ich meine, warst du mal in diesen Städten? Nein? Dann fahre mal hin.
Schicke mir also solche Angebote nicht mehr.

Oder es kommen solche Mails:

Verlängere deine Reise nach Mainz, Rolf! Tolle Angebote in Wiesbaden und Frankfurt.
Warum nicht von Scheveningen weiterfahren? Wir haben Hotels in Rotterdam und Delft.

Liebes buchung.de, deine Mitarbeiter haben wohl in den Geographiestunden Schiffe-Versenken gespielt oder mit der Banknachbarin gefummelt, sie haben wohl gedöst oder aus dem Fenster gesehen, sie haben Karten gespielt oder Musik gehört, aufgepasst haben sie nicht. Schau dir den Quatsch doch mal auf der Karte an: Wiesbaden liegt Mainz direkt gegenüber, da kann man einfach über die Brücke laufen und ist da, ausserdem fahren 8 Buslinien über den Rhein, und Frankfurt erreicht man bequem mit der S-Bahn. Das Gleiche gilt für Scheveningen, das ja ein Teil von Den Haag ist: Delft und Rotterdam sind mit dem ÖV in 10 bzw. 20 Minuten zu erreichen. Kein Mensch nimmt da ein neues Hotel, es sei denn er oder sie wäre ein(e) Einpackfetischist/in) oder ein(e) Auspackfetischist(in), aber dann könnte man dem Packwahn auch im selben Hotel frönen. Schau doch, liebes buchung.de, mal in eine Landkarte, bevor du mir so Zeug schickst.

Jetzt aber wird es ganz grob:

Rolf, Hamburg ist gebucht. Wo geht es als nächstes hin?
Mach mal wieder Ferien, Rolf!!! Wir haben Angebote in Berlin, München und Bremen!

Liebes buchung.de, ob du es glaubst oder nicht: ich kann nicht immer Urlaub machen, kann nicht immer Kulturferien buchen und ich kann nicht die ganze Zeit in der BRD herumgondeln. Nicht, weil das nicht schön wäre, es gibt so viele Ausstellungen, die ich verpasse, so viele Premieren, die ich nicht sehe, aber ich muss nebenbei noch etwas anderes tun.  
Du fragst, was?
Na, ich muss arbeiten.
Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber deine Hotels sind zwar GÜNSTIG, aber UMSONST sind sie nicht. Und dazu kommen noch Fahrtkosten, denn die DB weigert sich doch hartnäckig mich auf dem Kohletender mitfahren zu lassen, und irgendwie essen muss der Mensch in Mainz, Hamburg, München oder Berlin ja auch. Ja, und da muss ich halt arbeiten, um dann diese Reisen zu bezahlen. Liebes buchung.de, du weisst doch ganz genau, wann ich wo bin, wenn ich also am 3. Februar von Den Haag heimgekommen bin, dann ist es Quatsch, mir am 4. einen Vorschlag für eine Reise zu schicken, die am 6. beginnt. Gelegentlich muss ich doch meine Brötchen verdienen.
Wenn du allerdings…
Wenn du allerdings Gratisbetten vermitteln würdest – und Fahrtgutscheine von der DB verschenken würdest, dann könnten wir über viele Angebote reden.   

Liebes buchung.de
Ich finde dich gut. Was du mir bisher an, Gasthöfen, Hotels und Appartements, was du mir an Ferienwohnungen und Fremdenzimmern angeboten hast, war sauber und bequem, war erreichbar und günstig. Ich habe dich immer guten Gewissens weiterempfohlen.
Was aber jetzt in fast biblischem Masse, was exorbitant und hochgradig, was granatenmässig und unfassbar nervt, ist die Flut von Mails, mit denen du mich fast täglich überschüttest, bombardierst und eindeckst.

Einfach aufhören.

Dann habe ich dich uneingeschränkt total lieb.

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