Am
Pfingstdienstag stand vor dem Eingang zum Hinterhaus ein Müllsack und oberhalb
von ihm klebte ein Zettel:
Welchen Teil von
«am Pfingstmontag keine Kehrrichtabfuhr»
haben Sie missverstanden?
Nun,
manchmal muss man Dinge wohl schärfer ausdrücken.
Unmissverständlich
– so sagt man doch, oder? Unmissverständlich. So, dass auch der letzte
Dummkopf, der letzte Trottel, so, dass auch Menschen mit einem IQ unter
Zimmertemperatur oder Leute, für die eine Ausgabe der Micky Maus der Gipfel
ihrer Intellektualität ist, die Dinge verstehen.
Unmissverständlich
eben.
Also hätte
man den Ursprungszettel so gestalten müssen:
Stellen Sie am 9.6.2019 keine Müllsäcke
raus!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ja nicht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Unhöflich –
aber unmissverständlich.
Verstehen
Sie den Satz «Liebe Badegäste, wir bitten Sie vor dem Schwimmen die Duschen zu
benutzen, vielen Dank»? Auch dieser Satz scheint missverständlich zu sein.
Viele Leute schienen zu denken, dass man die Duschen
a) umgehen
kann, wenn man nur badet
b) auch zum
Tanzen, Musik hören oder plaudern benutzen kann
c) es ja nur
eine Bitte und kein Befehl ist
Missverständlich
eben. Und so lautet der Satz neu:
Liebe Badegäste!
Vor dem Baden und Schwimmen ist das Duschen obligatorisch!
Zudem wird
er auch noch auf Französisch wiederholt, denn sonst würden die Elsässer
Badegäste behaupten, sie hätten nichts kapiert – obwohl ja Dusche/douche und
obligatorisch/obligatoire die gleichen Worte sind.
Wie
interpretieren Sie das Folgende:
Last Call.
Mr. Roman
Koller, booked on KLM 45645 to New York, please come to Gate 56.
Ist das
missverständlich? Kann man da noch ein «kommen, wenn man Lust hat» oder ein
«kommen, wenn man Zeit hat», kann man da noch ein «vielleicht, möglicherweise
und jetzt nicht» hineinlesen?
Scheinbar
schon. Denn in Schiphol hat man sich angewöhnt, das Ganze ein wenig schärfer,
eben unmissverständlich auszudrücken:
Mr. Roman
Koller, booked on KLM 45645 to New York,
YOU ARE
DELAYING THE FLIGHT!!!!!!
Please come
to Gate 56 immediately or we will proceed to offload your luggage.
Warum tun
wir uns so schwer, Dinge zu begreifen, wenn sie freundlich, bittend, wenn sie
nett und nettlich, wenn sie höflich, mit schönen Wörtern und in anständigem
Tonfall vorgetragen werden? Warum muss alles immer so UNMISSVERSTÄNDLICH gesagt
werden?
Vielleicht,
weil in unseren Gehirnen irgendein kleines Männlein sitzt, dass uns ständig
kleine teuflische Einflüsterungen macht: «Er hat gesagt, er bittet, wenn er
bittet, heisst das, dass er keine Berechtigung hat, zu befehlen, deshalb muss
er bitten und wenn er nur bittet, dann kannst du befolgen oder auch nicht…»,
«Es steht: KEINE ABFUHR, das heisst aber nicht, dass man den Sack nicht schon
rausstellen darf, sonst hätte man das ja explizit gesagt…», «Man sagt, du
sollst da und da hin kommen, aber man hat ja nicht gesagt, zu welchem
Zeitpunkt…»
Schon der
Beginn der Menschheit beginnt mit einer solchen missverständlichen (???)
Aussage:
Dann
gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du
essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen;
denn sobald du davon isst, wirst du sterben.
Besser hätte
der HERR gesagt:
Guck, der
Baum da! FINGER WEG DAVON! Absolutes Essverbot – sonst fliegst du raus!
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