Freitag, 9. August 2019

Hans Z., der Datenverweigerer


Hans Z. ist ein böser Bube, er ist ein finsterer Geselle, ein düsterer Heimlichtuer, er ist ein dunkles und graues Ungetüm. Stellen Sie sich vor, was der Kerl gestern gemacht hat:

Hans Z. verliess gestern um 8.00 das Haus, stieg in den Bus und fuhr zum Bahnhof. Dort löste er ein Ticket nach Poppenhofen. Dieses Ticket hatte er natürlich nicht wie anständige Leute am heimischen PC gebucht, sondern löste es mit Bargeld (!) am Automaten (!!). Sein Handy hatte er zwar dabei, aber ausgeschaltet (!!!). Nun ging Hans Z. zum Supermarkt am Bahnhof und kaufte mit Bargeld (!!!!) sich zwei Sandwiches und etwas zum Trinken. Als die Kassiererin nach der Payback-Karte fragte, erklärte er entrüstet, dass er eine solche nicht besitze (!!!!!). Hans Z. fuhr also nach Poppenhofen, von wo er eine sechsstündige Wanderung durch die Poppenhofener Berge machte, am Nachmittag erreichte er sein Ziel, das Seewirtshaus Anker, wo er ein Bier bestellte und Würstchen mit Bratkartoffeln ass. Muss hier noch erwähnt werden, dass Herr Z. seine Konsumation bar beglich (!!!!!!) und nicht wie ein normaler Mensch mit einer Mastercard, Visacard, American Express oder Diner’s Club. Als Hans Z. um ca. 19.00 wieder seine Wohnung erreichte, hatte er den ganzen Tag keine digitalen Spuren hinterlassen.

Leute wie Hans Z. sind Datenverweigerer.
Datenverweigerer sind das Schlimmste, was einer modernen Gesellschaft passieren kann. Wie soll eine Wirtschaft funktionieren, wie soll Werbung gemacht werden, wie sollen Menschen zu Kauf und Miete, zu Reise und Spiel, zu Konsum und Geldausgeben animiert werden, wenn wir ihre Daten nicht haben? Wie soll es zu Wachstum und DAX-Punkten kommen, wenn hier Menschen durch die Welt latschen, die uns keine Anhaltspunkte über ihr Leben geben?

Datenverweigerer sind böse Buben, böse Mädchen, sind finstere Gesellen und Gesellinnen, düstere Heimlichtuer, sind dunkle und graue Ungetüme. Was hat den so einer wie Hans Z. zu verbergen?
Na?
Natürlich kommt jetzt wieder der Spruch «Ich möchte einfach nicht, dass jeder weiss, was ich treibe.» Aber warum denn nicht?
Wahrscheinlich ist Hans Z. Agent einer geheimen Macht. Die Fahrkarte nach Poppenhofen am Automaten zu kaufen, kann ja nur den Grund haben, verschleiern zu wollen, dass man ebenda hinwill. Die Verweigerung von Kredit- und Payback-karte kann ja nur die Ursache haben, dass man in den Poppenhofener Wäldern etwas ganz Böses, etwas ganz Finsteres gemacht, getrieben hat.Was tat Hans Z. zwischen Unterschlucht und Oberschlucht? Was trieb er zwischen den «5 Eichen» und dem Poppenhofener See? Wen hat er getroffen und welche Geheimnisse sind dort verraten worden? Ist Geld, ist Rauschgift, sind Drogen, falsche Pässe, ist Uran oder Plutonium übergeben worden? Und wem? Sind hier die CIA, die NSA, sind die Russen, die Syrer oder die Iraner mit im Spiel?
Fest steht: Hans Z. KANN kein gutes Gewissen haben, sonst hätte er seinen Datensatz nicht so konsequent versteckt.

«Ich möchte einfach nicht, dass jeder weiss, was ich treibe.» Dieser Satz hat im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr. Wer nichts zu verbergen hat, der kann, nein, der soll und muss seine Daten zu Verfügung stellen. Wenn wir uns die Liste ansehen, die hier verlorenging und welche Branchen geschädigt wurden, dann kann einem schwindlig werden.

Fahrt nach Poppenhofen
Deutsche Bahn
Tourismus Kreis Poppenhofen
Einkauf
Sandwichindustrie
Grossbäckereien
Wurstwaren
Wanderung ohne Handy
Fitness und Freizeit
Fitness-Apps
Wanderbekleidung und -schuhe
Einkehr im Gasthaus
Wurstwaren (wieder!)
Gemüse- und Obstgeschäfte
Bierbrauereien

Nehmen wir nur einmal die Würste (es geht jetzt um die Wurst, sorry für das blöde Wortspiel):
Die Information, dass hier ein Mensch scheints gerne WURST isst, dass er WURST auf seinem Brot möchte, dass er nach einer langen Wanderung WURST zu sich nimmt, das ist für Firmen wie BELL® oder MEICA® Gold wert, gerade in den Zeiten des grassierenden Vegetarismus, Veganismus, des Fructuarismus und der Rohköstler.
Nein.
Wenn wir der Datenverweigerung nicht Herr werden, wird es schlecht um unsere Wirtschaft stehen.

Morgen will Hans Z. übrigens nach Pullenblauen. Wieder wird er NICHT online buchen, wird seinen Lunch BAR bezahlen und KEINE Paybackkarte haben, wieder wird er mit AUSGESCHALTETEM Handy in ein Gasthaus gehen, wo er OHNE Kreditkarte zahlt.
Wahrscheinlich trifft in den Pullenblauener Bergen einen Syrer, Russen oder Chinesen, dem er Geld, Rauschgift, Drogen, falsche Pässe, Uran oder Plutonium weitergeben wird.
Anders kann es nicht sein.

  


  

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