Auf dem
neuen hellen Sofa sind hässliche rote Flecken, rote Flecken, die sich bei
genauerem Hinsehen klar als Erdbeermarmelade identifizieren lassen. Dazu passt,
dass in der Küche ein Teller und ein Messer in der Spüle liegen, für die Mutter
ist der Fall klar: Michi (7) hat sich ein Brot gemacht und dann mit dem Sofa
nicht aufgepasst. Dieser allerdings streitet ab, er wisse nicht, wie die
hässlichen roten Flecken auf das helle Sofa kommen, er habe sich KEIN
Marmeladenbrot gemacht und er habe auch keinen blassen Schimmer, wie das Messer
und der Teller in die Spüle gekommen seien.
Es hat etwas
Rührendes, es hat etwas Herziges, etwas Niedliches und Liebes, wenn Kinder so
unbeholfen lügen, fast möchte man sie in den Arm nehmen und ihnen sagen, dass
alles nicht schlimm sei und auch keine Strafe warte, sie mögen nur bitte,
bitte, bitte, bitte ehrlich sein…
Es hat auch
etwas Rührendes, es hat etwas Herziges, etwas Niedliches und Liebes, wenn das
25jährige Model, das letztes Jahr für Gucci und Chanel lief und dieses Jahr als
Victoria’s Angel im Gespräch ist und das vor drei Monaten einen 83jährigen Mann
geheiratet hat, beteuert, es sei ihre grosse Liebe, Liebe auf den ersten Blick,
die Big Romance ihres Lebens und es spiele keine, absolut gar keine, überhaupt
keine Rolle, dass der 83jährige Häuser in New York, Cannes, St. Moritz und
Sidney besitzt und seine Konten am Überquellen sind (geschätzte 7,4
Milliarden). Fast möchte man das Model in den Arm nehmen und ihm sagen, dass
alles nicht schlimm sei und auch keine Strafe warte, sie mögen nur bitte,
bitte, bitte, bitte ehrlich sein…
Die gleiche
Rührung, die gleiche Niedlichkeit, der gleiche Liebreiz und Charme umweht den
Gewinner eines Radrennens, der nicht nur 5 Minuten und 34 Sekunden schneller
war als der Vorjahressieger und damit auch den Tour-Rekord gebrochen hat, nein,
der auch auf jeder Etappe das Trikot des Vortagessieger trug und nun klar sagt,
dass a) Doping eine Schweinerei sei, b) er noch nie gedopt habe und dass er c)
die 5 Minuten und 34 Sekunden, den Rekord und das Ständig-Trikot-Tragen ohne
irgendeine chemische Hilfe erreicht hat. Auch ihn möchte man knuddeln, herzen
und küssen, so unbeholfen und goldig ist seine Schwindelei.
Und in diese
Gruppe der Goldigen Lügner, der Rührendschwindler, in die Gruppe der herzigen
Betrüger und die niedlichen Abstreiter gehört auch AKK. Das Interview mit Claus
Kleber kurz nach ihrer Ernennung gehört zum Lustigsten, was man in letzten
Wochen im Fernsehen anschauen konnte. Kleber fragte nach, warum AKK, nachdem
sie bei der Übernahme des CDU-Präsidiums klar und deutsch und deutlich gesagt
hatte, dieses Amt habe absolute Priorität und sei nicht mit einem Ministeramt
vereinbar, nun doch ins Kabinett wolle und AKK antwortete, dass es eine Aufwertung
des Ministeriums sei, wenn die Vorsitzende selber hier Hand anlege. Sie
wiederholte diesen Begriff Aufwertung, als der Topjournalist nachhakte
und 3-5 Personen präsentierte, die durch ihren Background viel geeigneter
gewesen seien. Nun liess Kleber aber nicht locker und stiess zur Frage vor, ob
das VM nicht nur eine Trittleiter zum Kanzleramt sei. Darauf betonte AKK, wie
sehr ihr die Truppe am Herzen läge und wie wichtig die Bundeswehr für sie sei.
Und sie sagte noch ein paar Male
Aufwertung
Aufwertung
Aufwertung
Gespannt
wartete man nun auf ihre ersten Auftritte, zum Beispiel bei der Vereidigung.
Auch hier hatte es etwas Rührendes, es hat etwas Herziges, etwas Niedliches und
Liebes, wie sie betonte, wie wichtig das alles für sie sei. Man hatte den
Eindruck, dass schon die kleine Annegret mit Panzern und Soldaten spielte, dass
sie Abziehbilder von Armeehelden sammelte, dass sie schon mit 8 Jahren
verkündet habe, sie wolle Verteidigungsministerin werden. Ja man hatte den
Eindruck, dass hier eine Frau am Ziel ihrer Wünsche, am Ende der langen Reise,
auf dem Olymp der Politik angekommen sei und nie, nie, nie mehr wegwolle.
Man möchte
sie umarmen, die kleine Annegret. Umarmen wie den kleinen Michi mit den Marmeladeflecken,
wie das (aus Liebe!) mit dem Greis verheiratete Model, umarmen wie den nicht
gedopten Velofahrer, umarmen, knuddeln, knuddeln, knuddeln und ihr sagen:
«Alles nicht
so schlimm, du bekommst keine Strafe, keinen Liebesentzug, keinen Hausarrest,
aber bitte nicht mehr lügen. Es wird alles wieder gut.»
Aber
vielleicht ist Kleber – den ich extrem schätze!!! – doch noch eine Kategorie zu
weit unten. Wir alle erinnern uns, wie Lance Armstrong bei Oprah Winfrey
zusammenbrach und seine Dopingsünden gestand. Und genauso würde AKK bei Oprah
zusammenbrechen und unter Tränen gestehen:
«Ich…will…einfach…Kanzlerin…werden…mit…allen…Mitteln…buhuhuhuhuhuh…»