Wissen Sie,
was das ist? Eine
durch
Beschädigung, [absichtliche] Einwirkung o. Ä. entstandene offene Stelle,
an der die Substanz nicht mehr vorhanden ist (nach Duden)
???
Ganz
einfach. Es ist ein Loch.
Löcher faszinieren. Löcher sind eben nach dieser Definition
ein Nichts, aber ein Nichts, das ohne ein Etwas nicht existieren kann. Wenn
ihre Hose ein Loch hat, und Sie verbrennen die Hose, dann verschwinden auch das
Loch; wenn Sie Löcher in einer Bretterwand haben und sie reissen die
Bretterwand ein, nun, dann ist auch das Loch kaputt. Genauso verhält es sich
mit Löchern im Emmentaler (Vernichtung durch Aufessen) oder Löchern im Papier
(Vernichtung durch Zerrupfen).
Nun können
Sie einwenden, dass man Löcher auch durch Ausfüllen, Stopfen, dass man sie
durch Ergänzen und Zukleben, dass man Löcher durch Spachteln und Gipsen, durch
Ausspänen und Dichten beseitigen könnte.
Kann man
eben nicht. Die Archäologie kennt den Spruch «Nichts ist so beständig wie ein
Loch.» Will heissen, ein vor 2000 Jahre ausgehobenes Fundament ist immer noch
erkennbar, auch wenn x-mal Erde nachgefüllt wurde.
Ich hoffe,
Sie können gerade lesen? In Ruhe? Und sind nicht gerade in einem Funk-Loch?
Ich möchte
Ihnen nämlich drei der schönsten Löcher und Löcherarten vorstellen.
a) Das Meier-Loch
Die
Sprachgeographie des Deutschen kennt das Phänomen, dass in der Mitte
Deutschlands der Name Meier praktisch kaum auftritt (auch nicht in den
Varianten Meyer, Maier oder Mayer). Man kann lange rätseln, was die Meiers,
Meyers, was die Maiers und die Mayers von dieser Mitte ferngehalten hat. Die
Lösung ist ganz einfach: Der Hofverwalter eines fürstlichen Hofes hiess dort
Hofmann (oder Hoffmann) und nicht Meier. Es wäre nun spannend zu erfahren, wie
sich ein Meier (oder Meyer oder Mayer oder Maier) vor 150 Jahren im Meier-Loch
gefühlt hat. Gab es bei jeder Vorstellung, bei jeder Nennung seines Namens ein
Stirnrunzeln. Schaute man ihn oder sie so an, wie man heute jemand mit
komischer Hautfarbe oder komischer Kleidung ansieht? Wie fremd hat er oder sie
sich gefühlt? Das werden wir nie herausbringen.
b) Das
Leipziger Loch
Das vom
Gewandhausorchester eine Zeit lang gepflegte Warten vor dem Schlusston eines
Stückes (da-dada-damm-da…………………….daaaaaaa) ging als Leipziger Loch in die
Musikgeschichte ein. Zur Entstehung ist nichts bekannt, aber wahrscheinlich ist
es – wie viele Marotten, wie viele Ticks, so wie viele Unarten, Unsitten, so
wie viele Spleens und Meisen zufällig entstanden. Vielleicht hat da mal ein
Dirigent einfach zu lange mit dem Einsatz für den letzten Ton gewartet und das
Orchester spielte eben jenen letzten Ton eben diesen Moment später. Und dann
entspann sich folgender Dialog:
Orchestermusiker:
Chef, was war da mit dem
Schlusston?
Dirigent: (denkt:)
Üble Panne. (sagt :) Fand ich schön.
Orchestermusiker: Machen wir das jetzt immer?
Dirigent: (denkt:)
Sicher nicht. (sagt:) Ja, natürlich.
So geht es
mit vielen Unsitten, die eigentlich Pannen waren. Zum Glück ist das Leipziger
Loch wieder aus der Musik und damit aus der Kultur
verschwunden.
c) Das
Sommerloch
Laut
Wikipedia
eine
Bezeichnung in Bezug auf die Massenmedien,
besonders der Tagespresse und der Nachrichtenagenturen, für eine
nachrichtenarme Zeit, die vor allem durch die Sommerpause
der politischen Institutionen und Sport-Ligen, ferner auch der kulturellen
Einrichtungen bedingt ist.
So weit, so
gut.
Das
Spannende ist, dass 2019 ein Jahr ohne Sommerloch zu werden scheint. Allen
Journalisten und Publizisten, allen Reportern und Korrespondenten, allen
Medienschaffenden und Medienverantwortlichen, allen Rundfunk- und TV-Leuten
müsste eigentlich der Sommerurlaub gestrichen werden.
England hat
eine Regierungskrise.
Österreich
hat eine Regierungskrise.
Ja, und
schliddert auch die Bundesrepublik in eine Regierungskrise, die SPD hat keine
Führung mehr (oder, besser gesagt, nun auch offiziell keine Führung mehr) und
die GroKo steht auf dem Spiel.
So fällt in
vielen Journalistenfamilien der Satz: «Mallorca (Ibiza, Teneriffa, Tunesien, Côte
d’ Azur…) ist gestrichen, bedanke dich bei May (Kurz, Nahles…)»
So, das
waren drei schöne Löcher.
Aber nun
genug mit diesen offenen Stellen.
Ich gehe
jetzt Golf spielen.
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