Ab 2020 wird
die Dienstag-Freitag-Glosse auch Fotos enthalten.
Nun werden
Sie stutzen, liebe Leserin und lieber Leser, hatten wird das nicht
ausgeschlossen, hatten wir nicht in dem allerersten Beitrag, im Ur-Post, im Editorial
ausdrücklich gesagt, keine Videos, keine Musik und keine Fotos?
Natürlich
hatten wir das, ich habe das genauso geschrieben. Ich müsste Sie also
überzeugen, oder ich müsste Sie überreden. Aber das werde ich nicht tun. Ich
werde hinterrücks und hintenrum agieren, nach der sogenannten
Adenauer-Strauss-Schröder-Taktik (ASST), die bei allen Politikern sehr beliebt
ist. Benannt ist sie nach den Staatsmännern Konrad Adenauer («Was interessiert
mich mein Geschwätz von gestern.»), Franz Josef Strauss ("Wer noch einmal ein Gewehr in die Hand
nimmt, dem soll die Hand abfaulen!") und Gerhard Schröder («Innovation und
Gerechtigkeit» – und dann kam Hartz VI). Die ASST gliedert sich in mehrere
Phasen.
ASST-Phase 1
Zunächst
wird die kategorische, rigorose, wird die absolute und totale Verdammung einer
Sache wiederholt, und zwar auf eine so kategoristische, rigorosistische, auf
eine so absolutistische und totalistische Weise, dass man sie fast nicht ernst
nehmen kann. Ich werde also ab Juli behaupten, dass
·
* Fotos Unterschicht sind
·
* wer fotografiert, keinen geraden Satz
formulieren kann
·
* wer Fotos mag, ein Analphabet ist.
Dies ist vor
allem witzig, weil mit Sebastião Salgado ja gerade ein Fotograf den
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat. Durch ihre völlige und
völligistische Übertriebenheit ruft Phase 1 meist einen kleinen
Entrüstungssturm hervor, auf den in Phase 2 reagiert werden kann.
ASST-Phase 2
Die Phase 2
reagiert nun auf den Sturm nach Phase 1 und relativiert. Ich werde in diesem
Abschnitt dann also zurückkrebsen und betonen, dass
· * Fotos durchaus einen künstlerischen Wert haben
können
·
* Fotos manchmal einen Text erläutern, erklären
und unterstreichen
·
* Menschen, die sich Fotos anschauen weder
Analphabeten sind noch zur Unterschicht gehören
· * auch Blogs mit Fotounterstützung keine
unbedingt schlechte Sache sind
Phase
behauptet das genaue Gegenteil von Phase 1, aber man reagiert ja auf die
anderen.
ASST-Phase 3
In der
dritten Phase wird man nun vorsichtig den Boden für den Wandel vorbereiten. Ich
werde in Phase 3 ankündigen, dass nun Fotos kommen, aber
· * nur sporadisch, selten, nur alle paar Wochen,
nur in Einzelfällen und sicher nicht immer, nur wenn es Sinn macht und als
Ausnahme
· * nur Fotos, die den Text erklären und
unterstützen, es soll auf jeden Fall vermieden werden, dass die Fotos ein
Eigenleben bekommen
·
* die Fotos auf jeden Fall 30% des Postumfangs
nicht überschreiten werden
Das Schöne
ist, alle diese Bedingungen kann niemand nachprüfen, wenn die ersten Fotos
kommen: Was heisst selten? Einmal im Monat? Einmal im Jahr? Jeden dritten Post?
Erklärt ein Foto vom Genfer See den Begriff «Genfer See» oder ist es ein
überflüssiger Zusatz? Erläutert meine Morgenkaffeetasse den Begriff «Kaffee»
oder ist es nicht doch einfach ein dummes Zurschaustellen meiner
Morgenkaffeetasse? Und wie stellt der Leser und die Leserin die 30% fest? Wird
man mit dem Lineal vor meinem Blog sitzen und ausmessen?
ASST-Phase 4
Der erste
Post mit Fotos erscheint.
Die
Adenauer-Strauss-Schröder-Taktik (ASST), benannt nach den Staatsmännern Konrad
Adenauer («Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.»), Franz Josef
Strauss ("Wer noch einmal ein
Gewehr in die Hand nimmt, dem soll die Hand abfaulen!") und Gerhard
Schröder («Innovation und Gerechtigkeit» – und dann kam Hartz VI) ist ein
wunderbares Mittel.
Zurzeit wird
sie übrigens zum Thema AfD praktiziert, wird haben die Phase 1 hinter uns
gelassen und sind irgendwo zwischen Phase 2 und 3, es denken jetzt schon
Politiker über mögliche Koalitionen nach, aber natürlich nur kommunal,
höchstens Landesebene und nur wenn klar ist, dass der Kommunal- oder
Landesverband keine Nazis enthält. (Als ob das bei der AfD irgendwie klar
werden könnte…)
Wir sind
gespannt, wann Phase 4 erreicht ist.
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